Bis bald, Sharma!
Gedichtband über die Liebe mit ein paar Fotos von mir darin und ein Nokia-Farbhandy mit Tasche. Dann legte ich mich wieder schlafen und lauerte wie eine Katze auf die Maus, wann mein Geburtstagskind endlich wach werden würde. Die Morgensonne spitzte schon in unser Spinnenzimmer und mein Prinz erwachte.
„Happy birthday, mein Liebling, alles Gute zum Geburtstag“, sagte ich und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
„Oh , mein Gott, Jasmin, so was Schönes hast du für mich gemacht? Ich bin so glücklich, ich danke, ich danke dir.“
Am Abend waren wir bei seinen indischen Freunden in einem Bio-Nichtraucher-Restaurant zum Essen eingeladen. Seine Freunde hatten schon ein riesiges Essen für uns alle gekocht. In dem relativ kleinen Zimmer stand ein riesiger Holztisch mit einer eingelassenen Glasplatte. Nur ich und Sharma waren in dem Zimmer, weil seine Freunde noch Salat bereiten wollten. Ich beugte mich über den Glastisch, um eine heruntergefallene Fernsteuerung aufzuheben. Dabei stützte ich mich auf der Glasplatte ab und – klirr - brach die Platte in tausend Stücke. Ich war starr vor Entsetzen. Wie konnte mir so etwas passieren? Ich zog meine Hand aus dem Scherbenhaufen, und hatte Angst, meine Hand anzusehen, weil ich überall Blut vermutete, aber ... da war nichts. Meine Hand war absolut unverletzt. Sharma umarmte mich vor Freude und sagte, dass nur Gott mich geschützt habe. Er nahm sogar die Schuld auf sich und sagte später seinen Freunden, dass er selbst den großen, schweren Kochtopf mit dem Essen auf der Glasplatte etwas zu hart abgestellt habe und deswegen sei die Platte zerbrochen.
„Das ist auch Liebe, wenn ich dich decke. Du bist meine große Liebe, ich tue alles auf der Welt für dich“, flüsterte mein Traumprinz. Später ersetzten wir die Platte durch ein Provisorium aus Sperrholz. „Scherben bringen Glück, weißt du das, Liebling?“
Und wir hatten Glück bitter nötig, denn wir wollten bald heiraten und Sharmas Papiere waren immer noch nicht da. Wie lange würde ich noch von Regensburg nach Salz burg fahren müssen? Wie lange noch die Nächte einsam in meinem Bett verbringen müssen und vor Sehnsucht nach Sharma fast umkommen? Aber daran dachte ich nicht, wenn ich in seinen Armen lag. Keine Macht der Welt würde uns jemals trennen können. Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass Sharmas Papiere nicht zu lange bräuchten, um in Indien getestet zu werden und dass die österreichische Botschaft im Namen der Liebe ein Auge zudrücken wird.
Am Tag vor meiner Abreise saßen wir wie immer in dem kleinen italienischen Restaurant, wo es so gute Pizzabrote und den köstlichen Salat mit der fantastischen Soße gab. Im Überschwang meiner Gefühle fiel mir plötzlich ein Spiel ein. Ich wollte Sharmas Gedanken und Gefühle in grotesker und verzerrter Weise imitieren. Ich erzählte ihm eine Geschichte. In dieser Geschichte sprach Sharma über mich zu seinem Freund Jagir und ich hatte natürlich jede Situation total übertrieben und wollte sehen, wie er darauf reagierte.
„Mein Gott, Jagir“, fing ich an zu erzählen, „bin ich froh, dass sie nun endlich abgereist ist. Sie war viel zu lange da und sie redete immerzu, sodass mir der Kopf rauchte. Sind alle deutschen Frauen so? Sie stellte mir so viele Fragen, die mich fast verrückt machten. Alles musste ich mit ihr machen. Wenn sie sagte, Komm, wir gehen in die Stadt, dann folgte ich wie ein Hündchen, obwohl mir der Magen knurrte, weil sie mir nur Obst zum Frühstück gab. Wenn sie bei einem Kunstmaler in der Stadt stehen blieb, musste ich notgedrungen auch stehen bleiben, obwohl meine Füße mir schon vom kilometerweiten Laufen brannten. Wenn sie sagte, sie wolle auf die Burg klettern, dann musste ich ihr wie ein Trottel hinterherstaksen, obwohl ich lieber bei meinen indischen Freunden Hühnercurry essen und mit ihnen plaudern wollte. Sie hatte eine unheimliche Energie. Mal wollte sie dahin, mal dorthin. Wollte ich ein bisschen auf einer Bank ausruhen, so war sie nach fünf Minuten schon wieder auf den Beinen. Auch zuhause gab meine verrückte kleine Freundin keine Ruhe. Sie wollte, dass ich mir nach dem Zähneputzen auch die Zahnzwischenräume mit ihrer mitgebrachten Munddusche reinigen sollte, das tat ich ohne Widerrede.
Sie fragte mich, warum sie, wenn wir nach Indien reisen würden, mit den anderen Frauen unter dem einen Baum zu sitzen habe und sich nicht bei mir unter dem anderen Baum aufhalten dürfe, wo wir Männer
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