Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
Vom Netzwerk:
hättest nichts tun können, um sie aufzuhalten.«
    »Das macht es auch nicht besser. Sunny ist tot und kommt nie mehr zurück. Ich habe meine Schwester verloren, für immer.«
    Race bläst die Backen auf und scheint einen Augenblick nachzudenken. Dann steht er auf und geht in den hinteren Teil des Tourneebusses. Zuerst frage ich mich, ob er sich diesen vollkommen unpassenden Moment ausgesucht hat, um aufs Klo zu gehen. Aber dann fäl t mir ein, dass Vampire nicht zu pinkeln brauchen. Kurz darauf kommt er zurück, in Begleitung eines hochgewachsenen, dünnen älteren Mannes, der hautenge Jeans und eine Lederweste trägt.
    »Rayne« sagt er, »das ist mein Schlagzeuger, Fitter Tod.«
    Ich betrachte den hageren Riesen, der vor mir aufragt. »Meinst du nicht Schnitter Tod ?«, entfährt es mir. Als würde das in dieser Situation eine Rol e spielen.
    »Nein, er meint Fitter«, widerspricht der Mann verschnupft. »Du denkst an meinen Bruder. Er ist der Schnitter Tod. Im Gegensatz zu ihm bin ich meistens ganz munter und fröhlich, möchte ich betonen.
    Zumindest solange mein
    Schönheitsschläfchen nicht so grob von einem gewissen egoistischen unsterblichen Sänger unterbrochen wird, der gern die ganze Nacht Party macht und mich nervt.«
    Race verdreht die Augen.
    »Ach so.« Diese Information muss ich erst mal verdauen. »Entschuldigung. Mir war nicht klar, dass es zwei von euch gibt.«
    Er seufzt theatralisch. »Das ist niemandem klar, leider«, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Deshalb habe ich auch beschlossen, mich aus dieser ganzen Todes-show zurückzuziehen und mir meinen Lebenstraum zu erfül en, in einer Band zu spielen.« Er zuckt die Achseln. »Die Sache wurde mir sowieso viel zu heftig.«
    »Heftig?«
    »Hast du schon mal versucht, jemanden in die Hölle runterzuzerren?« Er fächert sich selbstgefäl ig etwas Luft zu. »Lass dir gesagt sein, das ist tödlich für deine Maniküre.« Er hält mir kurz seine mit der French Manicure perfekt gepflegten Finger hin und schüttelt pikiert den Kopf,
    »Also . . . schön, dich kennenzulernen«, antworte ich matt. Ich meine, hal o?
    Trauernder Vampir? Nicht gerade in der Stimmung für höfliche Konversation.
    »Also, Fitter«, wendet Race sich mit einem enthusiastischen Funkeln in den Augen an seinen Drummer. »Dieses Mädchen hier hat eine Zwillingsschwester - eine Elfenzwillingsschwester - , die vor Kurzem ermordet wurde.«
    »Du brauchst nicht so scheißbegeistert darüber zu sein«, murmele ich und wünschte, die beiden würden mich einfach mit der Flasche Blut al ein lassen.
    »Na und?«, sagt Fitter und unterdrückt ein Gähnen. »Sol ich jetzt die Medien verständigen oder was?«
    »Also«, fährt Race fort, ohne auf seinen Sarkasmus einzugehen, »du erinnerst dich doch an damals vor ein paar Jahren, als ich mich mit dieser Elfe vom Dunkelhof eingelassen und sie versehentlich ausgesaugt habe?« Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Das war vor der Reha«, erklärt er. »Damals hast du mir erklärt, dass Elfen und andere Geschöpfe der Anderwelt nicht in denselben Himmel und dieselbe Höl e kommen wie die Sterblichen, richtig?«
    Auf einmal beginnt das Gespräch mich zu interessieren und ich richte mich gespannt auf.
    »Das ist korrekt«, antwortet Fitter, immer noch gelangweilt und leicht genervt. »Die Seelen der Elfen, der Vampire und einiger anderer werden in eine sehr viel klassischere Unterwelt geschickt.«
    »Klassischere Unterwelt? Was zum Teufel soll das heißen?«, frage ich dazwischen.
    Fitter verdreht die Augen. »Lass mich raten.
    Du bist in griechischer Mythologie durchgefal en.«
    »Ich hatte eine Vier minus, bitte schön. Was eine Zensur ist, mit der man durchaus besteht.«
    Er tätschelt mir den Kopf. »Natürlich, Schätzchen. Wie auch immer, jedenfalls haben die alten Griechen die Unterwelt ziemlich genau beschrieben. Sie wird von dem Gott Hades regiert, der al es in al em gar kein so schlechter Kerl ist. Zehnmal vernünftiger als dieser Tyrann Luzifer, der über die menschliche Hölle herrscht. Ehrlich, ich erinnere mich noch gut an das eine Mal, als ich achtundvierzig Stunden durchgearbeitet habe, nach einem großen Schiffsunglück vor der Küste von Boston.
    Und ich rede hier wirklich von grauenhaft harter Arbeit - eiskaltes Wasser, aufgedunsene Leichen, die ich meilenweit schleppen musste. Aber hat dieser Luzifer auch nur ein kleines Dankeschön für meine Mühen übrig gehabt? Obwohl ich sogar bereit war, über das

Weitere Kostenlose Bücher