Bis bald, Sharma!
Zimmer stand gefährlich von der Wand ab und wenn wir Wasser für unseren Tee kochten, sprühten Funken. Wir konnten sowieso nur Wasser kochen und sonst nichts anderes. Es gab keine Kochgelegenheit. Einmal wollte Sharma Eier kochen. Sie durften aber nicht auf der Spirale des Wasserkochers aufliegen. Er zerriss einen Lumpen, befestigte ihn wie eine Hängematte an den Seiten des Kochers und legte die zwei Eier hinein. Gute Idee - wir kamen zurecht. Schlimm war nur, dass ich nachts, wenn ich zur Toilette wollte, durch den dunklen Gang tappen musste und immer vergeblich den Lichtschalter suchte. Mit einer Kerze bahnte ich mir den Weg zu dem uralten Schalter und trug sie schön brav wieder zurück, weil offenes Feuer im Keller verboten war. Danach schlich ich mich leise am wackeligen Treppengeländer in den ersten Stock hoch, wo sich die Toilette befand. Meist war sie besetzt, weil sie von circa zehn weiteren Mitbewohnern auch benutzt wurde. Dann schlich ich mich wieder hinunter und wartete mit gespitzten Ohren. Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste, weil wir immer noch nicht sicher waren, ob es der Vermieterin recht war, dass ich acht Tage bei Sharma wohnte. Sie hatte ja im Mietvertrag vermerkt, dass dieses Zimmer ein Einbettzimmer sei, also nur für EINE Person. Schreckliche Situation!
In der Nacht kuschelten wir uns eng aneinander. Es war kalt im Zimmer, die Heizung war außer Betrieb, aber wir wärmten uns gegenseitig. Wir konnten von unserer Liebe nicht genug kriegen. Ich wartete immer, bis mein Liebling eingeschlafen war, dann löste ich mich sanft und vorsichtig aus seiner festen Umarmung und legte mich mit meinem Kopf an das Fußende des Bettes. So teilten wir uns den Platz besser auf. Frühmorgens spürte ich dann immer seine lieben Hände auf meinen Beinen, die sich bis zu meinen Ober schenkeln hinaufwanden. Er legte seine warmen Schenkel über meine und schlängelte sie hin und her. Ein Hochgenuss. So erwachten wir jeden Tag.
Den ganzen nächsten Tag regnete es in Strömen. Wir frühstückten nur, krochen wieder ins Bett und deckten uns bis über die Nase zu. Ich hatte an die kahle weiße Wand über Sharmas Bett ein Stoffbanner mit der Kinowerbung „Soweit die Füße tragen“ gehängt. Was so ein Stückchen Stoff bloß bewirkt. Aus unserem Rattenzimmer war ein Luxushotel geworden. Ich lag an seiner weichen Brust mit den unheimlich langen, seidigen Haaren und schwebte im siebten Himmel. Wir sagten kein Wort. Unser Schweigen war Ausdruck unserer Liebe. Plötzlich durchbrach mein Traumprinz sein Schweigen. „Durch deine Liebe zu mir bringst du meine Poesie zum Vorschein. Ich fühlte mich wie eine kleine Ameise im Ozean, als ein kleines Stückchen Holz angeschwommen kam und sie sich daran festhielt und hinaufkletterte. Nun war sie in Sicherheit vor den tosenden Wellen. Durch deine tiefe Liebe hast du mir das gegeben, was ich schon so lange in meinem Leben gesucht habe. Deine Liebe zu mir ist wie eine aufgehende Blume. Du bist für mich wie Mond und Sterne, du bist eine Welt für mich, Jasmin.“
Mir wurde es warm, so warm ums Herz und ich weinte in seinen Armen und mein ganzer Körper schüttelte sich vor Schluchzen. So eine Liebe - so eine große Liebe hatte ich gefunden! Meine Tränen fielen auf seine langen, seidenen Brusthaare und ich verbarg mein Gesicht, weil ich wusste, dass er sie nicht ertrag en konnte. Aber er bemerkte sie. Er drückte mich noch fester an sich und auch seine Augen, seine großen braunen Augen, wurden feucht. „Du bist meine große Liebe, Sharma“, sagte ich, „ich werde immer bei dir bleiben und niemals von dir fortgehen. Du bist für mich wie die aufgehende Sonne in meinen dunklen Tagen, deine Liebe wärmt mich und durchtränkt meine Seele mit Freude. Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers, ich kann niemals aufhören, dich zu lieben - bis ich meinen letzten Atemzug aushauche.“
Mit diesen großen Glücksgefühlen schliefen wir eng um schlungen ein, keine Macht der Welt konnte uns auseinanderbringen.
Ein totaler Pechtag! Wir hatten heute vor, mit dem Bus zum Gewerbegebiet zu fahren. Sharma wollte sich um eine kleine Arbeit bewerben. Er sollte Werbeprospekte in Tageszeitungen einlegen und man hatte ihm für diesen Tag einen Termin gegeben. Schon ein paarmal war er dahin bestellt worden, aber der gelangweilte Chef hatte ihn immer wieder vertröstet. In Salzburg ist Busfahren sehr teuer. Ein Einzelticket kostet 1.80 Euro. Deshalb wollte Sharma nicht
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