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Bis bald, Sharma!

Bis bald, Sharma!

Titel: Bis bald, Sharma! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Bhullar
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konnte, da wir ja den Mietvertrag machen mussten und ich ahnte es schon - inzwischen würden die bescheuerten Papiere eintrudeln und Sharma würde mich in Salzburg festnageln. Ich wollte aber erst einmal eine Pause von diesen stressreichen fünf Monaten machen und in Ruhe Weihnachten und Silvester mit ihm verbringen. Außerdem bekam ich wieder kein Auto, um Sharma abzuholen. Im letzten Moment war sein Bruder abgesprungen, ich könne seinen Mercedes doch nicht haben, weil keine Winterreifen drauf seien. Was sollte das für ein Komplott sein?? Waren seine eigenen Brüder nicht auch daran interessiert, dass ihr eigener Bruder bald aus dieser Misere herauskam? Auch seinen anderen Bruder fragte ich, ob er mit mir nach Salzburg fahren könnte, um seinen Bruder abzuholen, aber er hatte wie immer keine Zeit. Ich stand mutterseelenallein da. Selbst mein eigener Sohn wollte mir nicht helfen. Er wollte lieber seine freien Tage genießen, was ich auch verstehen konnte.
    Mittlerweile hörte ich von mehreren Leuten, dass eine Autofahrt an der Grenze vorbei viel riskanter war, als im Zug gemütlich nach Deutschland zu tuckern. Es konnten einen auf jeder x-beliebigen offenen Strecke überall Polizisten herauswinken und kontrollieren, während man im Zug sicherer war. Wir mussten eben möglichst schnell vom Bahnhof rauskommen und sofort mit dem Taxi heimfahren. Sharma aber davon zu überzeugen, war harte Knochenarbeit! Er sagte zu meinen Vorschlägen nicht direkt Nein, sondern versuchte, mich mit raffinierten Ausreden und mit Taktik auf seinen Weg zu bringen, aber ich war zu widerspenstig. Was wollte er überhaupt? Ich blickte irgendwie nicht ganz durch. Lullte er mich mit seinen Liebeserklärungen und seinem Charme nur ein? Wollte er wirklich mit mir nach Deutschland gehen oder sagte er es nur, um mich ruhigzustellen? Für was ruhigstellen? Bis die Papiere kamen und wir vor den Standesbeamten traten und unser Jawort gaben? Wie sicher konnte ich sein, dass er auch wirklich den eigenen Wunsch hatte, mit mir in Deutschland zu leben? Oder waren ihm die Komplikationen ganz recht? Er hatte einfach Angst, ohne Papiere nach Deutschland zu gehen, auch wenn es nur für ein paar Wochen war. Ich konnte ihn ja nicht an die Kette nehmen und ihn zwingen, mit mir nach Deutschland zu gehen, das wäre wirklich lächerlich. Obwohl er mir tausendmal versicherte, mit mir im Dezember auch ohne Papiere nach Germany zu gehen, glaubte ich es ihm nicht. Er kämpfte wahrscheinlich mit sich und schwankte hin und her zwischen der Absicht, mit mir aus Liebe mitzufahren und aus Angst, eben doch dazubleiben. Ich hatte schon die verrückte Idee, ihn am letzten Tag unserer Entscheidung mit ein bis zwei Gläsern Wein einfach besoffen zu machen, aber er war ein absoluter Abstinenzler –  genau wie ich - aber für dieses Spiel hätte ich gern ein Glas Wein beim Essen mitgetrunken.
    Oder wollte er den Zeitpunkt unserer Abreise so lang wie möglich hinauszögern, damit die Papiere Zeit hatten, zu kommen und dann konnte er sagen: „Schau , Jasmin, die Papiere sind da, es lohnt sich nicht mehr, jetzt so kurz vorm Ziel das Risiko einzugehen und nach Deutschland zu fahren.“
    Ich wusste ja, dass er Recht hatte, aber ich wollte nicht allein nach Deutschland z urückfahren — verdammt noch mal. Ich starb fast vor Traurigkeit. Mein ganzer Körper tat mir weh. Ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich heulte und heulte, hatte an nichts mehr Freude und vegetierte nur so vor mich hin. Mein Herz war wie Eis, ich sah nur noch Dunkel um mich herum. Das Licht der Liebe war so weit entfernt. Die Nächte schlief ich nicht mehr, der Vollmond tat den Rest dazu, ich konnte nicht mehr lesen und auch nicht mehr schreiben - ich wollte nur noch eines: Zu ihm!
    Manchmal verfluchte ich die Liebe, warum tat sie oft so weh? Was fühlte mein Traumprinz? Ich unterstellte ihm Gefühlskälte, er könnte niemals so leiden wie ich, dachte ich. Irrtum! Er litt genauso wie ich, vielleicht noch mehr, weil er aus seiner gewohnten Umgebung her ausgerissen war - ohne Liebe, ohne Geld, ohne Wohnung. Was hatte sich Gott dabei gedacht, uns so lange zu trennen? Waren wir nicht das große Liebespaar? Sah Gott das nicht? Wer hatte da seine Finger im Spiel des Lebens?
    Wenn Sharma mich am Telefon anrief - und das tat er regelmäßig und pünktlich - dann fiel mir auf, dass seine so liebe, ausgeglichene Stimme gehetzt wirkte, ja, er fing sogar an zu stottern, was mich wirklich erschreckte. Er wollte mir so

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