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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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nicht zu töten und an die Folgen zu denken.
    Aber meine Wut ist zu groß und noch dazu überkommt mich eine plötzliche Blutgier. Al die Übungen, um ein sanftmütigerer, freundlicherer Vampir zu werden, sind vergessen, als meine Wut die Oberhand gewinnt. Die pure Wut auf diese Zicke, die glaubt, sie könnte ungestraft jemandem aus meiner Familie etwas antun. Meine Vampirzähne fahren aus und ich senke sie in ihre jetzt geschwol ene Halsschlagader, und bin ohne Weiteres bereit, ihr das Leben zu nehmen, so wie sie es mit mir und meiner Schwester machen wol te.
    »Rayne! Hör auf!« Sunnys Geschrei klingt wie ein Flüstern im Vergleich zu der Blutgier, die in meinen Ohren rauscht. »Bring sie nicht um! Begib dich nicht auf ihr Niveau! Denk dran, was du in der Reha gelernt hast. Denk dran, was mit Corbin passiert ist!«
    Es kostet mich meine ganze Wil enskraft, aber irgendwie schaffe ich es, sie loszulassen, die Vampirzähne aus ihrem Hals zu ziehen und auf ihr fleckiges Gesicht zu starren, das jetzt mit geplatzten Blutgefäßen übersät ist. Ist sie tot? Habe ich sie umgebracht? Oh mein Gott. Ich sol doch eine von den Guten sein. Und die Guten sollen die Bösen nur verhaften und vor Gericht bringen. Anstatt sie auszusaugen.
    »Bertha?«, frage ich zaghaft und schlucke schwer. »Bertha, lebst du noch?«
    Plötzlich reißt sie die Augen auf, fährt hoch und wirft mich auf den Rücken. Mit einer einzigen Bewegung hat sie den Spieß umgedreht. Sie hält mich mit ihren kräftigen Schenkeln fest wie in einem Schraubstock, tastet nach ihrem Pflock und bekommt ihn zu fassen.
    »Im Namen von Slayer Inc. erkläre ich dich des Hochverrats für schuldig«, knurrt sie. Ihr Gesicht ist puterrot und von ihrem Mund tropft Blut. Sie beugt sich leicht zurück, bereit, mir den Pflock ins Herz zu stoßen. Ich winde mich und versuche verzweifelt, mich zu befreien, aber sie ist zu stark. Das ist das Ende. Zeit, mein letztes Gebet zu sprechen »Bitte, Bertha!«, krächze ich. »Ich flehe dich an . . .«
    Ich kneife die Augen zu, weil ich nicht mit ansehen wil , wie ich zu Staub verpuffe. Wie wird es sein zu sterben? Was kommt danach? Vor langer Zeit habe ich meine Seele verkauft, um zum Vampir zu werden.
    Bedeutet das nun, das mich nach dem Tod nichts mehr erwartet? Ist dies das endgültige Ende? Oder der Beginn eines Lebens in ewiger Qual?
    Plötzlich stößt Bertha einen Schrei aus. Ich mache die Augen wieder auf. Sunny hat sie an den Haaren gepackt und zerrt sie von mir herunter. »Niemand pfählt meine Schwester, du Miststück!«, ruft sie mit einer Stimme, die ich nicht von ihr kenne, und schlägt Bertha den Pflock aus der Hand.
    Ich will mich hochrappeln, um Sunny zu helfen, aber ich bin zu benommen und wackelig und stolpere. Bertha reißt sich von Sunny los, sodass meine Schwester nur noch ein Büschel Haarverlängerungen in den Händen hält. (Hätte ich mir denken können, dass diese Haarpracht nicht echt war!) Dann zieht sie zu meinem Entsetzen noch eine andere Waffe aus der Tasche.
    Ein Messer aus Eisen.
    Nein! Ich stürze mich auf Bertha und nehme all meine restliche Kraft zusammen, um sie davon abzuhalten, meine Elfenschwester mit der Klinge zu vergiften. Als ein Mischling aus Elfe und Vampir verfüge ich über eine gewisse Widerstandskraft gegen Eisen – es bringt mich nicht um, auch wenn ich ziemlich krank davon werde. Sunny dagegen – ein Kratzer und ...
    Ich versuche, Bertha das Messer zu entwinden. Es gelingt mir es wegzuschlagen und sie zurückzureißen. Diesmal gibt es keine Gnade. Sie ist zu weit gegangen. Mit meinen Vampirzähnen reiße ich ihr die Kehle auf und lasse das Blut herausschießen, ohne die geringste Lust, es zu trinken. Dafür ist sie viel zu widerlich.
    Ein Stöhnen unterbricht mich. Ich lasse Bertha fal en und laufe zu meiner Schwester.
    Oh mein Gott! Vor Schreck wie gelähmt erkenne ich, dass ich es trotzdem nicht verhindern konnte. Sunny sinkt zu Boden, Blut sickert aus einer kleinen Wunde an ihrem Arm. Dieser kleine Schnitt reicht schon aus. Das Gift fließt bereits durch ihre Adern.
    »Rayne!«, ruft sie. Ihre Augen werden glasig und ihre Arme und Beine zucken.
    »Nein!« Das darf nicht passieren. Das kann nicht sein! Ich fal e auf die Knie, packe ihren Arm und versuche, das Gift herauszusaugen, so gut es geht. Ich sauge und sauge, bis ich anfange zu spucken, aber es scheint nichts zu nützen. Krämpfe schütteln ihren Körper und sie verdreht die Augen.
    »Mir ist so kalt, Rayne«, schluchzt sie,

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