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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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glauben, dass du hier bist.« James schaute zu ihr hin, grinste schief und schüttelte den Kopf. »Aber du bist hier, stimmt’s?«
    »Sieht ganz so aus.« Beim Blick Richtung Cockpit entdeckte sie geborstene Kisten und Munition. »Aber wo sind wir?«
    Er rollte den Tabak und erklärte ihr, dass sie in dem abgestürzten japanischen Versorgungsflugzeug Unterschlupf gefunden hatten, denn die anderen hatten die Leichen nach dem Gefecht zu der Höhle getragen. Außerdem war das Innere des Flugzeugrumpfes trockener und wärmer. Sie war etwa zwei Stunden lang bewusstlos gewesen. Wanipe und die fünf überlebenden Australier waren unterwegs, um etwas zu essen zu jagen. Die Japaner waren alle gefallen, daher brauchte sie sich keine Sorgen mehr wegen Verstärkung zu machen. Vermutlich würden sie kommen, sobald das Wetter aufklarte und wenn die Piloten bessere Sicht hatten.
    Der Nebel war so dicht, dass sie draußen so gut wie nichts erkennen konnte. Nach wie vor fiel ein leichter Regen. Sie teilten sich die Zigarette, und Pearl kam aus dem Staunen nicht heraus, dass sie beide noch am Leben waren, dass sie irgendwie unter einem gemeinsamen Dach zusammen lagen, nach all der langen Zeit und trotz der gewaltigen Entfernungen, die sie zurückgelegt hatten.
    »Liebling, du bist mein Glücksstern«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Du bist der hellste Stern am Himmel. Als ich dieses Tuten zum ersten Mal hörte … Mann … als ich das Saxofon hörte, dachte ich, ich werde verrückt.« Er hob seinen Zeigefinger in Höhe der Schläfen und malte kleine Kreise in die Luft. »Aber die anderen hatten es auch gehört, und bevor wir uns versahen, tauchten die Japse wie aus dem Nichts vor uns auf, feuerten los, und dann sah ich auch noch, wie mein kleiner Hund aus Nadzab direkt auf mich zurannte!«
    Er machte die Zigarette aus und zog sie nahe zu sich heran, als wollte er sie beschützen.
    »Liebling, du hast uns das Leben gerettet. Du und dein Saxofon.«
    Sie spürte, wie ihre Wangen rot anliefen und danach ein Brennen tief im Innern, zwischen ihren Beinen.
    Sie umarmten sich noch enger, und seine Zunge fand ihren Mund. Sie streichelte über seinen mageren Brustkorb und über seinen Rücken. Er öffnete den Gürtel ihrer Hose. Wegen seines verwundeten Beines konnte er sich nicht viel bewegen, und als sich der Hund zu ihren Füßen niedersetzte, um sie zu beobachten, rollte sie sich auf ihn, schaute ihm direkt in seine weit aufgerissenen graublauen Augen, und sie liebten sich zärtlich, während draußen der Regen nachließ und nur noch leise vor sich hin plätscherte.
    Danach zog James eine Armeedecke über sie beide, und sie lagen umschlungen beisammen. Pup kroch ebenfalls unter die Decke, schmiegte sich an ihre Beine und leckte Pearls Knie wund. James knubbelte ihr Ohr und flüsterte: »Liebling, es gibt überhaupt keine Worte dafür, um zu sagen, wie sehr ich dich liebe.« Er küsste sie erst auf das rechte, dann auf das linke Auge.
    Sie presste ihr Gesicht an seine Schulter und verdrückte ihre Tränen. »Versprich mir, dass du mich nie wieder verlässt. Ich könnte es nicht … ich könnte es einfach nicht …«
    »Schscht«, flüsterte er und streichelte ihr Gesicht. »Lass es mich so sagen, Liebling. Wenn ich dich jemals wieder verlassen sollte, dann nur in einer hölzernen Kiste.«
    Sie hielten sich gegenseitig fest und lauschten dem Regen; der Hund rollte sich zwischen Pearls Beinen zusammen. Sie spürte, wie James’ Atem ruhiger wurde und wie er langsam einnickte. Noch immer konnte sie es nicht fassen, dass sie nach dieser langen Zeit und an diesem entlegenen Ort wieder vereint waren. Sie wäre am liebsten für immer zusammen mit ihm und dem Hund unter einer Decke geblieben, genau hier, wo niemand ihre Liebe in Frage stellte.
    Der Regen hörte allmählich auf, und der Nebel lichtete sich. James legte sich auf den Rücken. Pearl stützte sich auf einen Arm und griff nach der Feldflasche, weil sie durstig war, doch sie war leer. James bewegte vorsichtig die Glieder und stöhnte.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Mein Bein ist eingeschlafen«, murmelte er. »Kannst du mir aufhelfen, Liebling?«
    Sie rappelte sich hoch und zog ihn nach oben, damit er stehen konnte. »Lass mich dort drüben hingehen«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Pilotensitz im Cockpit. »Ich muss eine Weile sitzen.« Sie schlang den Arm um seine Hüfte, und er humpelte durch den Rumpf ins Cockpit, um sich auf dem Sessel niederzulassen.

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