Bis bald, Sharma!
gewesen. Links von dem Kästchen befand sich eine Art Kühlschrank und gleich daneben ein riesiger viertüriger Kleiderschrank. Alles strotzte vor Dreck - über der Kochplatte klebten tausend Fettspritzer und Essensreste an der Wand, und überall stand Essen herum. Mir kam das kalte Grausen.
Hier sollte ich mit Sharma einen Nach mittag verbringen. Wir ließen uns auf das scheußliche Bett fallen und küssten uns. Ich vermisste die Intensität unseres Kusses. Sharma war im Stress, ich konnte es deutlich fühlen. Er sagte, wir müssten uns mit Kuscheln beeilen, weil gleich zwei der drei Inder hierher kämen, um Essen zu kochen.
„Liebling, ich bin nicht wegen Sex zu dir gekommen, ich wollte dich einfach sehen und mit dir reden.“
„Du willst nicht? Aber ICH will!“, sagte Sharma mit gespielter Dominanz.
Mir gefiel e s das erste Mal überhaupt nicht. Er kam sehr schnell und für anschließende Zärtlichkeit war keine Zeit. So kannte ich meinen Sharma gar nicht. Was war mit ihm los? Kaum waren wir fertig, klopfte es schon energisch an der Tür. Aha, die Inder! Ich musste mich in Windeseile anziehen, während mir sein Sperma aus meiner Scheide tropfte. Ich hätte für kein Geld der Welt in dieser Dusche geduscht. Dann fingen die Inder an zu kochen. Zwiebel-Gestank und indische Gewürze machten sich neben unserem armseligen Bett breit. Einer bot uns indischen Chai an. Ich fühlte mich nicht wohl. Wie sehr sehnte ich mich nach unserem verlorenen Rattenzimmer in der Bundschuhstraße. Da waren wir vollkommen allein, niemand störte uns.
Sharma und ich besprachen die wichtigsten Dinge für die nächste Zeit. Er hatte, wie gesagt vor, mit mir Anfang Dezem ber nach Hause zu fahren, aber er verschob den Termin, weil er einen neuen Mietvertrag machen wollte und auch, weil er sich zum x-ten Male ummelden musste. Außerdem spekulierte er damit, dass in der Zwischenzeit seine Papiere ankommen würden und dann müsste er auf jeden Fall in Salzburg bleiben, um die Sachen übersetzen zu lassen und sie zur Botschaft nach Wien zu bringen. Ich sah die Notwendigkeit ein, aber mein Herz wollte, dass er mit mir nach Deutschland kam, um eine Stresspause einzulegen. Das sah aber gar nicht danach aus. Die behämmerten Papiere würden sicher Anfang Dezember kommen, da sie sich ja schon ganze fünf Monate Zeit gelassen hatten. Außerdem hatte er Angst, illegal mit mir nach Deutschland zu gehen, was ich voll und ganz verstehen konnte. Aber mein dummes Herz spielte nicht mit. Ich wollte, dass er sein Versprechen einhielt und mit mir kam. Ich unterstellte ihm, dass er möglicherweise gar nicht mit mir zusammen sein wollte, weil er so zögerte und zauderte. Sharma hatte sich irgendwie verändert. Äußerlich passte er sich auch dem verdreckten Zustand der Wohnung an, wusch seine Haare nicht mehr, ließ seinen Bart wachsen, hatte immer dieselbe vergammelte Kleidung an, die nach Zwiebeln, Curry und Schweiß roch und ließ seinen Kopf hängen. Gab er etwa auf? Sharma wollte nicht in dieser Umgebung leben, aber er musste. Ich konnte es nicht mit ansehen, wie er dort dahinvegetierte. Deshalb wollte ich ihn mitnehmen. Er hatte einen resignierten Gesichtsausdruck angenommen, der mich total verwirrte. Was ging in seinem Kopf vor? War es von mir nur ein Hirngespinst, dass ich dachte, er wolle sich von mir trennen? Ich hatte Angst, dieses Wort auszusprechen.
„Sharma, mein Liebling, was ist los mit dir? Du bist so anders geworden. Geht es dir nicht gut? Wie kann ich dir helfen?“
„Ich bin traur ig, weil du mir nicht vertraust. Du bist gekommen, weil du sehen wolltest, was ich hier mache, ja? Aber ich habe nichts zu verstecken - schau, ich hab sogar unseren Ring aus Jagirs Wohnung mitgenommen. Ist das kein Beweis, dass ich dich liebe? Du siehst mein Herz nicht, wie es liebt. Du wirst es später sehen. Du wirst von selbst zu mir kommen und dich für dein Misstrauen bei mir entschuldigen. Gott hat mir ein schweres Leben gegeben, ich weiß nicht, warum ich das alles erleiden muss. Bitte, hilf mir Jasmin, damit unsere Liebe nicht kaputtgeht! Ich liebe dich ... ich sage das immer und immer wieder.“
„Nein, ich vertraue dir schon, ich bin gekommen, weil ich solche Sehnsucht nach dir hatte. Ich kann nicht zwei Wochen von dir getrennt sein, ich sterbe, we nn ich dich so lange nicht sehe. Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr essen, keinen klaren Gedanken fassen - ich bin wie tot, wenn ich ohne deine Liebe sein muss.“
Mittlerweile war das Essen
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