Bis aufs Messer
sprechen.«
Sie
stand auf und ging in die Küche hinaus, bevor ich Gelegenheit hatte, die Hände
um ihren Hals zu legen. Schließlich entkrampften sich meine Finger so weit, daß
ich Bolers Nummer, die Sandy vorsorglich auf den
Schreibblock neben dem Apparat geschrieben hatte, wählen konnte.
» Holman «, sagte ich, als er sich meldete.
»Diese
Besprechung mit Kendall«, sagte er mit scharfer Stimme, »findet morgen statt!«
»Wie
bitte?« fragte ich.
»Die
Zeit wird knapp, er hat also nur bis morgen nachmittag um fünf Uhr Zeit. Wenn er die Bedingungen bezüglich der Einkünfte aus dem Stück
nicht unterschrieben hat, wird mein Klient ihn bloßstellen. »Hören Sie gut zu, Holman , morgen nachmittag fünf
Uhr ist die äußerste Grenze.«
»Was
ist los, Max?« fragte ich milde. »Sitzt Ihnen die Polente bereits auf den
Fersen?«
»Was?«
»Das
ist doch naheliegend«, sagte ich. »Sie waren ihr Agent, und wenn ihre Leiche
gefunden wird, werden Sie unter den ersten sein, die vernommen werden.«
»Ich
weiß nicht, wovon Sie reden, verdammt«, fauchte er.
»Von
Helen Christie — von wem sonst?«
»Sie
hat mit dieser Sache nichts zu tun. Sie werden Kendall sagen...«
»Und
ob sie mit der Sache zu tun hat, Max«, knurrte ich. »Haben Sie sie umgebracht,
damit Sie alles selber behalten können?«
»Hören
Sie zu, Holman «, seine Stimme zitterte leicht, »ich
weiß, zum Teufel, nicht, wovon Sie reden, und ich will es auch nicht wissen.
Sie sagen Kendall Bescheid, und damit hat sich die Sache.«
Er
legte schnell auf.
Ich
legte ebenfalls auf und zuckte dann krampfhaft zusammen, als eine Schuhspitze
schmerzhaft gegen meine Sitzfläche fuhr. Als ich mich schnell umdrehte, stand
da Sandy Gibbs, ein boshaftes Grinsen auf dem Gesicht. »Jetzt sind wir quitt«,
sagte sie beglückt. »Sie können in die Küche kommen und Ihr Sandwich essen.«
Ich
holte sie an der Küchentür ein, legte meine Hände um ihren Hals und war im
Begriff, sie zu erdrosseln, als mir plötzlich ein Duft in die Nase drang. Ich
spähte über ihre Schulter hinweg auf den Tisch und ließ dann ihren Hals los.
»Steak?« japste ich beglückt.
»Verdient
haben Sie es nicht!« fuhr sie mich an.
»Und
Zwiebeln?«
»Ich
habe bereits gegessen«, sagte sie. »Ärgerlicherweise koche ich so
ausgezeichnet, daß ich nie widerstehen kann, sofort zu essen. Aber ich werde
Ihnen bei Ihrer Mahlzeit Gesellschaft leisten, und Sie können mir dabei die
ganze Geschichte erzählen, wie Sie versprochen haben.«
»Abgemacht«,
sagte ich und brach mir bei der Eile, mit der ich dem Tisch zustrebte, beinahe
ein Bein.
Etwa
zwanzig Minuten später befand ich mich im Stadium einer segensreichen Euphorie,
veranlaßt durch Sandys hervorragende Kochkunst; und Sandy selbst hatte die
ganze Geschichte erfahren. Sie blieb eine Weile mit konzentriert gerunzelter
Stirn sitzen und sagte dann: »Sie glauben, daß Helen Christie auf die Idee mit
der Erpressung gekommen ist?«
»Wie
kommen Sie darauf?«
»Ich
habe gehört, was Sie zu Boler am Telefon sagten.«
»Es
war ein Pfeil ins Blaue«, sagte ich vage. »Ich weiß nicht, wo er sein Ziel
finden wird.«
»Sie
brauchen etwas zu trinken«, sagte sie kalt. »Das Steak hat Ihre geistigen
Fähigkeiten reduziert.«
Wir
kehrten ins Wohnzimmer zurück; ich goß die Gläser ein, und sie rollte sich
erneut auf der Couch zusammen. Ich brachte die Drinks und ließ mich neben ihr nieder;
sie nahm, nach wie vor in Gedanken versunken, ihr Glas aus meiner Hand.
»Das
Ganze paßt nicht zusammen«, sagte sie dann entschieden. »Wenn Boler sie umgebracht hätte, wäre das Risiko, Kendall zu
erpressen, zu groß.«
»Er
konnte nicht mit Sicherheit wissen, ob Kendall der Polizei nicht davon erzählen
würde«, pflichtete ich bei. »Denn wenn ja, so hätte er damit Boler buchstäblich auf einem silbernen Tablett in die
Gaskammer befördert.«
»Wenn
Sie daran also bereits gedacht haben«, sagte sie gereizt, »warum haben Sie dann Boler gefragt, ob er Helen Christie umgebracht hat,
damit er das ganze Geld für sich behalten kann?« Ein gequälter Ausdruck
erschien auf ihrem Gesicht. »Schon gut, schon gut — ! Natürlich dieser Quatsch
mit dem Pfeil ins Blaue?«
»Wir
haben beide einen langen schweren Tag hinter uns«, sagte ich mit beruhigender
Stimme. »Wollen wir jetzt nicht einmal alle Erpressungen und Morde beiseite lassen und einfach dem Vergnügen leben?«
»Was
Sie unter Vergnügen verstehen, weiß ich bereits, Rick Holman .«
Sie
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