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Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl

Titel: Biokrieg - Bacigalupi, P: Biokrieg - The Windup Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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weiter aufzieht. »Wir werden Ihre Feder testen, Hock Seng. Wenn sie die Energie genauso gut abgibt, wie sie sie aufnimmt, dann bekommen Sie Ihr Schiff. Bringen Sie mir die Baupläne und die technischen Daten. Mit Leuten wie Ihnen mache ich gerne Geschäfte.« Er gibt einem Diener ein Zeichen, er möge Schnaps bringen. »Auf einen neuen Geschäftspartner!«
    Hock Seng wird vor Erleichterung fast schwarz vor Augen. Zum ersten Mal, seit ihm vor langer Zeit in einer Gasse Blut über die Hände lief, seit ein Mann ihn vergebens um Gnade angefleht hat, fließt Alkohol durch seine Adern, und er ist es zufrieden.

13
    Jaidee erinnert sich noch gut daran, wie er Chaya zum allerersten Mal begegnete. Er hatte gerade einen seiner frühen Muay-Thai -Kämpfe hinter sich gebracht; er hat vergessen, gegen wen er angetreten war, aber er weiß noch, wie er aus dem Ring stieg, wie die Leute ihm gratulierten, wie alle sagten, er wüsste sich sogar besser zu bewegen als Nai Khanom Tom. In jener Nacht trank er Laolao und taumelte dann mit
seinen Freunden auf die Straße hinaus. Sternhagelvoll, wie sie waren, kickten sie lachend einen Takraw-Ball durch die Gegend, ganz außer sich über Jaidees Sieg und von dem großartigen Gefühl, am Leben zu sein.
    Und dann sah er Chaya, die gerade dabei war, das Ladengeschäft ihrer Eltern zu schließen und die Holzvertäfelung vor den Schaufenstern zu befestigen, in denen Ringelblumen auslagen und wiedererschaffene Jasminblüten, die als Tempelgabe dienten. Als er sie anlächelte, musterte sie ihn und seine Freunde nur angewidert. Jaidee dagegen kam es so vor, als hätte er sie bereits in einem früheren Leben gekannt, als würden sich zwei Liebende begegnen, die füreinander bestimmt waren.
    Er hatte sie angestarrt, völlig fassungslos, was seinen Freunden natürlich nicht entgangen war – Suttipong und Jaiporn und die anderen, die alle starben, als die Furchen-Epidemie ausbrach und sie in die Pufferzone abkommandiert wurden, um die Dörfer niederzubrennen, die bereits befallen waren, alle lange tot –, aber er weiß noch gut, dass sie seinen entgeisterten Blick bemerkten, seine plötzliche alberne Verliebtheit, und wie sie sich über ihn lustig machten. Chaya musterte ihn mit ostentativer Verachtung, bis er schließlich davonstolperte.
    Jaidee war es immer leichtgefallen, sich eine Freundin anzulachen; entweder bewunderten die Mädchen seine Tapferkeit beim Kickboxen, oder ihnen gefiel seine weiße Uniform. Aber Chaya hatte einfach nur durch ihn hindurchgeblickt und sich abgewandt.
    Es dauerte Monate, bis er den Mut aufbrachte, sich ihr wieder zu nähern. Als er dem Geschäft ihrer Eltern zum ersten Mal einen Besuch abstattete, zog er sich gut an, kaufte Tempelgaben, nahm sein Wechselgeld entgegen und ging wortlos hinaus. Im Laufe der darauffolgenden Wochen
schaute er öfter vorbei und unterhielt sich hin und wieder mit ihr, stets darum bemüht, einen guten Eindruck zu machen. Anfangs dachte er, dass sie in ihm den betrunkenen Narren wiedererkannte, der versuchte, seine Entgleisung wiedergutzumachen. Im Laufe der Zeit stellte sich jedoch heraus, dass sie den arroganten Kerl, der ihr in jener Nacht auf der Straße über den Weg gelaufen war, vollständig vergessen hatte.
    Jaidee erzählte ihr nie von jener ersten Begegnung, nicht einmal, nachdem sie geheiratet hatten. Zu beschämend war es, was sie in jener Nacht auf der Straße in ihm gesehen hatte. Wie konnte er zugeben, dass der Mann, den sie liebte, mit diesem Dummkopf identisch war?
    Und jetzt sieht er sich gezwungen, etwas weit Schlimmeres zu tun. Niwat und Surat schauen ihm dabei zu, wie er seine weiße Ausgehuniform anzieht. Sie wirken sehr ernst, während er sich auf etwas vorbereitet, was seine Söhne als Erniedrigung erleben werden. Er kniet vor sie hin.
    »Was auch immer ihr heute erlebt – denkt stets daran, es gibt nichts, wofür ihr euch schämen müsst.«
    Sie nicken feierlich, aber er weiß, dass sie ihn nicht verstanden haben. Sie sind zu jung, um zu begreifen, wie sehr er unter Druck steht und wozu ihn die Umstände zwingen. Er drückt sie an sich, und dann geht er in das grelle Sonnenlicht hinaus.
    Kanya wartet in einer Fahrradrikscha auf ihn, die Augen voller Mitleid. Doch sie ist viel zu höflich, um auszusprechen, was ihr auf dem Herzen liegt.
    Schweigend fahren sie durch die Straßen. Vor ihnen taucht das Ministerium auf, und sie rollen durch das Tor. Diener mit ihren Rikschas drängen sich in der Einfahrt und warten, bis

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