Bis das Blut gefriert
Pistole. Er lachte leise. Er war der Herrscher, und er befahl mir, mich umzudrehen, was ich auch tat.
Ich schaute ihn an und blickte auch auf die Waffenmündung. »Hier ist der Ort des Sterbens gewesen«, flüsterte er mir zu. »Hier kannst du noch heute sein Abbild sehen. Hier sind die Opfer ausgeblutet. Hier sickerte es in den Boden hinein und fand seinen Weg durch die Stollen und Kanäle bis in den Brunnen hinein. Diese Welt haben die Archäologen nicht entdeckt, das kann ich dir schwören.«
»Das ist vorbei, Adolfi!«
»Nein!«, schrie er mich an. »Es fängt erst an. Oder es fängt wieder an. Mächtige Dämonen wie Charun leben weiter. In anderen Personen. In mir, denn ich habe das kalte Blut gefunden, und ich habe es getrunken wie ein Vampir. Es hat mich stark gemacht. Ich fühle mich als Lukumone, aber nicht mehr lange, denn bald werde ich durch die Kraft des Blutes sein wie Charun. Ich habe alles gut vorbereitet. Niemand störte mich, bis der erste Schrecken in Form des gefrorenen Blutes in Limano auftauchte. Es war der Beginn der Blutpest, die sich in diesem Dorf und in der nahen Umgebung ausbreiten wird. Das schwöre ich dir. Auch euer Blut wird dazugehören.«
Aus Bill’s Mund drang ein krächzendes Lachen. Er hüstelte auch, als er sprach. »Glaubst du wirklich, dass du es schaffst, Adolfi? Ich halte dagegen. Deine Zeit und auch die Zeit des Dämons Charun ist längst abgelaufen. Da kannst du versuchen, was du willst. Du kommst nicht an dein Ziel. Auf keinen Fall.«
Vielleicht war Adolfi Widerspruch nicht gewohnt. Welchen Grund hätte er sonst haben können, sich so aufzuregen?
»Halte dein verdammtes Schandmaul«, schrie er, sonst jage ich dir einen Kugel in den Schädel. Ich will dich ausbluten sehen. Ich werde zuschauen, wie das Blut vom Boden geschluckt wird. Und ich weiß, dass es dein Freund sein wird, der dich hier absticht.«
Das waren ganz neue Vorschläge. Ich konnte nicht sagen, dass sie mir gefielen, aber Adolfi schien sich schon darauf eingestellt zu haben, denn er griff mit der freien Hand unter seine Kleidung und holte ein Messer mit langer Klinge hervor. Mit einer knappen Bewegung schleuderte er es in meine Richtung, ohne mich treffen zu wollen, denn es blieb vor meinen Füßen liegen.
»Da, deine Waffe!«
»Ja und?«
»Du wirst sie nehmen und deinem Freund damit den Körper aufschneiden. Klar?«
Es war ihm ernst. Er starte mich an, und ich gab den Blick zurück. In seinen Augen malte sich keine Spur von Nachgeben ab. Er war voll entschlossen, die alten Mord-Rituale wieder aufleben zu lassen, und da waren Bill und ich der Mittelpunkt.
Noch zögerte ich, was Adolfi nicht gefiel. Er hatte die Waffe jetzt mit beiden Händen umklammert und zielte auf meine Stirn. »Wenn du in zwei Sekunden nicht das Messer aufgenommen hast, ist es vorbei. Alles klar?«
»Ich habe verstanden!«
Eine Kugel wollte ich mir nicht fangen. Adolfi führte Regie, und er machte es so grausam wie nur möglich, denn er hätte Bill auch allein umbringen können. Aber er wollte die Schau. Wahrscheinlich trat er damit auch in die Fußstapfen des Dämons.
Die Klinge hatte auf dem Boden gelegen und war dabei leicht staubig geworden. Es hatte ihr trotzdem nichts von ihrer Schärfe genommen. Es war kein normales Messer. Das war schon ein Hirschfänger.
»Fühlt sich gut an, nicht?«
Ich hob die Schultern.
Adolfi ging zurück und drehte sich dabei etwas zur Seite. So hatte er einen besseren Schusswinkel und konnte sowohl Bill als auch mich im Auge gehalten.
»Du kannst ihm zuerst die Kleidung auftrennen, und dann schneidest du von oben nach unten in den Körper. Fang mit der rechten Seite an, danach nimmst du die linke. Anschließend kommen die Beine an die Reihe, und wenn er kurz davor ist, zu sterben, wirst du dir das Gesicht vornehmen.«
Wir hatten uns diese menschenunwürdigen und perversen Vorschläge anhören müssen. Ich merkte, wie die Wut in mir hochstieg. Nein, das war mehr als Wut. Das waren schon Hass und Zorn, was mich da übermannte.
»Na los, geh hin!«
Er würde mich treffen. Bill bedeutete keine Gefahr für ihn. Der Reporter versuchte trotzdem, mir zur Seite zu stehen. »Hör zu, Adolfi, das wirst du nicht schaffen. Nein, auf keinen Fall. Wir sind einfach zu gut für dich. Derjenige, der sein Blut verlieren wird, bist einzig und allein du. Kapiert?«
»Halt dein Maul, verdammt!«
»Warum? Jeder, der hingerichtet werden soll, hat einen letzten Wunsch. Ich mache da keine Ausnahme, und
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