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Bis das Blut gefriert

Bis das Blut gefriert

Titel: Bis das Blut gefriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gotteshauses umgaben. Father Ignatius blätterte weiterhin in dem Buch. Weiteres Interessantes schien er nicht zu finden. Jedenfalls sprach er Bill und mich darauf nicht an. Manchmal schüttelte er den Kopf oder ließ ein Muster aus Falten auf seiner Stirn entstehen.
    Bill hatte sich in die Nähe des kleinen Fensters gestellt. Er musste sich schon recken, um nach draußen in das helle Sonnenlicht schauen zu können. Die normale Welt war so weit entfernt, obwohl uns in Wirklichkeit nur eine Mauerdicke von ihr trennte.
    Als Ignatius das Buch zur Seite legte, sprach ich ihn an. »Ob die Zentrale der Kultstätte genau hier ist? Schließlich haben wir das veränderte Taufbecken erlebt und...«
    Er unterbrach mich durch sein Kopfschütteln. »Nein, sie ist nicht hier. Eine Kultstätte hat damals mehr Raum eingenommen. Der Platz hier ist einfach zu klein. Ich will nicht abstreiten, dass wir am Rand der Stätte stehen, aber das ist auch alles.«
    »Sie musste in der Nähe zu finden sein?«
    »Das ist richtig.«
    »Und es könnte auch der Ort hier in Mitleidenschaft gezogen sein, wenn man den Faden weiterspinnt.«
    »Auch da gebe ich dir Recht, John. Aber das Zentrum müsste außerhalb zu finden sein. Nicht weit weg. In diesem Buch ist es leider nicht verzeichnet. Es geht in den Texten mehr um Charun. Hinweise habe ich auch nicht erhalten. Dabei drehte es sich um Gebete und Beschwörungen, durch die er gnädig gestimmt werden sollte. Besonders auch wegen der Opfergaben.«
    »Der Menschen?«
    »Ja. Die zuvor ausgeblutet sind. Und dieses Blut ist aus der Erde gekommen. Wie ein Vorbote auf noch kommende schlimmere Dinge. Kaltes Menschenblut. Es gefriert sogar. Als wollte es uns und den Menschen hier die Kälte des Todes bringen.« Ignatius atmete schwer ein. »Ich befürchte, dass unsere Sorgen noch größer werden.«
    »Um dem zu entgehen, müssen wir eben besser sein«, sagte ich. »Da ist es wichtig, die Kultstätte zu finden, die wir dann zerstören können, falls es sie überhaupt gibt.«
    »Bestimmt.« Ignatius nickte mir zu. »Wäre ich hier aufgewachsen, wüsste ich mehr. Aber ich bin es nicht. Trotzdem habe ich mich kundig gemacht und mich mit den Menschen und der Landschaft hier beschäftigt. Italien ist ein Land mit geschichtlichen Spuren. Hier stößt du praktisch überall auf Reste alter Kulturen.«
    »Limano eingeschlossen, nicht wahr?«
    »Ja. Und die Umgebung. Es gibt nicht weit entfernt einen Ort, an dem die Reste einer alten Etrusker-Siedlung freigelegt wurden. Ich selbst bin noch nicht dort gewesen, aber ich weiß darüber Bescheid. Und ich kann mir vorstellen, dass wir ihr sehr bald schon einen Besuch abstatten müssen.«
    »Dann vermutest du dort das Zentrum?«
    »Ja, davon gehe ich aus. Man mag zu diesem Volk stehen, wie man will. Es hat bestimmt Großes geleistet, aber mit seinem Götzenglauben kann ich mich persönlich nicht anfreunden. Und schon gar nicht, wenn es um Götzen geht, die so schrecklich und menschenverachtend sind wie Charun.«
    »Glaubst du denn an seine Existenz?«
    Ignatius lächelte leicht. »Das kann ich dir nicht genau beantworten. Ich weiß nicht, ob man da von einer Existenz sprechen kann. Zumindest glaube ich an seine Macht und an seinen Einfluss, der sich bis in die heutige Zeit erhalten hat. Die Beweise haben wir schließlich bekommen. Es könnte jemand geben, der einen Weg gefunden hat, zu den alten Göttern zu gelangen.«
    »Achtung!« Bill, der lange nicht gesprochen hatte, meldete sich zurück. »Da kommt jemand. Ein Mädchen oder ein Teenager, was weiß ich. Die Kleine hat es ziemlich eilig und wirkt sehr aufgelöst.« Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um noch besser sehen zu können. »Ja, sie läuft auf die Kirche zu. Kann nicht mehr lange dauern, dann öffnet sie die Tür.«
    Keiner von uns wusste, was das junge Mädchen wollte. Ignatius hob ratlos die Schultern. Ich war mehr der Praktiker, lief zur Tür der Sakristei und öffnete sie. So konnten wir in die Kirche hineinlauschen. Allerdings zog ich die Tür nicht bis zum Anschlag hin auf. Es reichte, wenn sie nur zur Hälfte geöffnet war.
    Die Geräusche vertrieben die Stille. Wir bekamen mit, wie das kleine Portal der Kirche geöffnet wurde. Hörten dann die ersten schnellen Schritte, die sich allerdings veränderten, als die Person nicht mehr so schnell ging.
    Sie musste sich jetzt gefangen haben und ging langsamer. Es konnte auch Einbildung sein, aber uns kam die Person vor wie jemand, der sich unsicher fühlt und

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