Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
Vom Netzwerk:
Da fiel unser Blick auf ein altes Ehepaar, offensichtlich aus Indien. Wir begrüßten das Paar, es waren zwei lustige Leute. Der indische Mann hatte Schalk in den Augen. Mein Mann und dieser Professor aus Neu Delhi unterhielten sich auf Hindu, und obwohl ich kein einziges Wort verstand, fühlte ich intuitiv, dass die beiden witzige Sachen sagten, denn alle drei Sekunden lachte der Professor aus vollem Halse und zeigte dabei seinen fast zahnlosen Mund. Obwohl er keine Zähne hatte, war er trotzdem eine Schönheit. Seine Schön heit kam von innen. Nachdem wir uns wieder verabschiedet hatten, übersetzte Sharma mir einige Passagen.
    „Weißt du, was dieser Professor zu mir gesagt hat? Er meinte, ob ich noch so eine schöne , blonde, junge Frau wie dich hätte, dafür würde er seine alte dalassen.“ Er hatte das aber in einer lieben, nicht verletzenden Art gemeint, weil er, so hatte ich von Sharma weiter erfahren, betont habe, dass er schon seit 45 Jahren mit seiner Frau zusammenlebe und sie immer noch liebe wie am Anfang. Oh, vielleicht hatte ich auch so einen liebevollen Inder erwischt.
    Am Abend in unserem Fünfsternehotel fragte mich Sharma, ob es mich stören würde, wenn er laut in seinem Gottbuch lesen würde. Ich hatte natürlich nichts dagegen und sah ihm schweigend zu, wie er sich ein altes Küchenhandtuch – ja, ein Küchenhandtuch – um seinen Kopf schlang, sich im Schneidersitz aufs Bett setzte und sein winzig kleines Gottbuch aus einem knallorangenen Tuch wickelte und zu lesen begann. Seine Sprache war Punjabi und er rezitierte laut und andächtig. Ich saß am anderen Ende des Bettes und wurde gefangen genommen von der Anmut seines Lesens. Ich sah, wie seine schlanken, langen Hände langsam und bedächtig Blatt für Blatt berührten und die Seiten wendeten. Ich wurde beim Hören seiner Worte immer ruhiger und empfand fast rauschähnliche Zustände. Dafür liebte ich ihn, ich liebte diesen Mann wie verrückt.
    Die Nacht war genauso berauschend wie seine Gebete. Sharma hatte eine besondere Art, mich zu berühren und zu streicheln. Sobald er mich berührte, war ich weggetreten. Sein Streicheln erschien mir wie eine Symphonie in Moll. Seine sanften, warmen Hände strichen zart und ruhig über meine Haut. Seine Bewegungen glichen denen kleiner Schlan gen, die sich überallhin wanden. Er hatte mir einmal gesagt, wenn er mich streichelte, fühle er in seinem eigenen Körper den gleichen Streichelgenuss wie ich ihn fühlte. Er streichelte mich unendlich lange. Jede Frau dieser Welt wünscht sich das. Manchmal schien es, als würde er während des Streichelns einschlafen, aber das war ein Irrtum. Er schlief nicht, sondern war in eine andere Welt eingetaucht, in der er verweilen wollte. Die halbe Nacht streichelte er mich, bevor er seinen Unterleib gegen mich drückte und mich zur Seite drehte. Dann strich er an meinen Schenkeln entlang und berührte unendlich zart meine Vagina, während er mir seinen warmen Atem in mein Ohr hauchte, was mich verrückt machte. Er schlang seine behaarten Beine um meinen Körper und drückte ihn ein wenig fester, so, als wolle er mir seine „Macht“ zeigen. Ich spürte seinen erigierten Penis und öffnete meine Schenkel, er legte sich sanft dazwischen. So blieb er ruhig in mir liegen, bis das Blut in unsere Lenden stieg und er mit einer einzigen Bewegung in mich eindrang. Ich spürte eine heiße Welle und mit drei, vier Stößen ergoss er sich in mir, wobei er seinen Kopf tief zu mir an meine Brust beugte. Helles Stöhnen drang an mein Ohr.
    „Siehst du , Jasmin, nun ist Sex vorbei, es sind nur ein paar Sekunden. Jetzt zeige ich dir meine echte, tiefe Liebe.“
    Dabei küsste und umarmte er mich, drückte mich fest an sich und ließ mich nicht mehr los. Die ganze Nacht lagen wir eng umschlungen in dem winzigen Bett mit nur einem Kissen und einer Zudecke. Es war kalt im Zimmer. Ich sah eine Spinne aus der Bodenritze herauskriechen und ku schelte mich noch enger an Sharma. Er war schon eingeschlafen, atmete tief mit offenem Mund ohne einen einzigen Schnarchton.
     
    Am 6. September hatte er Geburtstag. Ich musste mich aus seiner festen, liebevollen Umarmung schälen, schlich mich leise aus dem Bett und bereitete seinen Geburtstagstisch vor. Über den zerkratzten weißen Tisch legte ich eine blaue Decke, zündete drei Kerzen an und packte den Kuchen aus, den ich mit einer Kerze versah. Rundherum ordnete ich seine Geschenke an. Ein Rasierwasser, das er sich gewünscht hatte, ein

Weitere Kostenlose Bücher