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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihnen hatten ihre M16 gegen die Hauswand gelehnt, während sie ihre Zigaretten rauchten. Sie starrten dabei die ganze Zeit in die Ferne, größtenteils in meine Richtung. Aber ich wusste, dass sie von da aus, wo sie standen, nichts sehen konnten. Sie konnten bestenfalls Bewegungen wahrnehmen, und das Einzige, was sich momentan bewegte, waren die Zweige der Bäume, durch die der Wind strich.
    Ich wartete, aber Kline und Provost kamen nicht heraus. Ebenso wenig ließen sie sich am Fenster blicken. Ich stellte das Zielfernrohr eine Spur schärfer und fühlte mich besser. Das Sichtgerät war an der Varmint befestigt, und die Varmint hatte ihre fünf Patronen im Magazin. Ich hatte kein Schutzpolster an der Schulter. Es war mir egal, ob ich blaue Flecken bekam. Blaue Flecken wären im Moment mein geringstes Problem gewesen.
    Ich hörte hinter mir ein Rascheln.
    »Und?«, flüsterte Spike.
    »Bislang zähle ich sechs Männer. Ich habe weder Provost noch Kline gesehen, aber da ist noch eine Frau. Das macht also insgesamt neun.«
    »Und sieben davon können wir direkt ausknipsen«, meinte Spike.
    »Kline hätte ich gern lebendig... zumindest, bis er geplaudert hat.«
    »Dann sollten wir uns besser eine Autobatterie und zwei Elektroden besorgen. Ich meine, bloß aus Spaß an der Freude wird er kaum plaudern.«
    Da war was dran. Bel hatte weniger Lärm gemacht als Spike. Sie stand mit einem Mal auf meiner anderen Seite. Wir trugen alle drei Sturmmützen und Kriegsbemalung: grün und schwarz, nur für den Fall, dass sie irgendwo Scheinwerfer aufgestellt hatten. Bislang verließen sie sich auf die Dunkelheit. Aber sie konnten jederzeit ihre Taktik ändern und Festbeleuchtung im Wald veranstalten. Wenn sie uns ins Rampenlicht stellten, dann waren sie selbst natürlich genauso gut ausgeleuchtet. Aber anders als sie, waren wir getarnt. Wir trugen grün-schwarz gefleckte Jacken und grüne Hosen. Wir sahen hundertprozentig profimäßig aus, auch wenn wir uns nicht so fühlten. Spike war zwar in seinem Element, aber die Tarnflecken auf Bels Gesicht tarnten lediglich die Tatsache, dass sie käsebleich war. Selbst ihre Lippen waren blutleer.
    Ich für meinen Teil hatte zwar keinen Tatterich mehr, wollte aber nach wie vor auf Nummer sicher gehen. Ich war kein Söldner, auch wenn ich etliche von der Sorte näher kennengelernt hatte. Ich war weder Action Man noch GI Joe. Ich war nicht Spike.
    »Was ist mit den ganzen Hippies?«, fragte er.
    »Haben sich verzogen.«
    »Perfekt. Wunderbar.« Er fixierte mich. »Ich hab sie dabei, Mann«, flüsterte er. Er hielt vier kurze, dicke Zylinder in die Höhe.
    »Das sagtest du bereits ein paarmal.«
    »Wann ziehen wir’s durch?«
    Ich sah Bel an, und sie nickte. »Jetzt«, erwiderte ich.
    »Schön, dann los«, sagte Spike und verschwand wieder in der Dunkelheit.
    Bel und ich starrten uns eine Zeit lang an. Ich wollte sie küssen, und ich glaube, sie wusste das. Aber sie lächelte nur und nickte noch einmal, drückte mir dann die Schulter und schlich in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Jetzt war ich dran. Ich legte mir den Kolben der Varmint wieder an die Schulter und warf einen Blick durch die Optik. Ich wusste, dass ich Spike und Bel ein, zwei Minuten Vorsprung geben musste. Die Wachen hatten ihre Zigaretten ausgeraucht. Jetzt drehten sie Däumchen. Es gefiel mir, wie sie auf der Veranda aufgereiht standen - wie Schießbudenfiguren auf der Kirmes. Ich hörte das plötzliche Knistern eines Funkgeräts und sah, wie einer von den Männern ein Walkie-Talkie aus der Tasche zog. Ich war jetzt froh, dass wir die Männer am Checkpoint nicht abgeknallt hatten. Das hätte uns nur ein Empfangskomitee beschert.
    Andererseits hätte ein Empfangskomitee sofortige Action bedeutet - statt dieses nervenzermürbenden Wartens.
    Ich zählte bis dreißig. Dann noch einmal.
    Als ich zum zweiten Mal neunundzwanzig erreichte, begann ich zu feuern. Ich bin zwar kein Hochgeschwindigkeitsschütze, aber ich wusste, dass ich so viele Wachen wie möglich ausschalten musste. Ich versuchte keine Kunststücke, bemühte mich lediglich, meine Ziele zu treffen, egal an welcher Körperstelle.
    Schon nach den ersten zwei Schüssen hatten sie mich geortet. Das ist der Nachteil, wenn man bei Nacht ohne Mündungsfeuerdämpfer schießt. Sie sahen den zweiten Blitz aus meinem Lauf. Nützte ihnen natürlich nicht viel, nicht auf diese Distanz. Sie feuerten nach wie vor auf bloße Schatten, während ich sie einen nach dem anderen

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