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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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versuchen. Wäre doch gelacht, wenn sie den nicht überzeugen könnte. Selbst wenn der Bursche vortäuschen würde, dass er gar nicht schwul sei, um sich aus der Affäre zu ziehen. Löschi bekäme ein Date!
    Lieber Eierlikör oder doch Mon Chéri? Alkohol musste auf jeden Fall sein, der machte Oma Gerti immer redselig. Und Paul benötigte alle Infos! Er packte deshalb beides in den Einkaufswagen. Vielleicht noch etwas Bierschinken? Schaden konnte es nicht. Oma Gerti sollte singen – und alle Geheimrezepte rausrücken.
    Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Paul sich wirklich anschaute, was in den Supermarktregalen stand. Wahnsinn, wie viele Nudelsorten es gab! Aber warum nur? Eine Sorte sah aus wieGallensteine, eine andere erinnerte an Schweineschwänzchen. Hatten die Italiener mit den Spaghetti nicht die perfekten Nudeln erfunden? Und dann noch diese Farben! Paul wollte keine bunte Pasta, denn so hatte Gott sie sicher nicht geplant. Pasta gelb, Sauce rot. Amen.
    »Sind Sie nicht der mit den haarigen Füßen?«
    »Wie bitte?«
    Eine Frau stand neben ihm. Sie war nicht mittelalt, wie ein guter Gouda. Sie war »extra belegen« – lange gereift, und ihr Gesicht war so rund wie das eines ganzen Käselaibs.
    »Ja, das sind Sie doch! Der aus dem Ringe-Film. Hoooorst, komm mal von der Fleischtheke, das ist eh nicht gut wegen deinem Cholesterin, hier ist dieser Elf. Dieser Wutz!«
    Jetzt fiel der Groschen bei Paul. Der sprechende Käse vor ihm meinte Elijah Wood. Mit dem hatte er allerdings nur eine vage Ähnlichkeit. Paul war größer, sein Kinn weniger kantig, sein Konto bedeutend leerer – nur die großen, blauen Augen hatten sie gemeinsam.
    Die Frau schien sehr glücklich, Herrn Wutz gerade leibhaftig zu treffen.
    Dieses Glück konnte er nicht zerstören.
    »Ich bin ein Hobbit, kein Elbe.«
    »Wie gut Sie Deutsch sprechen.«
    »Ist halt die Sprache der Dichter und Denker. Goethe, Schiller, Bohlen.«
    »Jaja, da haben Sie recht. Hoooorst, nun komm doch.«
    Und Hoooorst schlurfte heran. Er hatte sich gerade ein Brathähnchen eintüten lassen. Es roch göttlich. Hoooorst wollte augenscheinlich schnell nach Hause, um es noch heiß zu essen. Hobbit hin oder her.
    Hoooorst musterte ihn. »Könnte er sein.«
    »Das ist er! Geben Sie mir ein Autogramm? Meine Tochter, die Stefanie,die ist so ein Fan von Ihren Filmen.« Sie kam näher und zwinkerte Paul zu. »Sie sind übrigens viel größer, als ich mir Sie vorgestellt hab. Im Film sahen Sie eher zwergig aus.«
    »Das war CGI .« Paul blickte in ausdruckslose Gesichter. »Ein Computertrick.«
    »Na, dann ist ja gut. So klein zu sein ist ja auch nicht schön. Aber die Haare an den Füßen waren echt, oder? Die sollten Sie sich mal schneiden lassen. Sieht nicht schön aus.« Sie griff in ihren Einkaufswagen, dessen Boden nur wenige Waren bedeckten. »Schreiben Sie Ihr Autogramm einfach hier auf die tiefgefrorenen Maultaschen. Ach, nee, lieber auf die Filtertüten – aber die stehen ja immer im Küchenschrank! Da sieht die ja keiner.«
    Pauls Handy klingelte. Er musste die beiden loswerden.
    »Soll ich Ihnen vielleicht das Hähnchen signieren?«
    »Ja, darf man denn das?«
    »Er ist Filmschauspieler«, sagte Hoooorst, dessen Magen bereits grummelte. »Der wird schon wissen, was er darf.«
    »Na, dann kauf noch ein Hähnchen für uns, das hier bekommt Stefanie. Was wird die sich freuen! Schreiben Sie: Für unser Speckmäuschen.«
    Paul kritzelte mit Filzstift auf die knusprige Hähnchenhaut. Wie schrieb man eigentlich Elijah?
    Das Handy klingelte immer noch.
    »Na, gehen Sie schon ran. Vielleicht ist es ein neues Filmangebot!«
    Paul verabschiedete sich schnell, staunend blickten ihm Käse-Frau und Brathähnchen-Mann nach. Er wäre sicher Gesprächsstoff beim nächsten Kaffeeklatsch. Hobbits im Belgischen Viertel. Weltstadt Köln!
    Leider war nicht Hollywood an der Leitung. Sondern Rainer.
    »Paul, ich brauch dich. Liege flach.«
    Rainers Stimme klang immer, als hätte man eine alte, rostige Maschinenach vielen Jahren wieder angeworfen. Was daran lag, dass Rainer nicht oft redete.
    »Wann?«, fragte Paul deshalb nur.
    »Samstag. Grüngürtel, am Geißbockheim. Kannst du?«
    »Muss«, sagte Paul, denn er konnte eigentlich nicht. Samstag war Oma Gerti eingeplant, Samstag war richtig kochen lernen. Samstag war ein neues Leben beginnen, mit dem er endlich die Frau, die eine, die Richtige, finden konnte. Aber Rainer ging vor. Rainer und seine Tiere. Sie brauchten Paul und

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