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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Organellen halten, die in der Lage waren, ein unabhängiges Leben außerhalb der Mutterzelle zu führen – die sich als Retroviren fortpflanzten? Oder von den hohlen Komplexitäten aus Mikrotubuli ringsherum an den Zellwänden. Jede Frage warf tausend weitere auf, die meisten betrafen die isische Paläobiologie, einen Forschungszweig, der gerade erst geboren war. Abgesehen von zwei glazialen Bohrkernen und Freeman Lis Arbeit mit thermophilen Bakterien gab es keine konkreten Daten, nur Vermutungen. Die ganzen ungebrochenen Jahre evolutionärer Involution hatten offenbar einen uralten Parasitismus tief in den Mechanismus des Lebens hineingezüchtet – jeder Energieaustausch, jede selektive Ionisation, jede Freisetzung von ATP (* Adenosintriphosphat) war gleichsam ein versteinerter Akt räuberischen Verhaltens. Komplexe symbiotische Partnerschaften waren entstanden – so wie die Kollision tektonischer Platten Gebirge hervorbringt. Aus dem Konflikt wird Zusammenarbeit; aus dem Chaos Ordnung. Geheimnisse der Schöpfung.
    Seine Mutter hatte ihn in die Geheimnisse des Glaubens eingeweiht, hatte ihn jeden Monat mit ins Gotteshaus genommen. Red Thorns und Ice Walkers waren in erster Linie Alt-Deisten, ein Bekenntnis, das sich nicht zuletzt zum Philosophieren bekannte. Die monatliche Predigt war ihm zu hoch gewesen, doch er musste oft an die jährliche Anrufung in der engen Sternwarte denken. Er hatte in diese kalte Kuppel gemusst, um Sterne wie Rosenkranzperlen zu zählen, eingezwängt von den warmen Leibern der Gemeinde, die Stimmen zu Lobliedern vereint, derweil seine Mutter ihn so fest bei der Hand hielt, dass es wehtat. Es war nicht nur seine Schuld, dass er sich in die Sterne verliebt hatte!
    Die Red Thorns sahen das anders.
    Er betrat den Vorbereitungsraum, wo Zoe sich mit dem Außenanzug abmühte und Tia und Kwame die Ränder verkletteten. Im Kuiper-Gürtel geboren, hatten die beiden es nie gelernt, die terrestrischen Tabus im Umgang mit Nacktheit zu respektieren; sie machten sich offenbar keine Gedanken, warum Zoe unter ihren Berührungen zusammenzuckte. Als sie Hayes erblickte, rief ihre Miene förmlich um Hilfe.
    Er schickte die beiden Techniker zum Shuttle-Hangar, wo sie Lee Reisman zur Hand gehen konnten.
    »Danke«, sagte Zoe leutselig. »Also wirklich, ich kann das selbst. Der Anzug ist so. Man muss sich nur Zeit lassen.«
    »Soll ich auch gehen?«
    Sie überlegte einen Augenblick, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Wenn Sie Hilfe brauchen, sagen Sie es.«
    Sie zog die Gamaschen über, die aktive Membran auf ihrer Haut war so passiv wie Plastikfolie, bis sie Zeit fand, sich den Körperformen anzupassen; dann wurde sie zum punktgenauen, plastischen Relief, pinkrosa durchscheinend, eine zweite Haut. Zoe bückte sich, um die eher konventionellen Hüftstiefel anzuziehen, ihre kleinen Brüste tanzten.
    Sie blickte auf, begegnete seinem Blick und bekam einen roten Kopf. Hayes fragte sich, ob er sich abwenden sollte. Wie würde sich ein Terrestrier verhalten?
    Sie arbeitete sich mit den Armen durch die hauchdünne Rumpfmembran und sagte etwas, das zu leise war, als dass er es hätte verstehen können. Er räusperte sich. »Wie bitte?«
    »Es geht schneller, wenn Sie die Verklettung übernehmen.«
    Er kam durch den Raum, ungeduldig, sie berühren zu dürfen, unterdrückte aber die Regung, wo sie doch so leicht erschrak… Er musste drei Säume aus fleischigem Material passgenau verkletten, und zwar hinten in ihrem Kreuz. Er berührte die nackten Grübchen neben dem Abschwung des Rückgrats und empfand eine komische Vertrautheit… sie war praktisch eine Kuiper-Frau, genetisch zumindest; ihr Genom stammte aus dem Bestand, der noch die Asteroiden besiedelt hatte, winterfestes Rohmaterial für eine neue Diaspora… Mit sanften Händen verklettete er den Anzug und sah zu, wie sich die Membran Zoes Formen anpasste, hörte Zoe scharf Luft holen, als sich die schützende Haut um Brüste, Brustwarzen und Halsansatz schmiegte. Ohne Kopfgeschirr und Beckenfutteral sah sie fast nackt aus. Seine Hand verweilte auf ihrem Hüftbein und Zoe fröstelte, ließ ihn aber gewähren.
    Doch als er die Hand hob, um ihr Haar zu berühren, duckte sie sich beiseite. Flüsterte: »Da doch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nur, wo ich geschützt bin.«
    Sie wich seinem Blick aus.
    Brauchte sie Schutz? Ertrug sie es nur so? Er fasste sie um die Taille und zog sie näher heran. »Geschützt«, hatte sie gesagt. Geschützt gegen Hautkontakt

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