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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Gemüse hat Anderson-sama keines im Haus, aber sie findet Reis, Soja und Fischsauce, also setzt sie Wasser auf und bewundert den Methanbehälter, den er hier so vollkommen ungesichert lagert. Fast hat sie vergessen, dass es einmal eine Zeit gab, in der all diese Dinge für sie selbstverständlich waren. Dass Gendo-sama sie in einer weit luxuriöseren Umgebung untergebracht hatte, im obersten Stockwerk eines Apartments in Kyoto. Die Fenster gingen auf den Tō-ji-Tempel hinaus, auf alte Mönche ganz in Schwarz, die mit langsamen Bewegungen den Schrein hegten.
    Diese längst vergangene Zeit kommt ihr vor wie ein Traum. Das ruhige, heitere Blau des Herbsthimmels. Sie erinnert sich an das schöne Gefühl, Kindern Neuer Menschen, die erst vor Kurzem der Krippe entstiegen waren, beim Entenfüttern zuzusehen oder dabei, wie sie eine Teezeremonie einstudierten, hoch konzentriert. Und ohne Aussicht auf Erlösung.

    Auch an ihre eigene Ausbildung erinnert sie sich … schaudernd erkennt sie, dass sie darauf dressiert wurde, für alle Zeit einem Herrn dienstbar zu sein. Sie denkt daran zurück, wie Gendo-sama sie aufnahm und mit Zuneigung überschüttete; dann warf er sie fort wie eine ausgelutschte Tamarindenschale. Das war ihr vorbestimmtes Schicksal. Und bestimmt kein Zufall.
    Mit zusammengekniffenen Augen starrt sie auf den Topf und das kochende Wasser, sieht den Reis vor sich, den sie nur mit Augenmaß perfekt abgemessen hat, weil sie genau weiß, wie viel sie benötigt. Unbewusst hat sie dann eine ebenmäßige Schicht im Topf geformt, ganz so, als handelte es sich dabei um einen Steingarten, als würde sie sich auf eine Zazen-Meditation vorbereiten, bei der sie die Körner festdrücken musste – als würde ihr Leben davon abhängen, dass sie den Reis in dem Topf ordentlich glattharkt.
    Sie schlägt zu. Die Reisschale zerspringt, und Scherben fliegen in alle Himmelsrichtungen; auch der Wassertopf segelt durch die Luft, und kochend heiße Juwelen leuchten auf.
    Emiko befindet sich im Auge des Sturms, sieht die kleinen Tropfen vorbeiziehen – schwerelose Reiskörner, mitten in der Bewegung erstarrt, als wären Korn und Wasser ebenfalls Aufziehwesen, die nur mit stockenden Bewegungen fliegen können, so wie sie ruckend und zuckend durchs Leben stolpert – ein bizarrer, unnatürlicher Anblick für normale Menschen. Diejenigen, denen sie so verzweifelt dienen will.
    Jetzt sieh nur, was dir deine Beflissenheit gebracht hat.
    Der Topf knallt gegen die Wand. Reiskörner glitschen über glatten Marmor. Alles ist triefend nass. Heute Nacht wird sie herausfinden, wo genau sich dieses Dorf für Neue Menschen befindet. Dieser Ort, an dem andere so wie sie ohne Herren leben. An dem Neue Menschen niemandem dienen müssen außer sich selbst. Auch wenn Anderson-sama gesagt hat, dass
seine Leute unterwegs sind, so wird er doch immer ein echter Mensch bleiben und sie immer zu den Neuen Menschen gehören – und für immer die Dienerin sein.
    Sie bekämpft den Drang aufzuräumen, damit alles ordentlich ist, wenn Anderson-sama nach Hause kommt. Stattdessen zwingt sie sich dazu, das ganze Chaos zu betrachten und sich vor Augen zu führen, dass sie nicht länger eine Sklavin ist. Wenn er möchte, dass der Reis vom Boden gewischt wird, dann muss er andere Leute damit beauftragen, für ihn die Drecksarbeit zu erledigen. Dafür ist sie nicht zuständig. Sie ist anders. Auf ihre eigene Art vollkommen. Und auch wenn sie einmal ein angebundener Falke war, etwas hat Gendo-sama doch getan, wofür sie ihm Dank schuldet. Er hat ihre Fesseln durchtrennt – nun ist sie frei.
    Mühelos – es ist fast schon zu einfach – gleitet sie durch die Dunkelheit. Silberne Reifen glänzen an ihren Ohrläppchen, während Emiko sich mit frischer Farbe auf den Lippen und schwarz geschminkten Augen in das Getümmel stürzt.
    Als Neuer Mensch kann sie sich mit einer solchen Geschwindigkeit durch die Menge bewegen, dass sie gar nicht wahrgenommen wird. Sie lacht über die anderen Leute. Lacht und schlängelt sich durch sie hindurch. Etwas tickt in ihrer Aufziehnatur und scheint den Suizid zu suchen. Sie taucht unter in der Öffentlichkeit. Das Schicksal hält seine schützende Hand über sie.
    Während sie durch die Menge gleitet, weichen immer wieder Leute vor dem Aufziehmädchen in ihrer Mitte zurück. Dieses gegen alle Regeln verstoßende Geschöpf, das die Unverschämtheit besitzt, ihre Gehsteige zu beschmutzen, verwirrt sie – als wäre ihr Land auch nur halb so

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