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Bios

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Titel: Bios Kostenlos Bücher Online Lesen
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vermutlich, oder gegen Erinnerungen an solche Kontakte.
    Er wollte ihr Kinn anheben und irgendetwas Tröstendes sagen. Vielleicht hätte er es auch getan, wenn die Station nicht Alarm geschlagen hätte.
    Zoe rang nach Luft und wich wie von der Tarantel gestochen zurück.
    Hayes sah die Blinkmeldung auf seinem Palmtop. Es ging um die Hochseestation. Keine Einzelheiten, aber Neuigkeiten, schlechte offenbar.
    Hayes meinte zu spüren, wie die Biosphäre vorrückte.

 
     
TEIL
     
ZWEI

 
Zehn
     
    Zoe war nicht allein im Wald. Sie war immer von insektengroßen Telesensorien und größeren Robotspinnen umgeben; und sie war durch eine umfassende Telemetrie mit Yambuku verbunden… aber sie fühlte sich allein, unsäglich allein, besonders nach Mitternacht.
    Das konnte sie von Geburt an – allein sein. Man hatte ihr den Hang zum Einsiedlerischen in die DNS geschrieben, die gleiche Genmanipulation, die die ersten Kuiper-Kolonisten mit hinaus in die Leere jenseits des Neptuns genommen hatten – eine Rasse von Mönchen, die ihre Klausen aus gefrorenen sternhellen Gebirgsstöcken meißelten. Das Alleinsein machte ihr keine Angst.
    Was nicht hieß, dass sie keine Angst hatte.
    Angst machten ihr andere Dinge.
    Nicht allzu lange nach Mitternacht erwachte sie in der Finsternis ihres Zeltes. Das Zelt war eine simple Kuppel aus Polymerschaum, die weniger vor den Elementen schützen sollte – dafür war der Anzug da – als vor Entdeckung. Der Schutzanzug war ein halb offenes System; sie trank und aß aus sterilen Behältern mit selbstdichtenden Mundstücken, aber sie schied die unvermeidlichen Stoffwechselprodukte aus: Urin, Kot und CO 2 . Prozessoren und Nanobakterien des Anzugs reinigten zwar die Ausscheidungen, doch selbst keimfreier menschlicher Abfall wirkte auf isische Raubtiere wie ein Magnet. Feste und flüssige Abfälle konnten in Behältern vergraben werden, aber Atem und Schweiß waren nicht so leicht aus der Welt zu schaffen. Das Zelt half durch einen langsamen Luftaustausch, wobei es ihren molekularen Fingerabdruck durch Osmose und HEPA-Filter verwischte.
    Doch kein System war vollkommen. Der Verlust der Hochseestation vor knapp zehn Tagen war der jüngste unwiderlegbare Beweis dafür. Die Systeme waren unvollkommen oder unvollkommen an die isische Biosphäre angepasst, weshalb nicht von der Hand zu weisen war, dass Zoe eben jetzt nächtliche Räuber anlockte, die dem externen Schutzring entgangen waren.
    Zum Beispiel dieses leise hölzerne Prasseln in der Ferne, es konnte der Wind in den Bäumen sein oder auch…
    Schwachsinn!
    Sie setzte sich auf, war sauer, den Schlaf konnte sie sich abschminken. Es war schon schlimm genug, in einem Anzug dazuliegen, der einem mit akribischer Genauigkeit jede Druckstelle vermittelte, die von Zweigen und Kieseln unter dem Gelboden rührten – aber noch schlimmer war es, sich um Mitternacht vor Angst zu bepinkeln. Eine Phalanx von Robotsensorien bewachte ihre Peripherie und hielt ununterbrochen nach Bewegung oder verräterischen molekularen Kennungen Ausschau; nichts, was größer war als eine Made, kam auch nur in die Nähe des Zeltes. Und das Zelt war vielleicht nicht vollkommen, aber madendicht war es bestimmt.
    Zum Teufel also mit den nagenden Ängsten. Sie konnte nicht schlafen, das war alles. Sie zog die schützenden Gamaschen über, öffnete die Zelttür und trat in die windige Düsternis des isischen Zykadeenwaldes (* Zykadeen = Farnpalmen) hinaus.
    Das wenige diffuse Licht rührte von einem Dutzend Sterne über dem Walddach, Futter genug für den Restlichtverstärker des Anzugs. Durch die Irislinsen erschien ihr der Wald wie ein Scherenschnitt von gedrungenen Baumstämmen vor einem diffusen Netzwerk aus unruhigem Laub. Ohne Tiefe, unheimlich. Sie erhöhte die Infrarotempfindlichkeit und hielt nach Wärmequellen Ausschau. Alles, was sie sah, waren ein paar Vögel, die auf Ästen saßen und schliefen, und ein paar ängstliche aasfressende Wühlmäuse, kaum größer als ihr Daumen.
    Nichts, was einem den Schlaf rauben konnte. Sie legte wieder den Kopf in den Nacken.
    Der hellste Stern war überhaupt kein Stern. Es war ein Planet, den irgendwelche einfallslosen terrestrischen Numerologen kurz nach seiner Entdeckung im vorigen Jahrhundert Chronos genannt hatten. Chronos war der Gasriese des isischen Systems, er war zurzeit am entferntesten Punkt seiner stark elliptischen Bahn. Er hatte zur Geschichte von Isis beigetragen, indem er das System von Eis- und Gesteinstrümmern

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