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Bis auf die Knochen

Bis auf die Knochen

Titel: Bis auf die Knochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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weitere belastende Beweise finden? «
    » Detective, mein Mandant kann nicht dar ü ber spekulieren, was in seiner Abwesenheit wom ö glich in seinem Haus deponiert wurde und was nicht. Wenn wir bei reinen Hypothesen und rhetorischen Fragen angekommen sind, dann ist es wohl an der Zeit, dass wir alle nach Hause gehen und ein bisschen schlafen.«
    » Sch ö n, Herr Anwalt «, sagte er, » Sie k ö nnen nach Hause gehen. Aber Dr. Brockton? Sie nicht. Ihr Haus ist noch als potenzieller Tatort abgeriegelt.«
    » Und wohin soll ich gehen? «
    » Das ist nicht mein Problem, Doktor «, sagte er. » Blo ß nicht zu weit weg.«
    Da brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Als DeVriess und ich zum dritten Mal in weniger als vierundzwanzig Stunden aus der Eingangst ü r des Polizeigeb ä udes traten, d ä mmerte mir, dass ich nicht nur nirgends hin konnte, ich hatte auch nichts, womit ich dort h ä tte hingelangen k ö nnen. » Verdammt «, sagte ich. » Sie haben mich schon wieder in der W ü ste sitzen lassen.«
    DeVriess sch ü ttelte den Kopf. » Die Schei ß kerle. Die wissen ganz genau, was sie tun. Nur eine weitere M ö glichkeit, Sie zu zerm ü rben. Soll ich Sie in ein Hotel bringen? « Er zeigte zum Steilufer ü ber dem Fluss, wo die Stufenpyramide des Marriott ü ber den Horizont ragte wie der Staudamm eines Wasserkraftwerks, der sein Ziel um vierhundert Meter verfehlt hatte. » Zum Teufel, wir besorgen Ihnen dort ein Zimmer.«
    Ich sch ü ttelte den Kopf. » Ich bin es satt, in fremden R ä umen zu sein «, sagte ich. » Sie werden mich f ü r verr ü ckt erkl ä ren, aber w ü rde es Ihnen etwas ausmachen, mich dr ü ben in meinem B ü ro am Stadion abzusetzen? Ich habe da ein altes Sofa, auf dem ich die letzten zwanzig Jahre ö fter mal gepennt habe. Mir f ä llt im Augenblick kein anderer Ort ein, wo ich lieber versuchen w ü rde, ein bisschen Schlaf zu finden, als auf diesem Sofa, umgeben von meiner Skelettsammlung.«
    Er lachte. » Sie haben recht, Doktor «, sagte er. » Ich glaube, Sie sind verr ü ckt. Aber kommen Sie, ich setze Sie dort ab.«
    Es bestand kein Zweifel, welcher der f ü nf Wagen auf dem Parkplatz der Polizei Burt geh ö rte. Unter einer der Natriumdampflampen stand ein schimmernder schwarzer Bentley. Er sah aus wie die Paarung eines Jaguars mit einem Rolls-Royce, und ich hatte den Verdacht, dass er fast so viel wert war wie mein Haus. Die Sitze waren mit silbergrauem, butterweichem Leder bezogen, und das Armaturenbrett sah aus wie mit Wurzelholz verkleidet; es war, so viel konnte ich selbst im tr ü ben Licht der Nacht erkennen, auf jeden Fall nicht aus Plastik. Die T ü r fiel mit einem satten Schmatzen ins Schloss, und als DeVriess den Motor anwarf, h ö rte ich diesen kaum, doch was ich h ö rte, klang gewaltig und auf leise Art sehr machtvoll. Burt fuhr vom Parkplatz und bog auf die Hill Avenue, und dann nahm er dieselbe Bogenbr ü cke, die ich vor einigen Stunden auf dem Weg zu ihm zu Fu ß ü berquert hatte. Die Br ü cke in dem Bentley zu ü berqueren war dagegen, wie auf einer Luxusyacht zu kreuzen.
    Ich wies DeVriess den Weg durch das Labyrinth am Fu ß des Stadions zum Tor an der Endzone, wo eine Treppe zu meinem B ü ro f ü hrte. Au ß er meinem Pick-up und den Wartungswagen der Universit ä t befuhren nur sehr wenige Fahrzeuge je diese einspurige Asphaltfahrbahn, die sich um die Tr ä ger und Pfeiler schl ä ngelte. Ich war mir ziemlich sicher, dass dies hier der erste Bentley war und wahrscheinlich auch f ü r lange Zeit der letzte. Als das Auto bremste, war ich in dem weichen Ledersitz schon fast eingeschlafen.
    » Soll ich nachschauen, ob Sie sicher reinkommen? «, fragte DeVriess.
    Ich dankte ihm, lehnte jedoch ab. » Ich komme schon zurecht «, sagte ich. Das war nicht wahr – mir ging es alles andere als gut –, doch sicher hineinzukommen war nicht das Problem. Drinnen zu sein und allein, das bereitete mir Sorgen, und es gab nichts, was er dagegen h ä tte tun k ö nnen.
    Als ich mein B ü ro aufschloss und hineinging, erhaschte ich durchs Fenster einen fl ü chtigen Blick auf teure R ü cklichter, die in dem Labyrinth verschwanden. Und dann war es dunkel, und ich war allein. Ich nahm mir nur eben genug Zeit, um zur Toilette zu gehen und zu pinkeln, dann zog ich die Schuhe aus und kroch auf das ramponierte Sofa unter den schmutzigen Fenstern. Ich hatte kaum den Kopf auf die feste Armlehne gelegt, da sp ü rte ich schon, wie ich in Spiralen in die Dunkelheit

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