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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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zwei Jahren, ein sehr teures Geschenk) prangte auf seinem Rücken, und der Rand des Sweatshirts bedeckte seinen Kehlkopf halb. Wir sagten nichts. Er trug die Sonnenbrille, die er vor einer Woche zusammen mit Klaas gekauft hatte.
    »Wirst du Radrennfahrer?«, hatte Gerard gefragt, als sie nach Hause kamen. Das hatte Klaas überhaupt nicht witzig gefunden, und Gerson hatte es durcheinandergebracht.
    Gerard gab Gerson einen Umschlag und eine CD. Es dauerte eine Weile, aber schließlich gelang es Gerson, den Umschlag mit seinem Messer aufzureißen. In dem Umschlag waren hundertachtundachtzig Euro und fünfundachtzig Cent. Ein Hundert-Euro-Schein, ein Fünfzig-Euro-Schein, ein Zwanzig-Euro-Schein, ein Zehn-Euro-Schein und ein Fünf-Euro-Schein. EineZwei-Euro-Münze, eine Ein-Euro-Münze und fünfzig, zwanzig, zehn und fünf Cent.
    »Geld«, sagte Gerson.
    »Ja«, sagte Gerard. »Aber es ist auch Lernmaterial.«
    Vielleicht hatte er erwartet, dass Gerson die Geldscheine sofort betasten und die Münzen in der Hand wiegen würde. Stattdessen griff Gerson nach einem geraden Croissant aus dem Brotkörbchen, das wir irgendwo hinten in einem Schrank gefunden und mit ein paar Servietten verschönert hatten. Er nahm einen Bissen. »Igitt«, sagte er. »Die Dinger sind schwarz, ich schmecke es.«
    »Sie sind ein wenig misslungen«, gab Kees zu, »aber sie schmecken gar nicht mal so schlecht.«
    Gerson legte sein Croissant auf den Tellerrand und riss die Verpackung der CD auf. Er hielt die CD vor seine Sonnenbrille, drehte sie ein paarmal um und sagte: »Toll.«
    Gerard sagte nichts. Wir auch nicht.
    Gerson aß das Croissant auf, obwohl er dabei ein wenig murrte, und trank seinen Tee. Er schnitt eigenhändig eine Scheibe Käse ab und hielt sie unter seinen Stuhl. Ab und zu zerrte er am Hals seines Sweatshirts. Schweigend aß er noch drei Brote.

    Natürlich war es kindisch, aber wir fühlten uns verletzt. Wir hatten uns sehr viel Mühe gegeben, ein gutes Geschenk zu finden. Wir hatten uns vorgestellt, wie Gerson auf das Geschenk reagieren würde. Wir hatten uns gefreut , und jetzt saßen wir da in Totenstille am Küchentisch. Es ist schlimmer, jemandem ein Geschenk zu geben, das derjenige nicht schön findet oder nichtbeachtet, als selbst ein Geschenk zu bekommen, das einem nicht gefällt. Gerard hatte nicht – wie er es sonst immer machte – Zeitung gelesen. Auch er saß da und starrte ein wenig traurig vor sich hin. Er hatte Gerson hundertachtundachtzig Euro und fünfundachtzig Cent gegeben. Nicht hundertfünfzig oder zweihundert. Genau wie wir hatte er über sein Geschenk nachgedacht. Und auch über die CD. Wir waren so enttäuscht, dass wir Gerson noch nicht mal fragten, ob er unser Geschenk nicht auspacken wollte. Er saß nur da mit dem verkehrt herum angezogenen Sweatshirt und seiner coolen Sonnenbrille. Es war fast unerträglich. Seit er in die Küche gekommen war, waren zwanzig Minuten vergangen, und in der Zeit hatte er fünfmal was gesagt. So ein Tag würde es also werden.

    Um ungefähr halb elf tranken wir Kaffee und aßen Kuchen. Gerson saß mitten vor dem großen Fenster. »Es regnet«, hatte er gesagt, als er sich hinsetzte. Jetzt begriff Kees wirklich nicht, wie er das wissen konnte, der Regen war viel zu fein, um Geräusche zu verursachen. Aber er traute sich nicht zu fragen. Wir sagten wenig. Gerson aß ein Stück Nusskuchen. Er kreiste mit der Gabel über dem Teller (wir hatten ihm eine große Gabel gegeben, eine Kuchengabel war viel zu klein) und stach dann zu. Während er kaute, hielt er den Kopf ein wenig schief. Er hörte etwas, aber nicht uns. Wahrscheinlich war es das Mofa des Briefträgers, der zu dem Zeitpunkt noch nicht mal ins Dorf hineingefahren war. Von dem Augenblick, in dem Gerson »Da kommt er« sagte, bis der Briefträger die Post in den Briefkasten steckte, verstrichen mindestens zehn Minuten.
    »Ich gehe schon«, sagte Klaas. Zum zweiten Mal an diesem Tag ging er zum Briefkasten. Er kam mit zwei Briefen für Gerard und fünf Karten für Gerson zurück.
    »Gib her«, sagte Gerson. Klaas reichte ihm die Karten und stellte sich hinter seinen Stuhl. Gerson tat so, als würde er sich die Karten anschauen, und fragte bei jeder: »Von wem?« Die letzte Karte war von unserer Mutter. Er schmiss die vier anderen auf den Boden. Mit der Spitze seines Zeigefingers strich er über die Ansichtskarte. Er roch sogar daran. Danach gab er sie Klaas. »Was ist vorne drauf?«, fragte er.
    Klaas sah sich die Karte

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