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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Seidenmorgenmantel.
    Zwinkernd reicht er mir einen großen, bis an den Rand mit roter Flüssigkeit gefüllten Weinkelch. »Nul positiv«, verkündet er .
    »Soweit ich mich aus der Klinik erinnere, ist das deine Lieblingssorte.«
    Mit zitternden Händen nehme ich das Glas entgegen und bemühe mich, nichts zu verschütten, als ich es an die Lippen hebe.
    Gierig fange ich an zu trinken, aber Race hält mich mit erhobener Hand zurück.
    »Du machst den Eindruck, als hättest du seit Tagen nichts getrunken«, sagt er. »Lass es langsam angehen, damit du nicht alles wieder auskotzt.«
    Ich höre auf ihn, auch wenn es mir schwe rfäl t. Schließlich ist der Kelch leer. Ich stel e ihn vor mir auf dem Tisch ab und atme tief durch, um wieder zu mir zu kommen. Schon jetzt entfaltet das Blut seine Wunderwirkung, wärmt mich von innen und beruhigt meinen Geist.
    »Danke«, murmele ich und werde plötzlich verlegen, als die Erinnerungen an die Nacht wieder auftauchen. Es ist mir unendlich peinlich, dass Race mich so gesehen hat -
    an meinem absoluten Tiefpunkt. Doch dann fäl t mir ein, dass er auch schon dort war, an diesem Tiefpunkt. Wer könnte das also besser verstehen als er.
    Er tut es mit einer lässigen Handbewegung ab. »Mach dir bloß keine Gedanken deswegen«, sagt er. »Du hättest mal sehen sollen, in was für Schwierigkeiten ich mich vor diesem dritten Trip in die Reha gebracht habe. Es war die Hölle. Die von VH1 hörten irgendwann auf, mich für die Doku Behind the Music zu filmen, weil dem Produzenten regelmäßig schlecht wurde, wenn er die Bilder von meinem Tagesablauf sah.«
    Ich lächele ihn schwach an und weiß nicht, ob ich erleichtert oder schockiert sein sol .
    »Jetzt aber genug von meiner langweiligen Wenigkeit«, fährt Race fort und beugt sich vor, um sich noch ein Glas Blut einzuschenken. Anschließend fül t er meinen Kelch wieder auf »Wie kam es denn dazu?
    Ich meine, ich habe dich eigentlich immer für raffinierter gehalten. Was hat dich in diese lange, dunkle Gasse getrieben? Okay, ich weiß, dass du angeblich die böse Zwil ingsschwester bist und al das, aber trotzdem! Scheint mir nicht dein Stil zu sein.«
    Er hält inne, dann fügt er hinzu: »Da wir gerade von deiner besseren Hälfte sprechen, wo steckt sie denn? Wo ist unsere entzückende Märchenfee - meine Sonne, Sunshine of my life?«
    Bei Sunnys Namen breche ich in Tränen aus.
    »Was? Was habe ich denn gesagt?«, fragt Race verwirrt und plötzlich ganz ohne Spott.
    »Tut mir leid. Ich wol te keine zweideutigen Bemerkungen über deine liebe Schwester machen. Du weißt, dass ich ihr nie ein einziges blondes Haar auf ihrem hübschen Köpfchen krümmen würde. Es sei denn natürlich, sie würde es mir gestatten.« Er grinst boshaft. »Dann würde ich schwören, keiner anderen mehr etwas zu krümmen, solange wir beide leben.«
    Eigentlich will es ihm nicht sagen, doch andererseits kann ich es auch nicht mehr für mich behalten. Ich bin lange genug umhergestreift und es hat mich fast zerrissen vor Kummer und Schuldgefühlen. Viel eicht hilft es mir ein bisschen, darüber zu reden.
    Also erzähle ich ihm die ganze Geschichte und ende damit, dass Jareth mich fortgejagt hat. »Wieso geht jedes Mal al es so entsetzlich schief, wenn ich versuche, etwas richtig zu machen?«, frage ich zum Schluss.
    »Ich bin eine solche Idiotin.«
    »Nein, das bist du nicht«, sagt Race fest und kommt zu herüber auf mein Sofa. Er legt mir einen Arm um die Schultern und zieht mich an sich. Ich weiß, ich sol te das nicht zulassen - schließlich habe ich genug über seine Frauengeschichten gehört - , aber heute fühlt sich seine Umarmung einfach nur tröstend und beruhigend an. Und so gestatte ich mir, mich ein bisschen fal en zu lassen, mich an ihn zu lehnen und die Kraft, die er mir anbietet, in mich aufzunehmen, weil ich selbst keine mehr habe.
    »Es ist vol kommen klar, dass du in bester Absicht gehandelt hast«, redet er beruhigend auf mich ein und streichelt mir über den Kopf. »Du hast al es getan, was du konntest, um sie zu retten.«
    »Doch stattdessen habe ich sie getötet.«
    »Nein. Slayer Inc. hat sie getötet.
    Beziehungsweise dieser grässliche Pyrus«, korrigiert er mich. »Und er hätte so oder so eine Möglichkeit gefunden, das zu tun, ob mit dir oder ohne dich.« Er runzelt die Stirn.
    »Glaub mir, diese Dreckskerle machen vor nichts halt, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben. Wenn es nicht jetzt passiert wäre, dann später. Und du

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