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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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nach Schweiß riechend, voraus sechshundert Euro löhnen und im Morgengrauen gelassen we i terpilgern. Ob der Herr da auch mitkäme? Aber vielleicht bekäme ich dann auch einen eigenen Straßenbelag.
Cajarc , km 1588
    Der nächste Tag begann damit, daß wir uns verliefen. Irgendwo hinter der Stadt bog der Camino plötzlich in den steilen Hang hinein, während wir fröhlich auf der asphaltierten Straße entlang der Eisenbahnlinie weiter liefen, voll in ein G e spräch mit dem Bremer Ehepaar vertieft. Wir merkten unseren Irrtum erst, als die Straße plötzlich zu Ende war, und mußten anderthalb Kilometer zurückg e hen. Da der Bergpfad wirklich widerlich steil war, bedauerten wir sehr, unsere Energie mit dem sinnlosen Umweg verschwendet zu haben. Nun aber wurde die Landschaft sehr eigenartig. Es war eine verwitterte Kalkplatte, die spärlich mit Büschen und Bäumen bewachsen war, durch die sich enge, ausgetretene Pfade schlängelten. Quercy hieß dieser urwüchsige Landstrich, der bis Moissac reic h te. Begrenzt wird er von den Flüssen Lot und Célé. Die einzelnen Kalkplatten werden Causses genannt und als Schafsweide genutzt. Man mußte sehr aufpa s sen, um nicht auf einem der zahlreichen sich kreuzenden Schafspfaden vom Kurs abzukommen. Mir gelang es in den kommenden Tagen mehrmals. Der Herr sandte dann meist jemanden, der mich wieder auf den Weg brachte, oder ein anderes Zeichen. Merkwürdigerweise hatten andere Pilger keine Probleme damit, dem sehr gut markierten Camino zu folgen. Aber ich hatte immer etwas zum Nachdenken und zum Betrachten und zum Bereden, daß ich mich um das Offensichtliche nicht immer kümmern konnte. Mehrere Male tauchten mer k würdige Steingebilde auf, die aus zwei dicken Steinplatten bestanden, über die eine dritte gelegt wurde. Es waren sogenannte Dolmen, vorgeschichtliche Meg a lithgräber. Francois aber verwechselte sie mit Cazelles , den Schutzhütten der Schafshirten. Diese komischen Schlupflöcher konnten es aber nicht sein. Nicht einmal vor dem Regen hätten sie Schutz geboten. Und nach fünftausend Jahren hatten sie längst keinen TÜV-Stempel mehr und machten teilweise keinen sehr stabilen Eindruck. Die obenliegende Platte muß jeweils mehrere Zentner oder gar Tonnen gewogen haben. Ich hätte mich jedenfalls nicht darunter gelegt, es sei denn, ich war schon tot. Auf die Probe gestellt, wollte François das angebl i che Hirtenbett auch nicht testen und gab auf. Am Gipfel des Berges Cingle ma r kierte ein origineller Obelisk die Grenzen einer im achten Jahrhundert vom K ö nig Pippin gegründeten Abtei. Überall gab es Rätsel, Überraschungen und spe k takuläre Aussichten. Die Pilger diskutierten lebhaft den Abstecher zum Marie n heiligtum Rocamadour . Im 12. Jahrhundert war es einer der bekanntesten Wal l fahrtsorte Frankreichs und wegen der seltsamen Felsenbebauung auch heute o f fenbar ein Muß für jeden Franzosen. Jedenfalls war es eine große Freude, hier zu pilgern, und ich dankte dem Herrn dafür.
    Es war heute eine lange Etappe, und die Sonne heizte den Kalkboden irrsinnig auf. Die Hitze war mörderisch. Die Höhe über dem Meer betrug nur etwa zwei- bis vierhundert Meter, aber wie üblich ging es entweder berauf oder bergab. Überall gab es irgendwelche Schluchten. Kurz vor Cajarc war Francois kaum noch fähig, einen Schritt zu tun, und ich war nicht viel besser dran. Wir legten trotz der bereits fortgeschrittenen Zeit an einem Straßenrastplatz noch eine lange Pause ein, doch ohne Erfolg. Kaum erholt zogen wir in der flimmernden Hitze weiter. Unser Wasser war längst verbraucht. Erst im letzten Augenblick tauchte die Stadt tief unter unseren Füßen auf. Der lange steile Abstieg kam uns schlicht endlos vor. Unten am Stadtrand stand aus irgendeinem Grund die Polizei, und wir waren so fertig, daß wir ihr nicht einmal aus dem Weg gingen. Es war erst insgesamt das dritte Mal, daß ich in Frankreich Polizei sah. Ich hätte darauf fre i lich auch diesmal verzichten können, doch es wurde hier und heute ein Afrik a fest gefeiert und daher mußte für die allgemeine Unsicherheit mehr Beitrag g e leistet werden. Allerdings wird um Cajarc Safran angebaut, laut Führer das te u erste Gewürz der Welt. Mußte es bewacht werden? Die Polizisten beobachteten uns über eine sehr lange Strecke mit Ferngläsern, ließen uns grußlos passieren und fuhren dann ganz langsam mit offener Schiebetür und herumhängenden M a schinenpistolen in unserer Richtung weiter. Sie hätten uns auch

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