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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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Sprache, Punjabi, übersetzte, sprach ich sie nach, und er lachte sich leider kaputt über meine Aussprache. So sagte er zum Beispiel „pulano“, was „Blumen“ heißt, aber ich sagte „pilano“, was etwas ganz anderes bedeutete. Vier aneinandergereihte Wörter in einem Zug auszusprechen, war für mich total schwer. Ich fing also lieber mit ganz einfachen Sachen an, und er erklärte mir, was „Augen“, „Nase“, „Mund“, „Ohren“, „Hände“, „Arme“, „Haare“ hieß. Als ich auf seinen Penis deutete, lachte er laut. „Mei, oh mei, Jasmin, Penis heißt auf Punjabi auch Penis, das ist auf der ganzen Welt gleich, wie Mama und Papa, weißt du das nicht, Piari?“
     
    Als ich später das Band wieder anhörte und ich zu der Stelle kam, wo er empfindsam und zärtlich sagte: „Me tenhu piar kardi, Jasmin“, lief es mir heiß und kalt den Rücken runter. Ich spürte in diesem winzigen Satz seine ganze Liebe für mich. Mein Herz schüttelte sich vor Rührung und Glück. Ich konnte die Tränen der Freude nicht zurückhalten.
    Sharma, du bist mein e große Liebe, meine ganz große.
     
    Nackt aneinander gekuschelt hielten wir uns stundenlang, ohne ein einziges Wort zu sagen, in den Armen. Ab und zu streichelte er mein Haar zurück und küsste ruhig meine Stirn, dann umklammerte er mich wieder und ließ mich keine Sekunde los. Wenn ich meinen Körper drehen wollte, musste ich erst seine Umarmung vorsichtig lockern - er wollte mich einfach nicht hergeben. Wir konnten stundenlang so liegen, ohne zu reden und ohne Sex zu machen. Das war Liebe - Sex war etwas anderes. Wenn es uns beide dann überkam, waren wir keine Liebenden mehr, sondern wilde Tiere. Naja ... wilde liebende Tiere! Ich hatte es am liebsten von hinten und von der Seite. Mein Liebling kombinierte das geschickt und sobald er in mir war, flog ich weg, weit weg. Ich konnte mir nicht erklären, warum es für mich so genussvoll war, wenn sein Penis in mir war. Er war nicht zu groß und er machte es auch nicht so wild und brutal, es war seine ruhige Leidenschaft, die mich verrückt machte. Ich wollte, dass er die ganze Nacht in mir blieb, ich wollte mit ihm verschmelzen, eins sein und ich wollte am liebsten in diesem Moment mit ihm sterben. Aus Liebe. Ich wünschte mir, dass wir, wenn wir alt waren, genau in dieser Position sterben würden, natürlich im selben Moment. Aber ich wusste, dass das niemals möglich sein würde. Niemals.
     
    Die Tage unseres Zusammenseins vergingen viel zu schnell. Ich verstand einfach nicht, warum sich die Tage in Regensburg wie Kaugummi in die Länge zogen, während sie in Salzburg wie im Fluge verstrichen. Wir hatten beide Angst vor unserer immer wiederkehrenden Trennung, die unsere Herzen erschütterte.
    Jeden Abend rief Sharma in Indien an, um zu erfahren, wie weit seine Heiratspapiere waren, doch oft funktionierte die Verbindung nicht und wenn sie funktionierte, dann war sein Bruder, der Zeichenlehrer, nicht zuhause und dessen Frau hatte natürlich keine Ahnung. Dann war wieder das Telefon seiner Mutter kaputt oder sie war ausgegangen. Jedoch am häufigsten funktionierte die doofe „ Hello-card“ nicht. Ich bekam richtige Aggressionen, wenn ich bloß „Hello-card“ hörte. Aber mein süßer Traumprinz schien gelassen. Irgendwann würde er sein Ziel erreichen und die bescheuerten Papiere nach Österreich manövrieren. Wann - das stand in den Sternen. Und ich schwor meinem indischen Prinzen, wenn es sein müsste, auch hundert Jahre auf ihn zu warten. Naja… nach einem halben Jahr würden mir die Augen schon triefen und ich würde mich vor lauter Unruhe wie ein Aal im Bett herumschlängeln.
    Am letzten Tag kochte er für mich - für uns - indische Kichererb sen (ob man davon kichern muss?) und Linsen mit Gemüse. Wir zündeten überall Kerzen an und versetzten uns in eine ganz feierliche Stimmung, die unsere Herzen dahinschmelzen ließ. Wir schauten uns schweigend an und in Sharmas Augen glitzerten winzige Tränen - er habe etwas in seinem Auge, entschuldigte er sich. Ich umarmte ihn und küsste seine Augen. Schweigend aßen wir das wunderbare Essen und schweigend wuschen wir ab. Ich sah in Sharmas Augen tiefe Traurigkeit und ich musste schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen. Schweigend führte er mich ins Bett. Es war 15 Uhr und mein Zug ging erst in vier Stunden. Wir lagen im Bett und hielten uns wie Ertrinkende aneinander fest, wir wollten uns nicht schon wieder trennen. Die Zeit verstrich, vier

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