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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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mit mir in die Pelikanstraße, die nur fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt lag und blieb vor einem wunderschönen Haus stehen. Wir stiegen in den dritten Stock hoch, er sperrte die Tür auf und ich blieb sprachlos im Flur der Dachwohnung stehen. Eine richtige Wohnung mit Küche, Bad und Toilette breitete sich vor meinen Augen aus.

„Liebling, ich wohne mit meinem Freund Jagir hier seit dem 1. Oktober, aber wenn du bei mir bist, dann schläft mein Freund bei seinem Arbeitskollegen, sodass wir ungestört sein können, ja?“
    Ich fiel ihm um den Hals und küsste ihn tausendmal. Ich konnte es nicht fassen, dass er in Windeseile dem Rattenzimmer entkommen war und hier nun in dieser „Luxusvilla“ wohnte. Ich sah eine geräumige, helle Küche mit einem schönen weißen Tisch am Fenster, auf dem eine geblümte Tischdecke prangte. Durch das große Fenster fielen breite Sonnenstrahlen und ich konnte die Berge sehen. Es gab einen richtigen Herd, eine Spüle, einen Küchenschrank und einen Teppich auf dem Boden. Auf dem Tisch stand eine Schale mit Obst und ein paar Knabbereien. Von der Küche ging man in den Wohn- und Schlafzimmerbereich. – Oh, naja. Richtig spießig sah es hier aus. Auf dem riesigen Doppelbett lag eine voluminöse Tagesdecke in schrillen Farben und auf dem großen Spiegelschrank waren überall gehäkelte Spitzendeckchen ausgelegt; auf jedem dieser Deckchen stand ein riesiges Bukett aus künstlichen Blumen. Das war entschieden zu viel. Aber ich war glücklich, endlich eine richtige Bleibe zu haben, wo ich mit meiner Liebe die Wochen (oder Monate?) bis zu unserer Hochzeit verbringen konnte. Neben einer Spiegelkommode mit zwei beweglichen Spiegeln, die ich übrigens gleich zuklappte, stand ein rotes Sofa auf dem wiederum viele Polster und Kissen lagen. Davor befand sich ein viel zu großer Wohnzimmertisch, auf dem die Vermieterin gleich drei nostalgisch wirkende Deckchen in den verschiedensten Farben platziert hatte und in die Mitte wiederum einen wuchtigen künstlichen Blumenstrauß. Alles hier erinnerte mich an die Wohnung meiner Großmutter - aber ich will nicht klagen - für eine Woche konnten wir hier fantastisch leben.
    Zuerst entfernte ich die riesigen Blumensträuße und ver steckte sie hinter Jagirs Stereoanlage und auf dem Fensterbrett, dann zerrte ich die grässlichen Tischdecken von Küchen - und Wohnzimmertisch. Sharma hatte nichts dagegen, er lachte nur und sagte: „Aha, meine Jasmin räumt um, hab ich mir schon gedacht.“
    Wir ließen uns erst einmal beide aufs Bett fallen - halt - die schreckliche Tagesdecke musste unbedingt weg. Zum Vorschein kam ein frisch bezogenes, duftendes Doppelbett – Oh, mein Gott, wie schön! Wir küssten uns bestimmt eine halbe Stunde, dann packte ich meine Reisetasche aus und wir bereiteten das Abendessen.
    Nach einem köstlichen indischen Gericht kuschelten wir auf dem roten Sofa. Sharma streichelte zärtlich meine Beine und ich seine. Plötzlich fing er an zu erzählen. Wo hatte er so gut Deutsch gelernt, um mir etwas philosophisch reflektiert zu erläutern? Er erzählte mir von der Liebe.
    „Jasmin, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, du bist so eine fantastische Frau, du gibst mir so viel Liebe, immer und immer mehr. Ich kann dir meine Liebe nicht so schnell zurückgeben. Du kommst zu mir nach Salzburg, bringst mir Kleidung und Geld von meinem Bruder mit und überhäufst mich mit Zärtlichkeit. Du gibst mir hundert Prozent Liebe, aber ich komme nicht so schnell mit, meine Liebe ist in meinen Augen klein und mickrig. Wie kann ich dir meine Liebe wirklich zeigen, Jasmin? Ich bin traurig darüber, dass ich nicht die Fähigkeit habe, wie du, meine Liebe richtig auszudrücken. Ich habe keine Mittel und Wege, dir meine Liebe richtig zu zeigen, ich habe kein Geld, um dir etwas Schönes zu kaufen. Mein Vater hat meiner Mutter jeden Tag ihres Lebens etwas Schönes aus der Stadt mitgebracht, ent weder ein Paar Schuhe oder ein Halsband oder einen neuen Sari. Dann las er ihr jeden Tag aus der Zeitung vor, weil sie auf einem Auge blind war und erzählte ihr am Abend im Bett interessante Geschichten. Jasmin ich möchte auch das tun, was mein Vater mit meiner Mutter gemacht hat, aber ich habe momentan kein Geld, um dir etwas Schönes zu kaufen. Ich möchte dir mein Herz zu Füßen legen, aber meine Seele schmerzt von den vielen Problemen, die vor mir liegen. Ich habe nichts, was ich dir geben kann, nichts Materielles, was dir Freude bereiten könnte. Es tut

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