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Bis das der Biss uns scheidet

Bis das der Biss uns scheidet

Titel: Bis das der Biss uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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fleischigen grünen Hände, worauf die anderen ihre Speere zurückziehen. Drei von ihnen holen silberne Stricke hervor und binden uns grob die Hände auf dem Rücken zusammen. Das Silber brennt sich schmerzhaft juckend in meine Haut und ich winde mich, als der eine Wächter meine Fesseln stramm zieht.
    »Okay, okay, ich bin jetzt gefesselt und wehrlos. Das reicht!«, rufe ich, obwohl ich mir nicht einbilde, dass mein Protest etwas nützen wird.
    Als keiner von uns mehr eine Hand rühren kann, blafft der Anführer seinen Leuten in irgendeiner merkwürdigen Dämonensprache Befehle zu, worauf einer von ihnen mir einen so harten Stoß in den Rücken versetzt, dass ich beinahe stolpere. Das soll wohl eine Aufforderung sein, sich in Bewegung zu setzen. Ich schlurfe voran und tue mein Bestes, mit auf dem Rücken gefesselten Händen das Gleichgewicht zu wahren. In den Fenstern der umliegenden Häuser sehe ich neugierige Augenpaare, die die Szene aufmerksam verfolgen. Puh. Haben diese Leute nichts Besseres zu tun ? Und wil uns viel eicht mal jemand helfen?
    Wie zur Antwort hallt plötzlich ein lauter Schrei, geradezu ein Urschrei, durch die Straße. Der Oberwächter blickt überrascht auf, noch gerade rechtzeitig, um einen kurzen Blick auf den riesigen Felsbrocken zu werfen, der von irgendwo oben geworfen wurde und nun auf seinen Kopf donnert. Er stöhnt laut vor Schmerz, bevor er bewusstlos zusammenbricht.
    Während die anderen Wachen sich aufgeregt schreiend um ihn scharen, um festzustellen, ob ihr Anführer noch Iebt, sehe ich nach oben und versuche herauszufinden, von wo der Stein gekommen ist. Da entdecke ich einen blonden, sonnengebräunten Riesen, der sich mit einer Wäscheleine wie Tarzan an der Liane von einem der obersten Hotelbalkone seilt. Er springt vor den Wachen auf den Boden, reißt ein Schwert aus seinem seinem Gürtel und schwenkt es drohend vor ihren verdutzten Gesichtern.
    Die Dämonen - verwirrt und orientierungslos ohne ihren furchtlosen Anführer - packen ihre Speere. Doch vor lauter Hektik piksen sie sich vor al em gegenseitig damit, anstatt unseren Retter abzuwehren. Der blonde Adonis, der die Kampftechnik eines Samurais und die Geschmeidigkeit eines Artisten vom Cirque du Soleil zu besitzen scheint, leistet ganze Arbeit, und ehe wir uns versehen, liegen fünf blutende Dämonen um uns herum, vollkommen außer Gefecht gesetzt.
    »Wow!«, sage ich und blicke beeindruckt zu ihm auf. »Danke!«
    »War mir ein Vergnügen«, antwortet er breit grinsend und zeigt seine weißen Zähne. Erst in diesem Moment fäl t mir auf, dass er anders aussieht als die anderen. Keine lila Aura, kein grünes Dämonenglühen umgibt ihn. Er ist lebendig. Genau wie wir!
    Mit einer geschickten Drehung seines Schwerts durchtrennt er meine Fesseln, dann hilft er Race und Jareth. Sobald wir al e frei sind, bedeutet er uns, ihm zu folgen.
    »Kommt mit«, drängt er. »Es kommen bestimmt gleich noch mehr von denen. Wir müssen hier weg.«
    Das braucht er uns nicht zweimal sagen.
    Schon laufen wir ihm nach und spüren unsere Erschöpfung durch den vorange-gangenen Adrenalinschub kaum noch. Wir rennen durch die dunklen Straßen, durch Gassen und Seitenstraßen, Treppen rauf und Treppen runter, bis wir an das Ufer eines breiten schwarzen Flusses gelangen, wo ein kleines Ruderboot festgemacht ist. Während ich vornübergebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, nach Luft ringe, schiebt der Mann das Boot ins Wasser und gibt uns ein Zeichen einzusteigen
    »Auf geht's«, sagt er und sucht aufmerksam mit den Augen die Straße hinter uns ab. Dort sind keine Verfolger zu erkennen. Für den Moment sind wir in Sicherheit.
    Vorsichtig klettern wir ins Boot, dann folgt unser Retter der es vom Ufer abstößt und in die dunkle Strömung des Flusses lenkt. Als wir stromabwärts treiben, verblassen die hässlichen grel en Lichter der Zwischenstation hinter uns, bis sie nur noch ein schwaches Flimmern sind.
    »Sind al e wohlauf?«, fragt der blonde Riese und betrachtet uns eingehend beim Rudern.
    Jareth, Race und ich nicken einstimmig, obwohl die beiden doch ziemlich mitgenommen aussehen. »Wer waren diese Typen?«, frage ich.
    »Dämonenpatrouil e«, erklärt der Mann.
    »Söldner, vom großen Boss dafür bezahlt, in den Straßen des Hades für Ordnung zu sorgen. Nicht, dass es viel für sie zu tun gäbe - die meisten Leute stehen noch so unter Schock, wenn sie hier ankommen, dass sie gar nicht daran denken können, aus der Reihe zu tanzen. Wenn

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