Birne sucht Helene
Pflegeprodukte! In der Brigitte war ein großes Special darüber gewesen.
»Sie haben übrigens wunderschön glänzende Locken, benutzen Sie einen Conditioner? Der neue von L’Oréal soll ja ganz hervorragend sein.«
Eli legte den Kopf schief. »Hab ich ehrlich gesagt noch nicht probiert.«
Okay, Shampoos funktionierten ebenfalls nicht. Waren aber auch so uninteressant wie das Sexualleben des Papstes. Paul reichte ihr die neuen Unterlagen und kassierte die Gebühren. Dabei kam ihm die Idee: der Insider-Report »Heimliche Helfer – Kosmetikprodukte, die unauffällig Fältchen und Rötungen ausgleichen«!
»Bevor Sie gehen, muss ich Ihnen noch einen ganz tollen Tipp gegen Fältchen mit auf den Weg geben. Also nicht, dass Sie welche hätten, nicht mal ansatzweise, aber die könnten ja irgendwann,also in der Zukunft, ganz, ganz weit in der fernen Zukunft mal kommen, und dann wissen Sie, was zu tun ist.«
Eli stand für kurze Zeit der Mund offen, dann griff sie nach Pauls Hand. Die Berührung schoss wie Feuer durch seinen Vitamin-C-gestählten Körper. Sie blickte ihm verschwörerisch in die Augen.
»Jetzt verstehe ich erst, dass Sie … Sie wissen schon. Andere Männer sind ja nicht so für ein gepflegtes Äußeres. Da muss ich Ihnen unbedingt die Nummer von Löschi geben – also eigentlich heißt er Alexander Löschmeyer. Ein ganz lieber Arbeitskollege. Er ist Buchhändler so wie ich. Ich glaube, Sie würden sich super mit ihm verstehen. Er hat zurzeit auch keinen festen Freund.« Sie zwinkerte ihm zu, während sie die Nummer auf einen Zettel schrieb. »Löschi ist eher weiblich, und Sie sind ja wohl eher männlich, oder? So, jetzt muss ich aber ganz schnell weg. Bis bald – oder lieber«, sie hielt die Fahrzeugpapiere hoch, »bis nicht ganz so bald!«
Und weg war sie.
Eher männlich?
Wie gut, dass so etwas nicht im Personalausweis stand.
Der Raum befand sich im hintersten Winkel der Buchhandlung und war über und über vollgestopft. Eli nannte ihn auch »Den Ausguck«. Denn wenn das kleine Fenster offen stand, hatte man einen tollen Blick über Köln, konnte sogar die Spitzen des Doms sehen – und rauchen, ohne dass es jemand merkte.
Hier lagerten all die Mängelexemplare und Remittenden, die zurückgeschickt werden mussten. Ein Job, den niemand wollte und den Eli nur übernommen hatte, weil man hier hinten wenigstens für ein paar Minuten seine Ruhe haben konnte. Dieser Raum war ihr Reich.
Löschi stand am offenen Fenster. Er fuhr sich ständig mit der Zungenspitze über die Vorderzähne, weil er so aufgeregt war.
»Wasmeinst du, wie der Neue so sein wird?«
»Kommt der etwa heute?«
»Ich glaub schon. Ulrike hat das Foto auf der Bewerbung gesehen und meint, er sei super süß.«
Löschi blies den Rauch mit gespitzten Lippen in die Morgenluft und sah dabei wieder einmal aus wie Cathérine Deneuve. Löschi war Elis Arbeits-Ehemann. So einen brauchte man als moderne Frau einfach.
»Mein lieber Löschi, ich kann dich nur warnen: Beziehungen am Arbeitsplatz sind immer gefährlich. Ich hab da was viel Besseres für dich … aufgerissen.«
»Eli, wie redest du denn plötzlich? Das klingt ja nach einem ganz schlimmen Mädchen!« Er warf ihr einen wilden Blick zu. Das konnte er prima. »Du brauchst niemanden für den hübschen Löschi aufzureißen. Das kann der schon ganz alleine.«
»Ach ja? Und wie lange bist du jetzt schon solo?«
Löschi blickte demonstrativ hinaus. Erst nach drei weiteren Zügen an seiner Light-Zigarette sprach er wieder. »Nun quäl mich doch nicht so und erzähl endlich!«
»Also: ein ganz, ganz Süßer. Total schöne, blaue Augen. Und ein echt tolles Lächeln, der hat richtig gestrahlt, als ich mich zu ihm gesetzt habe. Zieht sich ein wenig altmodisch an, du weißt schon, Strickpullover und so. Der braucht ganz dringend einen modischen Berater. Er arbeitet in der KFZ-Zulassungsstelle, Schalter zwölf – und ich hab ihm deine Handynummer gegeben.«
»Du hast was ?«
»Ich wette, er ruft dich heute noch an.« Eli stand von ihrem Kartonstapel auf und kniff Löschi in die Wangen. »Damit du was Farbe ins Gesicht bekommst. Darauf stehen die Kerle.«
»Lass das, du freches Früchtchen!«
»Ich hab ihm auch gesagt, dass du eher der weibliche Typ bist.«
»Ach, Gott! So läuft das doch überhaupt nicht, aber das verstehstdu sowieso nicht.« Er kam näher und sprach nun leiser. »Und der ist wirklich schnuckelig, dieser KFZ -Typ? Also so richtig?«
»Ja, so richtig. Auch
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