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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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Sharma regelmäßig diese Träume, aber er lachte nur und meinte: „Ach Quatsch, Träume sind Schäume.“
     
    Ich dachte über meinen indischen Traumprinz nach, denn ich hatte viel Zeit, wenn ich wieder in Regensburg war. Ich wollte mit ihm zusammenbleiben, aber ich war mir nicht sicher, ob er es auch wollte. Ich bemerkte, dass Sharma Angst hatte. Er hatte Angst, dass ihm mit mir dasselbe wie mit seiner indischen Frau passieren könnte. Da hatte er nicht Unrecht. Alles konnte im Leben passieren, das Leben ist wie ein Fluss. Die Liebe, und sei sie auch noch so tief, kann sich jederzeit in Luft auflösen, weil Liebe frei ist, sie lässt sich nicht anketten. Liebe will immer frei sein.
     
    Ich konnte aber ziemlich sicher sein, dass mich mein Prinz wirklich liebte, ja er war regelrecht verrückt nach mir, denn er erzählte mir etwas, das mir wirklich alle Zweifel nahm.
    Er stand wieder einmal in aller Frühe bei der Grenze vor Freilassing und verkaufte seine Zeitungen. Plötzlich überkam ihn die Sehnsucht nach mir so stark, dass er seine Zeitungen wegwerfen, sich auf sein Fahrrad setzen und zu mir fahren wollte - 250 Kilometer bis nach Regensburg.
    Das wollte er wirklich tun?
    Ich war sprachlos. Er wäre den ganzen Tag gefahren in Eiseskälte nur mit dem Fahrrad und ohne Essen. Das konnte ich nicht glauben. Aber so verrückt konnte er sein, mein indischer Traumprinz.
    Wir hatten einmal einen Film gesehen, den ich in einer Videothek in Salzburg ausgeliehen hatte. Er hieß „Soweit die Füße tragen“. In dem Film lief ein deutscher Soldat, der in Russland zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt worden war, mehrere Monate lang nach seiner Flucht aus dem Gefange nenlager quer durch Russland, durch die Türkei, den Iran nach Deutschland zu seiner geliebten Frau. Er brauchte dafür drei Monate. Eine wahre Heldentat! Aber Sharma tat es dann doch nicht. Ihn hielten meine tröstenden Worte per SMS zurück.
     

Obwohl er mir seine Liebe zeigte, ritt mich weiter der Teufel des Misstrauens. Was war es, dass ich ihm nicht vollkommen vertrauen konnte? Waren es meine schlechten Erfahrungen mit Männern oder hatte ich wirklich Grund dazu, ihm zu misstrauen? Diese winzig kleinen Dinge, die ich manchmal entdeckte, waren es, die mir Sorgen bereiteten.
    Einmal fragte ich Jagir in Sharmas Anwesenheit, warum er entschieden hatte, dass Sharma nicht mehr in seiner Wohnung angemeldet sein dürfte. Ich wartete auf eine Antwort und noch während Jagir überlegte (er sprach nicht so gut Deutsch), sagte Sharma ihm etwas in seiner Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Es klang nicht sehr bedrohlich oder warnend, aber bei mir schlugen die Alarmglocken. Hatte er Jagir irgendetwas gesagt, was er mir sagen sollte? Vielleicht hatte ja Sharma alles nur inszeniert, damit ich nicht mehr kommen konnte. So absurd waren meine Gedanken. Ich konnte mir nicht erklären, wie Sharmas Reaktion mit seiner Liebe zu mir zusammenpassen sollte. War ich verrückt? War er ein gerissener Lügner? Meine Intuition verließ mich. Ich konnte nur eines tun. WARTEN. Warten auf seine Taten, denn nur sie waren ein Beweis, was er mit mir vorhatte. Aber ich war ein ungeduldiger Mensch. Ich wollte nicht warten. Ständig stichelte ich, aber ich erreichte nur, dass ich ihn damit sehr traurig machte und er an meiner Liebe zu ihm zweifelte. Wenn er wirklich ein reines Herz hatte und ich würde ihm schlechte Sachen unterstellen, dann würde ich ihm dadurch zeigen, dass ich ihn nicht liebte. Wenn ich ihm Schlechtes unterstelle, wäre er der Ansicht, dass ich ihn für ein Schwein halte – und … bitteschön, kann man denn ein Schwein lieben? Ich musste mein Misstrauen verstecken, aber es gelang mir nicht immer. Wenn ich mein Misstrauen ihm gegenüber versteckte, kamen sie als Albträume wieder zum Vorschein. Die erzählte ich ihm ja und indirekt erfuhr er, wie es um meine seelische Verfassung stand.
    Ich musste eine Lösung finden, sonst würde ich verrückt werden. War Zusammenziehen eine Lösung? Sharma vermutete, dass ich ihn auch später weiter testen würde. Da könnte er gar nicht so Unrecht haben.
    „Jasmin, was sagst du, wenn ich vielleicht eine Stunde später heimkomme, weil ich länger gearbeitet habe und du glaubst mir nicht? Sagst du dann, ich hätte mit einer anderen Frau geschlafen? Das könnte ich nicht ertragen. Wenn ein Mensch so klar ist mit dir und hört immer wieder Vorwürfe, was tut dieser Mensch dann? Er gibt auf und macht vielleicht Schluss - habe ich

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