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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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zusammen und guckten sich Filme an. Alle drei, auf Rixons Sofa, während ich allein
im Farmhaus saß. Ich wollte Vee dringend nach Patch fragen, aber ganz ehrlich, ich konnte es nicht. Ich hatte mit ihm Schluss gemacht. Wie man sich bettet, so liegt man.
    Andererseits, was konnte eine kleine Frage schon anrichten?
    »Hey, Vee?«
    Sie drehte sich in der Tür um. »Ja?«
    Ich machte den Mund auf, doch da erinnerte ich mich an meinen Stolz. Vee war meine beste Freundin, aber sie redete auch gern. Wenn ich nach Patch fragte, riskierte ich, dass er es hintenherum erfuhr. Er würde herausfinden, wie schwer es mir fiel, über ihn hinwegzukommen.
    Ich setzte ein Lächeln auf. »Danke für die Törtchen.«
    »Was immer du willst, Süße.«
    Als Vee gegangen war, zog ich das Papier von einem der Törtchen und aß allein im stillen, mechanischen Summen des Labors.
    Ich machte noch eine halbe Stunde lang Hausaufgaben und aß noch zwei Törtchen, bevor ich es schließlich wagte, den schwarzen Umschlag anzusehen, der am Rand meines Gesichtsfelds lag. Ich wusste, ich konnte ihn nicht den ganzen Abend ignorieren.
    Ich brach das Siegel auf und schüttelte eine schwarze Karte heraus, in deren Mitte ein kleines Herz eingeprägt war. Das Wort ›Sorry‹ stand darauf. Die Karte war mit einem bittersüßen Parfum bespritzt. Ich hob die Karte an meine Nase und atmete tief ein, in dem Versuch, den merkwürdig berauschenden Duft einzuordnen. Ein Geruch nach verbrannten Früchten und künstlichen Aromen stach mir bis in die Kehle. Ich öffnete die Karte.
    Ich war ein Idiot gestern Abend. Verzeihst du mir?

    Ich hielt die Karte automatisch auf Armeslänge von mir weg. Patch. Ich wusste nicht, was ich von seiner Entschuldigung halten sollte, mochte aber den Aufruhr nicht, den sie in mir auslöste. Ja, er war ein Idiot gewesen. Und dachte er etwa, dass eine Karte aus dem Drogeriemarkt das wiedergutmachen konnte? In dem Fall unterschätzte er den Schaden, den er angerichtet hatte. Er hatte Marcie geküsst. Sie geküsst ! Und nicht nur das, er hatte sich außerdem in meine Träume eingeschlichen. Ich hatte keine Ahnung, wie er das geschafft hatte, aber als ich am Morgen aufgewacht war, wusste ich, dass er dagewesen war. Das konnte einen ganz schön nervös machen. Wenn er in die Privatsphäre meiner Träume einfallen konnte, was konnte er dann sonst noch?
    »In zehn Minuten schließen wir«, flüsterte ein Bibliothekar vom Eingang her.
    Ich schickte mein drei Seiten langes Essay über Aminosäuren zum Drucker, sammelte meine Bücher ein und schob sie in meinen Rucksack. Ich hob Patchs Karte auf, zögerte und zerriss sie dann mehrfach und warf die Fetzen in den Papierkorb. Wenn er sagen wollte, dass es ihm leid tat, dann sollte er das persönlich tun. Nicht durch Vee und nicht in meinen Träumen.
    Als ich halb den Gang hinuntergegangen war, um meine ausgedruckten Seiten abzuholen, musste ich mich am nächsten Tisch festhalten. Die rechte Seite meines Körpers fühlte sich plötzlich schwerer an als die linke, und ich verlor das Gleichgewicht. Ich ging noch einen Schritt weiter, und mein rechtes Bein knickte ein, als wäre es aus Papier. Ich ging in die Hocke und hielt mich mit beiden Händen am Tisch fest, wobei ich meinen Kopf zwischen den Ellbogen herunterbeugte, um wieder etwas Blut in mein Hirn zu bekommen. Ein warmes, schwindeliges Gefühl rauschte durch meine Adern.

    Ich streckte die Beine und stellte mich wackelig hin, aber irgendetwas stimmte mit den Wänden nicht. Sie waren viel länger und enger, als würde ich in einen Jahrmarktspiegel sehen. Ich blinzelte mehrmals heftig, in dem Versuch, meine Sicht wieder scharf zu stellen.
    Meine Knochen füllten sich mit Blei und weigerten sich, sich zu bewegen, und meine Augenlider senkten sich zum Schutz vor den starken, fluoreszierenden Lampen. Panisch befahl ich ihnen, offen zu bleiben, aber mein Körper übernahm die Führung. Ich spürte, wie sich warme Finger um mein Bewusstsein schlossen und drohten, es einzuschläfern.
    Das Parfum, dachte ich benommen. An Patchs Karte.
    Ich war jetzt auf Händen und Knien. Merkwürdige Rechtecke wallten um mich herum und drehten sich vor mir. Türen. Der Raum war mit offenen Türen gesäumt. Aber je schneller ich zu ihnen kroch, umso schneller sprangen sie zurück. Weiter entfernt hörte ich ein trockenes Ticktack. Ich bewegte mich von dem Laut weg, noch klar genug, um zu wissen, dass die Uhr am anderen Ende des Raums hing, der Ausgangstür

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