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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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seinem anderen Handy mit der Österreichkarte an, aber nach einem kurzen Piepsen verstummte der Anruf. Nicht erreichbar. Wie ich das hasste! Ich schrieb wieder SMS und bat ihn darin, er solle sein doofes Handy anstellen, weil ich mit ihm sprechen wollte. Wieder keine Reaktion! Wie konnte er in Ruhe schlafen, während ich tausend Tode starb? Oder schlief er gar nicht? Vielleicht war er woanders und hatte schön brav sein Handy zuhause gelassen? Ich verblutete innerlich vor Gram und Kummer. Ich weinte und tobte zugleich. Ich rief tausendmal auf dem Handy an, aber es half nichts. Ich wusste nicht, wie ich mich beruhigen konnte. Nur ein Mensch hätte mich in diesem Moment erlösen können, das war mein Sharma. Ich zog mich mitten in der Nacht wieder an, es war drei Uhr geworden, und trottelte an der Donau entlang. Kein Mensch war zu sehen. Ich fühlte mich mutterseelenallein und weinte wie ein kleines Kind. Der Vollmond erhellte mein verheultes Gesicht, mein Herz war schwer - so schwer. War ich verrückt? Warum reagierte ich so extrem? Warum wartete ich nicht ruhig bis zum nächsten Morgen, da würde sich sicher alles aufklären - wie schon so oft.
    Der Morgen graute und mein erster Gedanke - sofort Sharma anrufen. Sein Österreich-Handy funktionierte wie der und er ging sofort dran.
    „Was war gestern los, verdammt, warum hast du nicht zurückgeschrieben und warum war dein Handy abgestellt?“
    „Mein Gott, Jasmin, ich war bei Jagir in seiner neuen Wohnung, weil ich ihm beim Umziehen geholfen habe und weil ich so müde war, habe ich gleich dort geschlafen. Meine beiden Handys habe ich zuhause gelassen, weil ich ursprünglich zurückkommen wollte, aber dann zu müde war“, erzählte Sharma.
    Oh , mein Gott, was für eine tolle Geschichte. Ich zeterte und keifte am Telefon, aber es half nichts. Ich musste ihm glauben, ich hatte keinen Gegenbeweis, es hätte ja wirklich so gewesen sein können.
    In meinem Herzen keimte ein erster Anflug von Trennungsabsicht. Wie sollte ich das auf Dauer alles überstehen? Wie lange würden wir noch mit dieser schrecklichen Situation leben müssen? Immer wieder voneinander getrennt sein - irgendwann würden unsere Herzen das nicht mehr aushalten. Vor allem nicht meines.
     
    Der Schmetterling, der von Freiheit geträumt hat, ist müde geworden. Er wollte in Freiheit flattern, aber es gelang ihm nicht. Die Äste der Vergangenheit müssen im starken Baum von Heute wachsen - sonst kämen wir niemals zusammen.
    Wenn ich von ihm getrennt zuhause in meiner Wohnung war, schämte ich mich grenzenlos für mein Benehmen. Ich wollte ihn nicht kontrollieren, aber er gab mir oft Grund, so zu agieren. Warum hatte er mir in seiner „Gute-Nacht-SMS“ nicht einfach geschrieben, dass er seinem Freund beim Um zug helfen wolle und er vielleicht dort schlafen wird? Stattdessen schrieb er mir hundertmal „Ich liebe dich“.
    Ich wusste schon, dass er mich liebte, ich wollte lieber mehr über seine täglichen Aktionen erfahren, was er dachte und fühlte, aber das in eine kleine SMS hineinzupacken, war für Sharma sicherlich sehr schwer.
    „Ich liebe dich“, war einfacher zu schreiben. Hahaha …!
    Ich konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen, was gesche hen war, war geschehen. Vorwürfe kann man nie wieder zurücknehmen und eine Verletzung, die man einem Menschen angetan hat, ist nie wiedergutzumachen.
    Oder vielleicht doch???
    Tief in Gedanken versunken, suchte ich nach einer Lösung.
    Könnte ich wieder alles gutmachen, mein Vertrauen zu ihm stärken? Wer konnte mir dabei helfen? Ich selbst musste mich aus dem Matsch meiner wirren Gefühle her ausziehen, aber das war unheimlich schwer.
    Ich schrieb meine Gedanken auf. Es half mir selbst ein großes Stück weiter, aber oft rutschte ich ab und musste wieder von vorne anfangen. Manchmal wollte ich die Liebe wegschmeißen, damit alles ein Ende hat, aber ich hatte nicht die Kraft für einen endgültigen Schlussstrich. Ich liebte meinen Traumprinzen und ich könnte mir nie und nimmer, nicht mal im Traum vorstellen, ohne ihn zu sein. Lieber wollte ich sterben.
    Wenn ich ihn so liebte, warum konnte ich dann nicht über meinen eigenen Schatten springen?
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Luxusvilla
     
    Die Rattenzimmer-Ära war vorbei. Gott sei Dank! Als ich meinen Traumprinzen Anfang Oktober wieder in Salzburg besuchte, holte er mich vom Bahnhof ab und überraschte mich mit einer langstieligen, glutroten Rose. Er ging

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