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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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trug, zerbr o chen auf dem Boden. Sie war an sich recht stabil, hatte schon einige harte Stöße hinter sich, und doch brach sie hier, ausgerechnet an Angéliques festem Busen sozusagen, entzwei. Traurig sammelte ich die Bruchstücke und machte mich auf den Weg nach Hause. Die anderen auch. Nach so einem Unglück konnte man ja nicht einfach weitermachen. Aber so ganz sang- und klanglos wollte man doch nicht ins Bett, und wir saßen ein Weilchen herum und tranken den Rest des Weins. Da kam Florence als Clown verkleidet, grob geschminkt und mit runder Pappnase, ins Zimmer und hielt uns eine Standpauke, tüchtig zu marschieren, nicht an verkehrten Stellen stehenzubleiben und auch sonst brav zu sein. Ich fand das sehr mutig, später erfuhr ich, daß sie zu Hause am Theater spielt. Sie muß die Verkleidung von daheim mitgeschleppt haben. Also hatte sie diesen Anschlag von Anfang an vorgehabt. Nun aber war auch das zu Ende, der Wein alle, und wir dachten nur ans Schlafen, um neue Kräfte für Morgen zu sammeln. Doch vor den Fenstern sauste weiter das Karussell, plärrten die Lautsprecher, jauchzte und jodelte das Fußvolk. Nur wir jauchzten nicht, da wir nach all den Mühen nun endlich schlafen wollten. Wie durch ein Wunder schaffte es am E n de jeder zumindest zeitweise. Aber es war kein Vergnügen, und es gab viel He r umwandern durch die heißen Räume und viel Herumdrehen auf dem Nachtlager.
Aroue, km 2094
    Nach so einer Nacht war der nächste Tag freilich härter als sonst. Alles hat se i nen Preis. Doch beim Frühstück beklagte sich niemand. Kein Wort. Diese Leute waren ja wirklich fabelhaft. Also hielt auch ich die Klappe, obwohl mir der nächtliche Krach noch in den Ohren lag, und ich hätte dazu viel zu sagen. Dra u ßen vor den Fenstern packte das Fahrtenvolk bereits ein, gerade wurde das K a russell in handliche Teile zerlegt und verladen. Es ging wie am Schnürchen. Vor dem Aufbruch wurde noch beschlossen, zwei Tage später in Saint-Jean-Pied-de-Port unseren Abschied noch einmal tüchtig zu feiern. Für die meisten war es das Ziel der diesjährigen Pilgerschaft. Nur ich und Philippe wollten weiter, Florence wenigstens noch über den Paß nach Roncesvalles , das schon in Spanien liegt. Die anderen bestiegen das nächste Jahr wieder den Hochgeschwindigkeitszug nach Süden und kamen mit allem Komfort dort wieder an, wo sie das Jahr zuvor aufhörten. Es hat praktische Aspekte. Es ist ein wenig, wie in den Urlaub zu fa h ren, und Pilger ist man nach wie vor. Jedenfalls freute ich mich, daß ich mich von Frankreich noch werde entsprechend verabschieden können, und daß ich nicht selbst wegen der Übernachtung telefonieren muß, da es Thibaud per Ha n dy für uns tat, und mir das Telefonieren in einer Sprache, die ich nicht perfekt spreche, lästig ist.
    Nach dem Frühstück trödelte ich wie üblich noch ein wenig herum, und plöt z lich war ich wieder der Letzte. Allein marschierte ich durch das mächtige F e stungstor und auf der Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert über den Gave d’Oloron. Die Romantik verging aber bald. Hinter der Brücke ging es bergauf durch eine potthäßliche, langweilige Vorstadt mit viel lästigem Autoverkehr. Meiner Laune tat es nicht gut. Ich hätte den Autos Steine nachschmeißen kö n nen, tat es aber nicht. So fraß sich der Frust durch mein Gemüt. Oben am Berg gab es endlich wieder ein Wegzeichen. Es wies nach rechts zu einer Pilgerkirche hin. Einige hundert Meter vor mir sah ich noch einen Pfeil links in den Wald zeigen. Ich bog zunächst mal pflichtgemäß nach rechts zur Kirche ein, kehrte jedoch wieder um. Nach der wilden Nacht zog sie mich nicht an, dafür aber der Wald. Doch wie konnte ich an einer Pilgerkirche einfach so vorbeigehen? Wi e der kehrte ich um und ging den halben Kilometer bis zur Kirche. Sie war zu. Vergeblich suchte ich nach einem Wegzeichen. Auch vom Herrn kam nichts, was mir weitergeholfen hätte. Es war irgendwie nicht mein Tag. Schon nach dem kurzen Marsch war ich müde und verschwitzt. Ich wollte endlich weiter, anstatt hier auf- und abzugehen und auf den Herrn zu warten. Niemand war da, kein Herr, kein Pilger. Wie verhext. Nur ein Postbote auf einem gelben Fahrrad kam vorbei, der nichts wußte. Zu dumm. Wo waren sie nur alle? Sie konnten doch keinen so großen Vorsprung gehabt haben. Ich rappelte mich auf, ging z u rück zur Hauptstraße und verschwand links im Wald. Hier war ich frei von Mensch, Auto und Zivilisation, und bald ging es mir wieder

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