Bis ans Ende der Welt - Oskar und Mathilda ; 2
habe immer nur auf
ihrem
Schoß gesessen. Nie bei meiner Mutter oder meinem Vater.«
Mathildas Augen glänzten feucht und Oskar fühlte sich unbehaglich. Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Es gab einfach keine Wörter dafür. Aber dann fiel ihm zum Glück doch noch etwas ein.
»Das heißt nicht, dass sie dich nicht gern haben«, presste er hervor. »Immerhin haben sie Angst um dich.«
»Um dich auch«, entgegnete Mathilda. Und sie konnte sich nun wirklich nicht vorstellen, dass ihre Eltern Oskar besonders gern hatten.
»Aber dich nennen sie Engelchen«, erwiderte er.
»Zu dir würde es ja auch wohl kaum passen«, meinte Mathilda. Der komische Glanz in ihren Augen verschwand und nun fing sie an zu kichern.
»Aber zu dir, was?«, sagte Oskar.
Sie sahen sich an und prusteten los.
Barbara von Dommel hörte auf zu schnarchen. Sie schreckte hoch und drehte sich zu ihnen um. Als sie Mathilda erblickte, lächelte sie, sank in den Sitz zurück und schlief weiter.
»Puh«, machte Mathilda. »Mama soll mal noch schön eine Runde weiterratzen. Ich habe nämlich einen Plan.«
»So«, sagte Ronald von Dommel, nachdem der Tank gefüllt und das Benzin bezahlt war und er sich wieder hinters Steuer gesetzt hatte. »Damit kommen wir auf jeden Fall bis zur italienischen Grenze.«
Er startete den Motor und lenkte den Wagen in Richtung Autobahnauffahrt.
»Oskar muss aber noch aufs Klo«, sagte Mathilda.
Ihr Vater verdrehte genervt die Augen. »Herrgott noch mal!«, stöhnte er.
»Das hast du gewusst«, sagte Mathilda. »Außerdem solltest du einen Kaffee trinken. Oder einen Espresso.«
»Sagt wer?«, knurrte Ronald von Dommel.
»Ich«, knurrte Mathilda zurück. »Und er auch. Stimmt’s?« Sie stupste Oskar an, der wie elektrisiert zur Frontscheibe hinaussah. »Was ist denn mit dir los?«, platzte sie heraus.
Anstelle einer Antwort keuchte Oskar nur und Mathilda zischte: »Los, Papa, mach! Sonst bekommt Oskar noch ein Leck.«
»Ja, ja, ja!«
Ronald von Dommel schlug das Lenkrad ein und fuhr nun auf den Parkplatz zu, an dessen Ende sich ein Selbstbedienungsrestaurant befand.
Er ergatterte in unmittelbarer Nähe eine freie Parklücke, stellte den Motor wieder aus und sagte: »Oskar geht zuerst.« Er zog seine Brieftasche hervor und nahm einen Zwanzigeuroschein heraus. »Besorg ein paar Brötchen und etwas zu trinken für euch zwei, ja?«
»Ich gehe mit«, sagte Mathilda. Sie fand es unmöglich, dass Oskar alles alleine machen sollte, und wollte gerade die Wagentür öffnen, als ihr Vater den Knopf für die Zentralverriegelung drückte.
»Du bleibst hier!«
»Aber wieso?«
»Weil es für dich dort draußen viel zu gefährlich ist«, erwiderte Ronald von Dommel.
»Und für Oskar nicht?«, fragte Mathilda.
Ihr Vater griff nach hinten und berührte sie sachte am Knie.
»Mach dir keine Sorgen. Deinem Oskar passiert schon nichts.«
Meinem
Oskar! – Mathilda verdrehte die Augen. Wie kam er bloß dazu, so etwas zu sagen! Sie konnte ja nicht mal widersprechen, ohne zu riskieren, dass es Komplikationen gab.
»Und warum haben wir ihn dann überhaupt mitgenommen?«, schnaubte sie.
»Damit dir mit deinen Eltern nicht langweilig wird«, antwortete ihr Vater lächelnd.
Oder damit ihr eure Ruhe habt, dachte Mathilda.
Oskar war bereits bis an die Tür gerutscht und überschlug, wie viele Schritte er wohl bis zur gläsernen Tür des Selbstbedienungsrestaurants benötigte. Ob er die Toiletten sofort fand? Er bezweifelte, dass seine Blase noch wesentlich länger als zwei oder drei Minuten dicht hielt.
»Wirst du jetzt also vernünftig sein?«, fragte Ronald von Dommel.
Mathilda kreuzte die Arme vor der Brust und sah ihn finster an. »Wenn Oskar was passiert, dann …«
Ihr Vater hob beschwichtigend die Hände. »Also gut«, gab er nach. »Ich werde deinen jungen Freund begleiten und du bleibst bei deiner Mutter im Auto.«
»Nein«, rutschte es Mathilda beinahe heraus. Im letzten Augenblick fiel ihr aber ein, dass das ihrem Plan zugute kam.
»Okay«, sagte sie daher schnell. »Einverstanden. Aber bitte beeilt euch.«
Ronald von Dommel nickte ihr zu. »Versprochen.«
Er entriegelte die Türschlösser, damit Oskar und er aussteigen konnten.
Mathilda streckte ihre Hand aus. »Willst du den Schlüssel nicht lieber hierlassen?«, fragte sie.
Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Aber wenn uns jemand etwas tun will …«, gab Mathilda zu bedenken. »Dann könnte Mama einfach
Weitere Kostenlose Bücher