Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
drücken sie aneinander. Du wirst schwören, nie wieder mit Patch allein zu sein. Auf diese Weise hast du etwas, worauf du zurückgreifen kannst, wenn du in Versuchung gerätst.«
Ich fragte mich, ob ich ihr erzählen sollte, dass es nicht immer von mir abhing, ob ich mit Patch allein war. Er bewegte sich wie Dampf. Wenn er mit mir allein sein wollte, dann würde er es schaffen. Und wenn ich es auch hasste, das zugeben zu müssen, es war mir nicht immer unrecht.
»Ich brauche etwas, das ein bisschen effektiver ist als ein Blutschwur«, sagte ich.
»Nora, mach dir nichts vor. Das ist etwas sehr Ernstes. Ich
hoffe, du bist gläubig, ich bin es nämlich. Ich gehe jetzt ein Messer suchen«, sagte sie und wollte aufstehen.
Ich zog sie wieder runter. »Ich habe Marcies Tagebuch.«
»W – was?« , stotterte Vee.
»Ich habe es, aber ich habe es nicht gelesen.«
»Warum höre ich das erst jetzt? Und warum brauchst du so lange, um das Teil zu öffnen? Vergiss Rixon – lass uns jetzt gleich nach Hause fahren und es lesen! Du weißt, dass Marcie darin über Patch schreibt.«
»Ich weiß.«
»Warum zögerst du dann? Hast du Angst vor dem, was darin stehen könnte? Dann könnte ich es zuerst lesen, die üblen Sachen rausfiltern und dir klare Antworten geben.«
»Wenn ich es lese, dann rede ich vielleicht nie wieder mit Patch.«
»Das ist gut.«
Ich sah Vee von der Seite an. »Ich weiß nicht, ob es das ist, was ich möchte.«
»Oh, Süße! Tu dir das nicht an. Es bringt mich um. Lies das blöde Tagebuch, und zieh einen Schlussstrich. Es gibt andere Jungen da draußen. Nur dass du’s weißt. Es wird nie an Jungen fehlen.«
»Ich weiß«, sagte ich, aber es hörte sich wie eine billige Lüge an. Es hatte vor Patch keinen Jungen gegeben. Wie konnte ich mir einreden, dass es nach ihm einen geben würde?
»Ich werde das Tagebuch nicht lesen. Ich werde es zurückgeben. Marcie und ich haben schon seit Jahren diese lächerliche Fehde, und es wird allmählich langweilig. Ich will einfach damit aufhören.«
Vees Unterkiefer klappte herunter, und sie kam noch etwas mehr ins Stottern: »Kann das Aufhören nicht warten, bis du das Tagebuch gelesen hast? Oder kannst du mich nicht
einfach mal einen Blick darauf werfen lassen? Fünf Minuten, mehr will ich ja gar nicht.«
»Ich wähle den anständigen Weg.«
Vee stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du lässt dich nicht davon abbringen, oder?«
»Nein.«
Ein Schatten fiel auf unsere Badetücher.
»Habt ihr beiden Schönheiten was dagegen, wenn ich mich dazusetze?«
Wir blickten auf und sahen Rixon in Badehose und ärmellosem T-Shirt über uns stehen, ein Handtuch über die Schulter geworfen. Er war schmal gebaut und sah erstaunlich fest und robust aus, mit einer Adlernase und einem Schopf tintenschwarzen Haares, der in seine Stirn fiel. Ein Paar schwarzer Engelsflügel war auf seine linke Schulter tätowiert, und in Kombination mit einem schweren Fünf-Uhr-Bartschatten sah er aus, als würde er bei der Mafia arbeiten. Charmant, verspielt und nichts Gutes im Schilde führend.
»Du hast es geschafft!«, rief Vee, und ihr Lächeln erhellte ihr ganzes Gesicht.
Rixon ließ sich vor uns in den Sand fallen, stützte sich auf die Ellbogen und legte das Kinn auf die Faust. »Was habe ich verpasst?«
»Vee will, dass ich einen Blutschwur leiste«, sagte ich.
Er hob eine Braue. »Das klingt ernst.«
»Sie denkt, dass ich so Patch aus meinem Leben heraushalten könnte.«
Rixon legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Viel Glück.«
»Hey, also«, sagte Vee. »Blutschwüre sind etwas ganz Ernstes.«
Rixon legte seine Hand auf ihren Oberschenkel und grinste sie liebevoll an, und ich spürte, wie meine Brust vor Neid
schmerzte. Vor ein paar Wochen hätte Patch mich noch auf dieselbe Art berührt. Die Ironie dabei war, dass vor ein paar Wochen Vee sich wahrscheinlich genauso gefühlt hatte, wann immer sie mit mir und Patch zusammen unterwegs sein musste. Dieses Wissen hätte es ein bisschen leichter machen sollen, meine Eifersucht zu schlucken, aber der Schmerz reichte tief. Vee beugte sich vor und antwortete Rixon mit einem Kuss auf seinen Mund. Ich sah weg, aber das machte den Neid nicht besser, der wie ein Stein in meiner Kehle lag.
Rixon räusperte sich. »Wie wär’s, wenn ich uns eine Cola hole?«, fragte er. Offenbar besaß er genug Feingefühl, um zu merken, dass es mir unbehaglich mit ihm und Vee wurde.
»Lass mich gehen«, sagte Vee, stand auf und klopfte sich den Sand
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