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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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vor dem Tod standen. Könnte ein anderer Todesengel Patch aufhalten, bevor es zu spät wäre?«
    »Wenn du an Patch zweifelst, dann hast du den Falschen am Wickel.« Sein Ton hatte sich abgekühlt. »Ich kenne ihn besser als du. Er nimmt seinen Job als Schutzengel ernst.«
    Aber wenn Patch mich töten wollte, dann hätte er sich den perfekten Mord ausgedacht, oder? Er war mein Schutzengel. Er hatte die Aufgabe, mich vor Gefahren zu bewahren. Niemand würde ihn verdächtigen …
    Aber er hatte bereits Gelegenheit gehabt, mich zu ermorden. Und er hatte sie nicht genutzt. Er hatte das, was er sich am meisten wünschte – einen menschlichen Körper – geopfert, um mein Leben zu retten. Er hätte das nicht getan, wenn er meinen Tod wollte.
    Oder?
    Ich schüttelte meinen Verdacht ab. Rixon hatte Recht. Patch zu verdächtigen war lächerlich.
    »Ist er glücklich mit Marcie?« Ich schlug die Hand vor den Mund. Ich hatte die Frage eigentlich überhaupt nicht stellen wollen. Sie war einfach so herausgerutscht. Ich errötete.
    Rixon beobachtete mich und dachte offensichtlich über seine Antwort nach. »Patch ist derjenige, der mir am allernächsten steht, fast schon sowas wie Familie, und ich liebe ihn wie einen Bruder, aber er ist nicht der Richtige für dich. Ich weiß es, er weiß es, und ich glaube, tief drinnen weißt du es auch. Vielleicht möchtest du das nicht hören, aber er und Marcie sind sich ähnlich. Sie sind aus demselben Holz geschnitzt.
Patch sollte ein bisschen Spaß haben dürfen. Und das kann er – Marcie liebt ihn nicht. Nichts von dem, was sie für ihn empfindet, kann die Erzengel auf den Plan rufen.«
    Wir saßen schweigend da, und ich kämpfte darum, meine Gefühle ganz tief in mir zu verstecken. Mit anderen Worten, ich hatte die Erzengel auf den Plan gerufen. Meine Gefühle für Patch waren es, die uns entlarvt hatten. Es war nichts, was Patch getan oder gesagt hatte. Ich war es gewesen. Nach Rixons Erklärung hatte Patch mich nie geliebt. Er hatte meine Gefühle nie erwidert. Ich wollte das nicht akzeptieren. Ich wollte, dass ich für Patch genauso wichtig gewesen war wie er für mich. Ich wollte nicht glauben, dass ich nicht mehr gewesen war als Unterhaltung, ein Zeitvertreib.
    Es gab noch eine Frage, die ich Rixon unbedingt stellen musste. Wenn Patch und ich noch gut miteinander stünden, dann hätte ich ihn gefragt, aber das war jetzt unmöglich. Rixon war außerdem genauso weltlich wie Patch. Er wusste Dinge, die andere Leute nicht wussten – besonders, wenn es zu gefallenen Engeln und Nephilim kam –, und was er nicht wusste, das konnte er herausfinden. Gerade jetzt lag meine Hoffnung, die Schwarze Hand zu finden, bei Rixon.
    Ich feuchtete mir die Lippen an und beschloss, die Frage hinter mich zu bringen. »Hast du jemals von der Schwarzen Hand gehört?«
    Rixon zuckte zusammen. Er sah mich einen Augenblick lang schweigend an, bevor sein Gesicht sich amüsiert verzog. »Ist das ein Witz? Ich habe diesen Namen ewig nicht gehört. Ich dachte immer, Patch wollte nicht so genannt werden. Dann hat er dir also davon erzählt?«
    Langsam gefror mein Herz. Ich war kurz davor gewesen, Rixon von dem Umschlag mit dem Eisenring zu erzählen und von dem Zettel, der besagte, die Schwarze Hand hätte meinen Vater ermordet, aber plötzlich suchte ich nach einer
anderen Antwort. »Die Schwarze Hand ist Patchs Spitzname? «
    »Er hat ihn schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Nicht, seit ich angefangen habe, ihn Patch zu nennen. Er mochte die Schwarze Hand nie.« Er kratzte sich die Wange. »Das war zu der Zeit, als wir Söldnerjobs für den König von Frankreich angenommen haben. Verdeckte Operationen im achtzehnten Jahrhundert. Nette Aufgabe. Gutes Geld.«
    Man hätte mich genauso gut ins Gesicht schlagen können. Alles fühlte sich irgendwie schief an, seitwärts gekippt. Rixons Worte flossen verschwommen an mir vorbei, als spräche er in einer fremden Sprache und ich käme nicht mit. Ich wurde sofort von Zweifeln bombardiert.
    Nicht Patch. Er hatte meinen Vater nicht ermordet. Jeder andere, aber nicht er.
    Langsam blieben meine Zweifel am Wegesrand zurück und wurden von anderen Gedanken abgelöst. Ich begann, die Tatsachen zu sichten, Beweismaterial zu analysieren. Die Nacht, in der ich Patch meinen Ring gegeben hatte: In dem Augenblick, als ich sagte, dass mein Vater ihn mir gegeben hatte, hatte er darauf bestanden, ihn nicht anzunehmen, beinahe unnachgiebig. Und dann einfach der Name der Schwarzen Hand.

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