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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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platziert. Also folgerte ich, dass er schon lange in der Schublade lag und nicht an seinem Finger steckte. Warum log er mich an? Um mich nicht zu verletzen? Aber er verletzte mich umso mehr, je mehr er mich anlog.
    Wollte er den Ring nicht gern an seinem Finger tragen? Und wenn ja, warum nicht? Störte ihn nur der Gegenstand „Ring“, oder hatte es etwas mit unserer Liebe zu tun? Ich entwickelte mich unfreiwillig zu einem gewieften Detektiv.
    Diese Auseinandersetzungen taten Sharma sehr weh. Entweder fühlte er sich entlarvt oder ich tat ihm tatsächlich Unrecht.
    Aber mir tat es auch weh, wenn ich mit meiner Logik und meiner weiblichen Intuition sehen konnte, dass er die Un wahrheit sagte.
    Dies waren Dinge, die unsere Liebe störten. Oft ver drängte ich solche Vorkommnisse, weil ich Harmonie wollte, aber sie kamen in meinen Träumen wieder zum Vorschein, deutlicher als je zuvor. Mit allen möglichen Liebeserklärungen wollte ich ihn wieder gut stimmen, massierte ihn stundenlang und fütterte ihn mit leckeren Dingen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass wir manchmal Probleme hatten. Insgeheim dachten wir darüber nach, ob wir tatsächlich gut zusammenleben könnten, ob wir es wirklich bis zu unserem Tod zusammen aushalten könnten.
    Nur drei Tage - und jede Stunde verging wie eine Sekunde. Ich klammerte mich die letzten Stunden an Sharma, legte meinen Kopf auf seine schöne, behaarte Brust und erzählte ihm aus meinem Leben. Er sah mein Gesicht an, das vom flackernden Kerzenlicht erleuchtet wurde, hielt es plötzlich in seinen Händen und flüsterte:
    „Mein Gott , bist du schön, der Ausdruck deines Gesichtes hat etwas unglaublich Faszinierendes. Als ich dich sah, wurde mir heiß vor Glück und Erregung kam über mich. Du warst in einem flüchtigen Moment schön wie eine Göttin. Du bist so schön, ich kann es nicht in Worte fassen.“
    Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. So etwas hatte noch nie ein Mann in meinem ganzen Leben zu mir gesagt. Ich fand mich zwar interessant, aber nicht schön. Wie konnte er mich hübsch finden? Hatte er vielleicht meine innere Schönheit entdeckt?
    Wir lagen lange still und eng aneinander gekuschelt zusam men - und die Zeit rann gnadenlos weiter. Im allerschönsten Moment, in unserer größten Harmonie mussten wir uns auseinanderreißen. Ich musste gehen. Unser Abschiedsschmerz war unerträglich. In einem Abteil weinte ich mir still und leise die Augen aus dem Kopf und ich wusste, dass auch Sharma weinte.
    Wie lange s ollten wir noch so weiterleben? Die Heiratsdokumente waren immer noch nicht aus Indien gekommen. Wir waren verzweifelt. Was sollten wir tun? Sharma in Salzburg und ich in Regensburg? Fast ein halbes Jahr lebten wir nun schon so.
     
    SMS schreiben und Telefonieren war unsere einzige Verbindung. Oft hatte ich starke, intuitive Verbindungen zu ihm und wusste meist, was er machte.
    „Ich weiß, dass du darüber nach denkst, ob wir wirklich zusammenleben können und ob ich tatsächlich die richtige Frau für dich bin. Wenn das stimmt, mache dreimal Piep“, schrieb ich.
    Nach drei Sekunden piepte mein Handy dreimal.
    „Ich weiß, dass du Angst hast, mit mir zusammen zu leben. Wenn unsere Herzen Eins sind, dann können wir auch zusammenleben. Du hast gesagt, ich habe deinen Baum wieder grün gemacht - willst du im Dunkel leben? Du bist, genau wie ich, ein Poet, ein Philosoph in deiner Gedankenwelt. Aber jetzt kommt die Realität, jetzt hast du die Frau gefunden, die dich glücklich macht. Willst du das?“
    Und  Sharma piepte dreimal mit seinem Handy.
    „Gut ... sehr gut. Dann spring ins ‚kalte Wasser‘ nur so lernst du schwimmen! Du willst Licht und nicht Dunkelheit, also musst du springen. Spring in mein Leben, ja?“
    Und wieder piepste mein Handy dreimal.
     
    Ab Dezember durfte Sharma nicht mehr in der schönen Wohnung wohnen, offiziell nicht mehr, vielleicht ab und zu, wenn Jagir gute Laune hatte. Er meldete sich pro forma bei irgendwelchen unbekannten Indern an, die zu viert in einer kleinen Wohnung im Stadtzentrum hausten, aber Sharma wollte dort nicht wohnen. Es war uns also nicht mehr möglich, in Salzburg für ein paar Tage zusammenzuleben, so heckten wir einen Plan aus, was wir machen könnten. Die Papiere waren sowieso noch nicht da, es würde sicher noch einige Zeit dauern, bis Indiens Bürohengste sich entschließen könnten, ihren Arsch zu heben und den Rechtskraft-Stempel unter die verflixten Papiere zu knallen, also für was sollte Sharma in

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