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Bis ans Ende der Welt

Titel: Bis ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Riehl
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Wait-a-While am Rand des Lagers gebucht, dahinter begann das Dickicht.
    »In der Hütte dürfen keine Lebensmittel bleiben, hat die Frau im Büro gesagt. Hier gibt es Melamies , so eine Art Beutelratten, die können selbst in Plastik Verschweißtes riechen. Sie nagen ein Loch in deinen Rucksack.«
    Bevor sein Dienst im Restaurant begann, streunte Ralf noch ein bisschen durch das Camp. Auf dem Weg zur Hütte hatte er schon ein merkwürdiges, oppossumähnliches Tier gesehen, das nicht besonders scheu schien. Diesmal traf er eine Art Huhn mit winzigem Kopf und umso größeren orangefarbenen Füßen. Ralf fragte sich, ob er es einmal auf dem Teller wiederfinden würde.
    Auf den Bänken des Restaurants warteten die ersten Gäste. Sie gaben bei Beth ihre Bestellung ab, bezahlten und bekamen dafür einen Zettel mit Nummer. Ralf brachte das Essen unter die Leute, indem er die Nummer rief und wartete, dass sich jemand meldete. Das größte Problem des Jobs war, nicht zu naschen, denn Ralf hatte Hunger. Die Spagetti mit Kürbissoße dampften auf den Tellern, die er in der Hand hielt, und er wusste nicht, wie lange er noch bedienen musste, bis er mit Essen dran war.
    Als er »34« rief, meldete sich Miriam. Er stellte ihre Nudeln mit Verbeugung und Schnörkel auf den Tisch und durfte dafür mal probieren.
    Zwei Stunden später saßen Ralf, Beth und Jean-Paul an Miriams Tisch und aßen. Ralf hatte sich zwei Teller Spagetti mitbringen lassen, die Kürbissoße war vorzüglich.
    »Dein Cousin aus Melbourne hat mir den Tipp gegeben, der mit dem Kebab-Imbiss«, sagte Ralf zu Jean-Paul.
    »Ja?« Jean-Paul schien leicht verunsichert. »Was hat er - äh - so gesagt?«
    »Dass du hier ein Restaurant aufgemacht hast. Und, na ja, dass du mir sicher ein Essen spendierst.«
    »Also streng genommen ist das hier nicht mein Restaurant.«
    »Hast du es gepachtet?«
    »Das kam vielleicht auf der Karte so rüber, die ich nach Hause geschickt habe, aber so direkt gepachtet ist es nicht.«
    »Was dann?«
    »Also, ich kann mir aussuchen, was ich koche, und bis zu einer bestimmten Summe Zutaten bestellen. Je nach Andrang stellt mir das Büro ein bis zwei Hilfen zur Verfügung.«
    »Du bist angestellt?«
    »Ja. Aber du siehst, ein Teller Spagetti mehr oder weniger fällt nicht auf.«
    Er zeigte auf die beiden Teller, die vor Ralf standen.
    »Und warum hast du gegenüber deiner Verwandtschaft behauptet, es sei dein Restaurant?«, wollte Miriam wissen.
    »He, ist das hier ein Verhör oder so was?«
    »Ja«, antwortete Miriam, »du darfst aber lügen.«
    Jean-Paul lachte. »Wenn ihr schwört, die Klappe zu halten...«
    Alle nickten.
    »Also: Ich wollte unbedingt nach Papua-Neuguinea. Da gibt’s völlig unberührten, großartigen Regenwald, alles noch ursprünglich. Meine Eltern hätten mir das Geld so oder so gegeben, aber ich hab mir gedacht, sie haben ein besseres Gefühl, wenn es für eine Existenzgründung ist.«
    »Hast du keine Angst, dass deine Eltern mal vorbeikommen?«, fragte Beth. »Meine wären schon längst da.«
    »Meine Mutter glaubt, hier gäbe es Malaria, meinem Vater ist egal, was ich tue. Außerdem stimmt das mit der Existenzgründung. Ich bin jetzt nicht nur Koch, sondern auch freiberuflicher Dschungelführer. Mit ein bisschen Beeilung könnt ihr die Nachtwanderung noch mitmachen.«

    Alle Teilnehmer der Nachtwanderung bekamen von Jean-Paul Taschenlampen ausgehändigt, er selbst hatte eine in Scheinwerfergröße. Nach der Mahnung, immer auf dem Weg zu bleiben und nichts anzufassen, ging es los.
    »Das ist nicht nur so dahergesagt«, erklärte Jean-Paul beim ersten Stopp. »Schaut euch mal dieses Bäumchen an, genannt stinging tree , stechender Baum: Die Blätter fühlen sich bei sanfter Berührung weich an, aber wenn die Berührung nur etwas zu fest ist, sondern die Härchen ein Sekret ab, auf das man allergisch reagiert. Es tut höllisch weh und kann tödlich sein. Ich hatte mal zwei Wochen einen Verband, weil ich bei der Demonstration ein wenig unsanft war.«
    Mit Machogrinsen streichelte er das Blatt.
    »Aus Lateinamerika eingeführt, sollte die cain toad , die Agakröte, hier Zuckerrohr-Schädlinge fressen. Sie fraß alles andere und verbreitete sich wie die Pest über den halben Kontinent. Da sie Giftdrüsen am Rücken besitzt, hat sie in Australien keine natürlichen Feinde - außer Autos.«
    An einem Baumstamm entdeckte jemand eine riesige pelzige Spinne.
    »Eine Wolfsspinne. Sie hat acht Augen und ist giftig«, kommentierte

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