Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2

Titel: Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
Vom Netzwerk:
der bereits ausgestiegen war und die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. »Geld, Personalausweis, Führerschein, Kreditkarten … eben alles.«
    »Um Gottes willen«, sagte ihre Mutter.
    Unterdessen ging hinter ihnen das Hupkonzert weiter. Jemand trommelte aufs Autodach und zwei Sekunden später tauchte ein Mann mit krebsrotem Gesicht am Seitenfenster auf und ballte drohend die Faust.
    »Herrgott noch mal«, sagte Barbara von Dommel und machte eine Handbewegung, als ob sie ihn verscheuchen wollte.
    Doch das machte den Mann nur noch wütender. Er brüllte etwas von eingebildetem Pack und winkte noch mehr Leute heran, die sich nun um den Mercedes scharten.
    Mathildas Mutter kurbelte das Fenster einen winzigen Spalt herunter, hob ihr Kinn und rief: »Dies ist ein Notfall. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, meine Herren.«
    »Eine Unverschämtheit ist das!«, schimpfte eine elegant gekleidete Dame.
    »Fahren Sie den Wagen gefälligst an die Seite!«, brüllte ein weiterer Mann. »Sonst hole ich die Polizei.«
    »Tun Sie das«, erwiderte Frau von Dommel. »Mir persönlich kann das nur recht sein.«
    »Mama!«, stöhnte Mathilda. »Jetzt sei doch nicht so stur.«
    Abermals zwängte sie sich zwischen den Sitzen hindurch und ließ sich auf den Fahrersitz gleiten.
    »Können Sie uns bitte zur Seite schieben?«, rief sie dem Mann mit dem Krebsgesicht zu.
    Der öffnete den Mund, offenbar um eine weitere Schimpfkanonade auf sie loszulassen, nickte dann aber.
    »Schieb den Automatikhebel auf N«, brüllte er und winkte die anderen Männer zu sich heran.
    Mathilda stellte die Zündung an und schob den Sitz vor, bis sie mit dem Fuß an das Bremspedal herankam. Anschließend drückte sie den Schaltknüppel zurück und ließ ihn bei N einrasten.
    »Ich bin fertig!«, rief sie und umklammerte das Lenkrad fest mit beiden Händen.
    »Oh Gott, oh Gott, mein Kind«, jammerte Barbara von Dommel. »Hoffentlich geht das gut.«
    »Du kannst dir ja die Augen zuhalten«, brummte Mathilda, was ihre Mutter sich nicht zweimal sagen ließ.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung und Mathilda steuerte ihn zielsicher auf die Bordsteinkante zu, wo er nach ungefähr zwanzig Metern stehen blieb.
    Mathilda schob den Automatikganghebel wieder auf P wie PARKEN und sagte: »So, und jetzt muss ich auch noch mal pinkeln.«
    Ehe ihre Mutter die Hände von den Augen genommen hatte und sie daran hindern konnte, hatte Mathilda bereits die Tür geöffnet und war auf die Straße hinausgesprungen.
    Die Insassen der Autos, die eben noch hinter ihnen hatten warten müssen, fuhren nun hupend und winkend an ihnen vorbei.
    Mathilda winkte lachend zurück und tauchte dann blitzschnell in die Büsche am Straßenrand ab.

    »Also, für meinen Geschmack dauert das viel zu lange«, sagte Barbara von Dommel nach einer geraumen Weile.
    Oskar saß schweigend auf seinem Platz. Er fühlte sich unbehaglich. Das Auto war zu groß und Mathildas Mutter kam ihm ohne Mathilda schrecklich fremd vor.
    »Wie lange ist sie denn schon weg?«, fragte er leise.
    »Wie bitte?« Frau von Dommels Kopf flog geradezu nach hinten. Ihr Blick schien Oskar zu durchbohren. »Was hast du gesagt?«
    Oskar starrte auf seine Knie, und plötzlich bedauerte er es, dass er nicht drei davon hatte. Er dachte an seine Turnschuhe, die neben Opa Heinrichens Komposthaufen in derGartenerde ruhten, und prompt bekam er ein schlechtes Gewissen.
    Die Drei existierte nicht mehr. Sie war tot und begraben und nutzte ihm überhaupt nichts. Oskar musste ohne sie klarkommen – auch wenn es schwierig wurde.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, blaffte Barbara von Dommel ihn an.
    »Ähm …«, sagte Oskar. Er schüttelte den Kopf. »Ich guck mal, wo sie bleibt.«
    »Das wirst du nicht tun!«, rief Mathildas Mutter, aber Oskar hatte bereits beschlossen, nicht auf sie zu hören. Obwohl er Frau von Dommel nicht besonders gut kannte, war er davon überzeugt, dass
er
weitaus besser mit den normalen Dingen des Lebens zurechtkam als sie.
    Ohne sich um ihr Gezeter zu kümmern, schlüpfte Oskar aus dem Wagen, drückte die Tür hinter sich zu und näherte sich dem Gebüsch.
    »Mathilda?«, raunte er. »Mathilda …?«
    Es ertönte ein unterdrücktes Wimmern.
    Oskar stockte der Atem. Wie mit den Pflastersteinen verwachsen blieb er stehen, stierte auf das Gebüsch und überlegte, was er tun sollte.
    »Mathilda?«, wisperte er.
    Diesmal kam keine Antwort, auch kein Wimmern.
    Oskar schluckte. Unschlüssig sah er sich zum Wagen um. Ob er Frau

Weitere Kostenlose Bücher