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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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Sämtliche Armaturen waren zersplittert und der Steuerknüppel zu einem Fragezeichen verbogen.
    »Danke«, sagte er und drückte ihr die Hand. Er drückte auf einige der Knöpfe und sah grinsend zu ihr hoch. »So, Käpt’n, wo soll es denn heute hingehen?«
    »Ach, ich weiß nicht so recht.« Sie ging zurück in die Kabine und griff nach der leeren Feldflasche. »Warum nicht zum Mond? Oder zur Venus. Jeder Planet ist mir recht, auf dem es keinen Krieg gibt.«
    Wieder drückte er einige Knöpfe und wackelte an dem Steuerknüppel.
    »Warten Sie noch einen Moment, Herr Kopilot«, sagte sie, als sie das Cockpit wieder betrat. Sie hielt die Feldflasche hoch. »Bevor wir abfliegen, brauchen wir noch etwas Verpflegung.«
    Er hob die Hand zum Militärgruß an die Stirn. »Aye, aye, Käpt’n. Sie requirieren etwas Wasser. Ich mache inzwischen die Maschine startklar.«
    Sie grinste und erwiderte den Gruß. Dann schnallte sie sich sein Gewehr um, öffnete die Luke und sprang auf den Boden. Pup folgte ihr. Beim Weitergehen drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm zu; er winkte durch das halbrunde, zerborstene Cockpitfenster zurück.
    Der Regen hatte aufgehört, und auch der Nebel verschwand. Doch als sie auf der schmalen, terrassenförmigen Geländestufe entlanglief, konnte sie nirgendwo ein Lebenszeichen von Wanipe oder von den anderen Australiern entdecken. Sie hörte ein glucksendes Geräusch und ging in die Richtung, aus der es kam. Der Boden der Schlucht war mit tausenden von winzigen Blüten bedeckt. Pup folgte ihr. Bisweilen entdeckte sie Blutflecken an Steinen oder auf Grashalmen und fragte sich, ob sie vom Feind oder von den Australiern stammten.
    Als sie das Rauschen des nächstgelegenen Baches hörte, fing sie an zu laufen. Die Vorstellung, dass sie nun endlich ihr Leben mit der einzigen Liebe ihres Lebens verbringen konnte, war wie ein Rausch. Der Hund sprang um sie herum und bellte wie wild; anscheinend freute er sich darüber genauso wie sie.
    Als Pearl und Pup das Bachufer erreichten, sahen sie Wanipe und die übrigen Australier, wie sie gerade auf das andere Ufer wateten. Sie winkten und riefen einander zu. Als der Hund Wanipe erkannte, stimmte er ein Begrüßungsbellen an und tanzte auf den Hinterbeinen umher. Pearl spritzte sich frisches, klares Wasser ins Gesicht und füllte die Feldflasche auf.
    Während sie wartete, bis alle Australier den Bach durchquert hatten, bemerkte sie durch den leichten Dunst in der Schlucht, wie auf einer der höher gelegenen Geländeterrassen zwei oder drei amerikanische Soldaten entlangschlichen. Sie war so erleichtert, dass die angeforderte Verstärkung endlich eingetroffen war, dass sie nicht erst auf Wanipe und die anderen wartete, sondern gleich umkehrte und mit großen Schritten zum Flugzeug zurückging.
    Sobald das silbrig-metallen glänzende Wrack in Sicht war, konnte sie bei näherem Hinsehen auch bereits die Umrisse von James durch das gesplitterte Glas im Cockpit erkennen. Sie sah, wie er die Hand hob und ihr kurz zuwinkte. Sie reagierte darauf, indem sie wie ein Kind freudig auf und ab hopste und eine Faust in den Himmel reckte.
    Dann ertönte ein ohrenbetäubender Schlag, als ob der Berg explodierte. Sie stürzte zu Boden, Erde, Steine, Glassplitter und Metallfetzen regneten auf sie herab. Noch so ein Schlag donnerte durch die Schlucht. Pearl hob den Kopf, um nachzuschauen, was passiert war. Doch was sie erblicken musste, kam ihr völlig unglaublich vor: Das Flugzeugwrack, dem sie Sekunden vorher noch zugewinkt hatte, existierte nicht mehr; an dieser Stelle lagen nur noch rauchende Trümmer.
    Sie sprang auf. Wanipe war bereits bei ihr und versuchte sie zurückzuhalten. Sie riss sich los und rannte auf der Geländestufe entlang zu der Unglücksstelle, der Hund lief laut bellend voran. Überschäumend vor Wut zog sie das Gewehr von der Schulter und lief auf dem Pfad weiter. Sie wollte jemanden umbringen, sie wollte dem Mann, der eine Handgranate auf das Flugzeug geworfen hatte, eine Kugel in den Leib jagen. Sie hörte das Knacken eines Zweiges, doch sie erkannte lediglich, wie sich zwei Stahlhelme durch das Gebüsch bewegten. Dann sah sie durch die Zweige und die Äste Teile der Tarnuniform und wie sich die beiden Männer an das Trümmerfeld heranpirschten.
    »Den Japs hat’s voll erwischt«, rief einer von ihnen mit amerikanischem Akzent.
    Sie stand vollkommen regungslos da, als wäre sie zur Salzsäule erstarrt. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken,

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