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Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Bis ans Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Ulrich
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Was auch recht angebracht war, weil gerade, als wir mehr oder weniger gemeinsam den Hang erstiegen, ein gewaltiger Windstoß über die Straße fegte, und der Himmel seine Schleusen öffnete. Gegen solches Wetter half auch kein Rege n poncho oder Baum als Unterschlupf. Das hieß, bald bis auf die Unterhosen naß zu werden, und das ganze Gepäck mit dazu. Und während mir dieser Gedanke durch den Kopf schoß, und ich mich nach dem Herrn umsah, der ja normale r weise solchen Unbill von mir fernhielt und heute irgendwie besonders bei mir im Wort stand, da tauchte direkt vor uns eine geräumige Kate auf, halboffen, nach frischem Holz riechend, mit Tischen und Bänken und einer großer Menge feinster Pasteten in Dosen, die an der Rückwand aufgestapelt waren und vom angrenzendem Bauernhof stammten. Ein handgeschriebener Zettel lud alle Pi l ger zum Verzehr der Delikatessen auf, was uns für den Augenblick ganz gleich war, denn wir hatten alle Hände und Füße zu tun, dem Unwetter zu entkommen, und brauchten erst eine Weile, um wieder Luft zu holen. Der Herr saß auf der Bank und lachte. Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! [51]
    Währenddessen standen die Pfadfinder im Regen und stimmten ab, ob sie we i tergehen oder lieber das Ende des Sturms hier unterm Dach abwarten sollten. Tapfere Kerle. Ihre Entscheidung, den Weg fortzusetzen, war unglaublich m u tig, da völlig unnötig und unvernünftig, und der Herr ging lieber nach, als sie in der Dunkelheit hinter den Wasserschleiern verschwanden. Mit großem Krach schlugen Blitze in den Berg, auf dem Dach rauschten Eiskörner, und die Kate bog sich im Wind. Arme Pfadfinder. Kein Zweifel, wer von uns den Schutz des Herrn in diesem Moment nötiger hatte. Ich probierte von den Pasteten, die pr o venzalische schmeckte am besten, und unterhielt mich mit dem deutschen Le h rer. Die Unterhaltung war etwas steif, was nicht an mir lag. Als der Regen etwas weniger wurde, packte er etliche von den Dosen in den Rucksack ein und ging, ohne in die obligatorische Spendendose etwas einzuwerfen. Ich nehme nicht an, daß die Bauern mit den Spenden viel verdienen wollten, obwohl die Pastete eine teuere Marke war, der ich in guten Geschäften bereits begegnet bin, aber es war ein Zeichen der Anerkennung für die erwiesene Güte, wenn man wenigstens e t was Kleingeld einwarf. Ich glaubte, dem Mann bald wieder zu begegnen, da er in diesem Wetter nicht weit kommen konnte, sah ihn jedoch nie wieder.
    Ich hatte eigene Sorgen. Zwar saß ich vom Regen geschützt unter dem Dach, Essen gab es in Fülle, und Wasser konnte man draußen einfach in die Trinkfl a sche laufen lassen, aber es wurde kälter und kälter und mangels einer gescheiten Hose wurde mir bald ziemlich kalt. Ich schalt mich wieder einmal, meine dicke, warme Wanderhose aus Faulheit nach Hause geschickt zu haben. Nun hatte ich Erkältung zu fürchten. Eine Erkältung, das Gehen in Fieber und bleierner Schwäche, bis fast das Herz barst, hatte ich schon. Es war nicht lustig, krank zu sein und keinen Platz zu haben, wo man sicher in Ohnmacht fallen dürfte. Ich klapperte mit den Zähnen und malte mir das Schlimmste aus. Der Herr war mit den Pfadfindern ausgezogen, konnte mich nicht trösten, und ich mußte es selbst tun, indem ich mir sagte, daß ich schon damals, als ich das sichere Haus verließ, damit rechnete, vielleicht nie wieder zurückzukommen, und deshalb auch keine Pläne und Termine für die Zeit danach machte. Nur auf das Testament wie im Mittelalter habe ich verzichtet, das schien mir doch zu aufgetragen und meines bescheidenen Besitzes unwürdig. Dennoch war ich dem Herrn ein Gelübde schuldig, hatte demnach noch tausend Kilometer zu laufen und konnte mich mit Erkältungen nicht herumschlagen. Wenn ich aber bei den Pasteten nicht bleiben konnte, war es an der Zeit weiterzugehen.
    Ich packte noch drei Dosen ein und zog aus. Der Sturm war inzwischen vorbei, aber es hat sich so richtig schön eingeregnet. Die Temperatur war mindestens zehn Grad runter, es gab noch genug Wind, um einen am Gehen zu hindern. Z u dem war die Gegend ziemlich bergig. Was von außen dank Regenponcho noch trocken blieb, schwamm bald von innen im Schweiß. Es war nicht lustig. Die nassen Kühe auf der Weide hätten gewiß einiges dazu zu sagen. Sie sahen übe r haupt nicht glücklich aus. Es war hier wieder mal eine Rindergegend, voll mit Zäunen, Gattern, die man beiseite zu schieben hatte, und nassen, rutschigen Pf a den voller Rinderkot. Es

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