Bis aufs Messer
scheiden lassen, nachdem er entdeckt hatte, daß sie seit drei Jahren eine
Affäre mit einem anderen Mann hatte. Es läge fast zwanzig Jahre zurück, sagte
er. Antonia ist zweiundzwanzig.«
»Sie
meinen, er ist gar nicht ihr richtiger Vater?« Sandys Stimme klang bekümmert.
»Sie waren nicht gerade freundlich zu dem Mädchen, Rick!«
Ich
zuckte hilflos die Schultern. »Ich wollte wissen, ob es stimmt und ob Antonia
darüber Bescheid weiß. Ihrer Reaktion nach weiß sie offensichtlich Bescheid.«
»Und
beweist das irgend etwas ?« fragte sie eifrig.
»Woher,
zum Kuckuck, soll ich das wissen?« brummte ich.
»Ich
werde immer verwirrter«, sagte sie mit erbitterter Stimme. »Würden Sie mir
bitte erzählen, um was es hier geht, Rick Holman ,
bevor ich überschnappe?«
»Klar«,
sagte ich, »aber nicht im Augenblick. Ich muß mit jemandem sprechen.«
»Oh
— grandios!«
»Es
wird nicht so lange dauern«, sagte ich in entschuldigendem Ton. »Wie wäre es,
wenn Sie hier warteten, bis ich zurückkomme, dann werde ich Ihnen die ganze
Geschichte erzählen. Die Nacht ist noch jung, wie man so poetisch sagt.«
Sie
überlegte eine Weile und nickte dann mißgestimmt .
»Gut, aber bleiben Sie nicht zu lange weg.«
»Höchstens
eine Stunde«, versprach ich und warf einen Blick auf meine Uhr. »Es ist jetzt
erst acht Uhr dreißig. Können Sie kochen?«
Ihre
grauen Augen begannen beinahe zu schielen. »Sind Sie auf der Suche nach einem
Dienstmädchen? Oder wollen Sie heiraten? Oder was sonst?«
»Ich
dachte, es wäre eine ideale Methode, die Zeit totzuschlagen«, sagte ich
erwartungsvoll. »Sie könnten zum Beispiel das Essen fertig haben, wenn ich
zurückkomme.«
»Ja?«
Das Lächeln, das ihr Gesicht verzerrte, hatte in seiner Zwanghaftigkeit etwas
Erschreckendes. »Eins muß man Ihnen lassen, Rick Holman «,
sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen, »langweilig wird es einem bei Ihnen
nie! Sie bieten einem Mädchen innerhalb eines Abends so viele Abwechslungen,
angefangen damit, daß Sie sie in den Po kneifen, damit sie ins Telefon
hineinschreit, bis zu einem Kampf mit einem anderen Mädchen, das anderer Leute
Haare auszureißen pflegt. In Gesellschaftsspielen sind Sie wirklich großartig,
Rick Holman ! Und dann«, sie seufzte ekstatisch,
»steht einem noch das entzückende Erlebnis bevor, allein gelassen zu werden,
mit dem vergnüglichen Projekt, Ihnen das Abendessen kochen zu dürfen!«
»Na
ja«, murmelte ich, »es war nur so eine Idee.«
Das
schreckliche Lächeln wie festgefroren im Gesicht, kam sie hinter der Bar hervor
und griff nach der nächsten Flasche. »Ich zähle bis drei, und dann sind Sie
hier verschwunden«, sagte sie beiläufig. »Sonst werde ich Flaschen nach Ihnen
werfen — und zwar volle Flaschen — , Flaschen mit dem teuersten Inhalt, den ich
hier finden kann!«
»Sandy,
Süße!« flehte ich. »Lassen wir doch die Sache mit dem Abendessen, ich werde...«
»Eins!«
Sie
hob die Flasche hoch in die Luft.
»Ich
meine«, sagte ich verzweifelt, »ich...«
»Zwei!«
»Ich
bin ja schon gegangen!«
SIEBENTES KAPITEL
I ch drückte auf den Klingelknopf und wartete,
während Toni Altino gehorsam: Als Geliebter, Süße, bin ich
Gelegenheitsarbeiter ... sang. Etwa zehn Sekunden später öffnete sich
die Tür ein paar Zentimeter weit, eben ausreichend, um erkennen zu lassen, daß
die Kette noch vorgelegt war. Eine vorsichtige Stimme fragte: »Wer ist
draußen?«
»Rick Holman «, sagte ich.
»Rick!«
Die Kette wurde abgenommen, und die Tür öffnete sich weit, »Kommen Sie herein«,
sagte Jackie Lorraine mit Wärme.
Sie
trug einen sehr eleganten weißen Anzug, der aussah, als ob er aus einem in
Streifen geschnittenen Tellertuch gestrickt worden wäre. Das ärmellose Oberteil
lag eng an, die geraden Hosen hatten einen Aufschlag, und der Verschluß saß vorn. Es war die Sorte Anzug, die man als
ausgesprochene Deklaration hätte empfinden können, wenn Jackie Lorraine nicht
zu viele üppige Rundungen gehabt hätte, um jemanden an ihrer Weiblichkeit
zweifeln zu lassen.
»Ich
weiß nicht, was Sie am Telefon zu dieser Bestie gesagt haben«, erklärte sie
atemlos, »aber es war einfach prachtvoll! Eben schilderte er mir noch
schadenfroh alle widerwärtigen Details dessen, was er mir demnächst antun
wollte — und im nächsten Augenblick rannte er brüllend von hier weg wie ein
soeben kastrierter Stier! Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Rick!«
Sie
schloß die Tür, hängte die
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