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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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denn in Unterwäsche?«
    »Tun das nicht alle Frauen?« Andy dachte nach. »Abends? Bevor sie ins Bett gehen? Da würde ich dann auch nicht den Müll runterbringen.«
    »Klar, und immer, wenn Frauen sich ohne Kerle zu Hause treffen, dann schauen sie in Strapsen Pornofilme und fangen an sich zu streicheln.«
    Paul stieß drei scharfe Pfiffe aus, und die Herde bewegte sich ein Stück weiter den Decksteiner Weiher entlang, in Richtung des noch gefrorenen Tretboot-Teichs. Andy war der Falsche, um über die essentiellen Fragen des Lebens zu reden. Aber niemand sonst war griffbereit.
    »Vielleicht erwarte ich einfach zu viel. Wenn man lange ohne Freundin ist, steigen die Erwartungen ins Uferlose. Denn wenn man sich dann endlich entscheidet und so richtig auf eine Beziehung einlässt, weißt du, dann muss alles stimmen. Man hat ja schließlich so lange gewartet.« Die Schafe sahen ihn etwas verständnislos an. Vor allem Bienchen, das älteste und klügste Mutterschaf. Dann kam sie zu ihm und rieb sich an seinem Bein. Paul kraulte ihr den Kopf. »Aber was, wenn es die Richtige gar nicht gibt? Was habe ich dann all die Jahre gemacht?«
    »Umsonst gewartet. Wie ich mein Leben lang auf eine weitere Meisterschaft vom FC .«
    »Und alles spricht dafür, dass es die perfekte Beziehung nicht gibt. Meine Eltern sind geschieden, deine Eltern …«
    »… wären’s besser.«
    »Ich kenne kein einziges Paar, das perfekt zusammenpasst. Nicht eins.«
    »Du fängst doch jetzt nicht an zu weinen?«
    »Nein, doch nicht vor den Schafen!« Paul lächelte. Zum Weinenwar ihm nicht zumute. Er fühlte sich eher wie eine Frikadelle ohne Senf. So als fehle etwas unglaublich Wichtiges.
    Er ging ein paar Schritte weiter, wobei Bienchen ihm nicht von der Seite wich.
    »Und du, Andy? Hast du eigentlich eine Traumfrau? Die du gern in den Wolken sehen würdest?«
    »Pamela Anderson.«
    »Hör doch auf!«
    »Ich spür da eine tiefgehende Seelenverwandtschaft.«
    »Du spürst da höchstens riesige Silikon-Tüten.«
    »Na, na, na, und so was von dir.«
    »Ich mein’s völlig ernst.«
    »Ich auch.«
    Andy friemelte eine zerknautschte Zigarettenpackung aus seiner Jacke. »Darf ich eine rauchen, ich mein wegen der Herde Döner im Fellpulli.«
    »Nein«, sagte Paul. »Dann fallen die tot um.«
    »Was ? «
    »Wegen des Nikotins. Ist total giftig für den Organismus eines Schafes.«
    Andy steckte die Packung mürrisch grunzend wieder ein. »Scheißschafe.«
    Paul brauchte gar nicht zu pfeifen. Schafbock Rocky holte Andy auch ohne Pfiff von den Beinen. Die Herde war nun auf einer Lichtung angekommen, die Bäume standen weit entfernt, der Blick war weit. Eine neue, dicke Wolke stand am Himmel.
    Und sie sah aus wie Andy. Aber haargenau. Und sie flog Richtung Kölner Dom, die Lippen gespitzt. Dann gab die »Andy«-Wolke dem kölschen Wahrzeichen ein Küsschen auf die Turmspitzen.
    Was um alles in der Welt mochte das bedeuten?
    DieSchafherde war sicher ein gutes Zeichen. Gab es da nicht auch ein Sprichwort? Ja, genau: Schäfchen zur Linken – Glück tut dir winken! Eli liebte Schafe, und dass sie gerade heute auf dem Weg zu ihrem ersten Date mit Roman welche sah, konnte kein Zufall sein. Nicht in Köln, wo einem so etwas nur alle Jubeljahre widerfuhr. Besonders beeindruckt hatte sie der Schäfer, der ganz still inmitten der Herde stand und eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte. Sie verstand nur nicht, warum ein Rocker neben ihm auf dem Boden lag und sich den Hintern rieb.
    Warum fuhr der Idiot vor ihr denn nicht weiter? Grüner als im Grüngürtel mit einer grünen Ampel und einem grünen Ford Fiesta, in dem der Typ saß, wurde es sicher nicht mehr! Eli fuhr an – und kam direkt wieder zum Stehen. Nur Millimeter hinter der Stoßstange des Fiestas vor ihr. So ein Idiot! Sie kurbelte das Fenster herunter.
    »Hast du deinen Führerschein in den Frühstücksflocken gefunden?«
    Der so angesprochene Fahrer – ein Mann mit dem Gesicht eines Roggenbrots – drehte sich um und ließ seine Augen böse aufblitzen.
    Eli kurbelte schnell wieder hoch. Erst dann schimpfte sie weiter.
    Schließlich erspähte sie eine Lücke im Gegenverkehr und überholte. Da jedoch alle Autos vor ihr Stoßstange an Stoßstange standen, konnte sie nirgendwo mehr einscheren. Und der Gegenverkehr kam schon auf sie zugebraust. Jetzt fingen sie an zu hupen – sowohl die von vorne als auch der blöde Fiesta schräg hinter ihr, vor dem sie einscheren wollte. Eli stellte das Radio lauter. AC/DC,

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