Bis aufs Messer
Zögern.
»Ausgezeichnet!
«
»Sie
sind nicht gerade eine sprudelnde Informationsquelle, Holman .
Oder?«
»Ich
bin mir nicht ganz im klaren darüber, was ein Mann
über seine ehemalige Geliebte hören möchte, wenn er sie fast ein Jahr lang
nicht mehr gesehen hat«, sagte ich wahrheitsgemäß.
»Ich
möchte wissen, was sie über das Stück gesagt hat!« erwiderte er mit Schärfe.
»Sie
sagte, sie wisse nichts davon. So wie Sie die Sache dargestellt hat, muß sie
das Haus ziemlich schnell verlassen haben.«
»Ich
fand sie zusammen mit einem anderen Mann im Bett und warf sie hinaus. — Was
sonst?« sagte er bitter. »Glauben Sie das, was sie über das Stück gesagt hat?«
»In
dieser Situation braucht man Beweise, bevor man irgend
jemandem etwas glaubt«, sagte ich. »Sonst können Sie auch eine Münze in
die Luft werfen, um zu entscheiden, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt oder
vielleicht manches Wichtige einfach wegläßt .«
»Eine
Lüge, die dadurch entsteht, daß etwas weggelassen wird?« Sein Gesicht hellte
sich flüchtig auf. »Das ist ein interessanter Gedanke. Haben Sie dafür
irgendwelche konkreten Anhaltspunkte gefunden?«
»Helen
Christie«, knurrte ich.
Sein
Gesicht erstarrte. »Wer hat Ihnen von Helen Christie erzählt?«
»Das
Wesentliche ist, daß Sie es jedenfalls nicht waren.« Ich zuckte die Schultern.
»Sie haben mir erklärt, Sie hätten das Stück allein geschrieben, und deshalb
sei Bolers Version nichts als eine Lüge und er selber
ein Erpresser, der irgendwelches Beweismaterial gefälscht habe, um damit Geld
aus Ihnen herausholen zu können. Ich habe Ihnen geglaubt, und Sie haben mich
belogen — indem Sie etwas wegließen, als Sie Helen Christie nicht erwähnt
haben.«
Seine
Finger zitterten leicht, als er ein Zündholz an seine Pfeife hielt. »Natürlich
haben Sie recht«, sagte er schließlich. »Ich hätte Ihnen von Helen erzählen sollen,
aber ich dachte, Sie würden, wenn ich das täte, mir auch alles andere nicht
glauben. Ich begreife jetzt, daß das eine Dummheit war; es tut mir leid.«
»Ich
möchte Ihre verdammten Entschuldigungen nicht«, knurrte ich. »Ich möchte die
Wahrheit wissen.«
Sein
Gesicht war für ein paar Augenblicke in Rauch gehüllt, und dann begann er, mit
ausdrucksloser Stimme zu reden. »Ich kam beim dritten Akt nicht weiter, und es
wurde und wurde nichts daraus. Ich wußte, es hatte nichts mit dem Thema und dem
Höhepunkt des Stücks zu tun, es war eine rein technische Frage. Zwei Wochen
lang schlug ich mich mit dem verdammten Ding herum, und je mehr ich es
versuchte, desto hoffnungsloser wurde das Ganze. Dann schlug Miles Helen
Christie vor; sie hatte einen ausgezeichneten Ruf an der Ostküste, und nun
wohnte sie auch hier und stand zur Verfügung. Sie brauchte nicht lange, um
hinter den Haken zu kommen, und es handelte sich tatsächlich nur um einen
technischen Kniff. Sie schlug vor, eine Szene zu teilen und die gute Hälfte ins
Ende des zweiten Aktes einzubauen, so daß dann der dritte Akt in einer
fortlaufenden Szene gespielt wurde und die Kontinuität ungebrochen blieb. Es
war eine ausgezeichnete Lösung.«
»Und
dafür haben Sie sie bezahlt?«
»Natürlich!
Sie war sehr beglückt, die glatte Summe von zehntausend Dollar Honorar
entgegennehmen zu können.«
»Das
scheint mir für eine Arbeit mit Schere und Leimtopf verdammt gut bezahlt zu
sein!« sagte ich.
Er
grinste breit. »Man muß nur eben wissen, wie und wo man Schere und Leimtopf
anwendet«, sagte er.
»Hatten
Sie eine Art schriftlicher Abmachung mit ihr getroffen, wie zum Beispiel einen
Vertrag?«
»Miles
war unerbittlich in diesem Punkt! Klar, wir hatten einen Vertrag.«
»Hat Hillan diesen Vertrag?«
»Nein.«
Kendall schüttelte den Kopf. »Miles ist ein phantastischer Unterhändler, aber
außerdem ist er auch der unordentlichste Mensch der Welt. Ich habe eine
Leidenschaft dafür, die Dinge in Ordnung zu halten, und so habe ich meine
Kartei hier in meinem Arbeitszimmer.«
»Ich
würde gern einen Blick auf diesen Vertrag werfen«, sagte ich.
Er
nickte. »Ich hole ihn — einen Augenblick.«
Etwa
eine Minute nachdem er das Zimmer verlassen hatte, trat Miles Hillan ein, und seine verschleierten Augen wurden noch
kälter, als er mich erblickte. Dann nahm er die Zigarre aus dem Mund und tippte
die Asche nachdenklich auf den Teppich.
»Was
immer Ihrem Gesicht zugestoßen sein mag«, sagte er fast beglückt, »es ist ein
Fortschritt.«
»Gute
Butler sind heutzutage wohl
Weitere Kostenlose Bücher