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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ich mein Fahrrad wieder aufrichtete, sah ich nicht weit entfernt einen großen braunen Hund. Er sah mich an. In diesem Moment, als wir einander ansahen, hörte ich eine Stimme flüstern: Nicht bewegen. Ich holte tief Luft und blieb stehen, obwohl meine Beine so schnell rennen wollten, wie sie konnten, um zu meinem Vater und in Sicherheit zu kommen.
    Die Ohren des Hundes stellten sich auf, und er fing an, angriffslustig auf mich zuzulaufen. Ich zitterte vor Angst, behielt aber meine Füße auf dem Boden. Je näher der Hund kam, umso mehr wollte ich weglaufen, aber ich wusste, dass in dem Moment, wenn ich losrannte, der tierische Jagdinstinkt des Hundes aktiviert würde. Auf halbem Weg zu mir verlor der Hund das Interesse an dem statuengleichen Körper und lief in eine andere Richtung. Ich fragte meinen Vater, ob er dieselbe Stimme gehört hatte, die mir gesagt hatte, ich solle still stehenbleiben, und er sagte, es sei mein Instinkt gewesen. Wenn ich darauf hörte, dann würde ich in neun von zehn Fällen das Bestmögliche tun.
    Und auch jetzt sprach mein Instinkt zu mir. Raus hier.
    Ich griff einen Monitor vom nächsten Tisch und warf ihn gegen das Fenster. Das Glas zerbrach und hinterließ in der Mitte ein riesiges Loch. Ich nahm den großen Locher vom gemeinschaftlichen Arbeitstisch neben der Tür und benutzte ihn, um die Überreste der Scheibe herauszuschlagen. Dann zog ich einen Stuhl heran, stieg darauf, stellte meinen Schuh auf den Fensterrahmen und sprang hinaus auf den Flur.

    Der Fahrstuhl zischte und vibrierte weiter nach oben, passierte den zweiten Stock. Ich legte einen Sprint durch den Flur hin. Ich pumpte fester mit den Armen, wusste, dass ich das Treppenhaus neben dem Fahrstuhl erreicht haben musste, bevor er noch höher kam und, wer auch immer darin sein mochte, mich sehen konnte. Ich zog an der Tür zum Treppenhaus und brauchte mehrere kostbare Sekunden, bis ich sie lautlos hinter mir geschlossen hatte. Auf der anderen Seite der Tür blieb der Fahrstuhl stehen. Die Schiebetür ging rasselnd auf, und jemand stieg aus. Ich benutzte das Geländer, um schneller hinunterzukommen, und ließ meine Schuhe nur leicht die Stufen berühren. Ich war halbwegs die zweite Treppe hinunter, als die Treppenhaustür über mir aufging.
    Ich stoppte mitten im Lauf, denn ich wollte nicht verraten, wo ich war. Wer auch immer da oben stand.
    Nora?
    Meine Hand rutschte vom Geländer. Es war die Stimme meines Vaters.
    Nora? Bist du da?
    Ich schluckte, wollte nach ihm rufen. Dann erinnerte ich mich an das Reihenhaus.
    Hör auf, dich zu verstecken. Lass mich dir helfen. Komm raus, damit ich dich sehen kann.
    Sein Ton war fremd und fordernd. In dem Stadthaus war die Stimme meines Vaters sanft und weich gewesen, als er anfangs zu mir gesprochen hatte. Dieselbe Stimme hatte mir gesagt, dass wir nicht allein waren und dass ich weggehen sollte. Als er dann wieder gesprochen hatte, hatte seine Stimme sich verändert. Sie hatte so mächtig und trügerisch geklungen. Was, wenn mein Vater tatsächlich versucht hatte, sich mit mir in Verbindung zu setzen? Was, wenn man ihn fortgejagt hatte und die zweite, fremde Stimme von jemandem
stammte, der nur vorgab, er zu sein? Vielleicht gab sich jemand für meinen Vater aus, um mich anzulocken.
    Schwere Schritte kamen die Treppe heruntergerannt und rissen mich aus meinen Spekulationen. Er verfolgte mich.
    Ich polterte die Stufen hinunter und versuchte nicht einmal mehr, leise zu sein. Schneller! , rief ich mir selbst zu. Lauf schneller!
    Er kam näher, war nur noch knapp eine Treppe entfernt. Als meine Schuhe das Erdgeschoss berührten, drängte ich mich durch die Treppenhaustür, durchquerte die Eingangshalle und warf mich zur Eingangstür hinaus in die Nacht.
    Die Luft war warm und still. Ich rannte zu den Betonstufen, die auf die Straße hinunterführten, als ich blitzschnell meine Pläne änderte. Ich kletterte auf das Geländer links neben den Türen und sprang ungefähr drei Meter hinunter in einen kleinen, grasbewachsenen Innenhof unter mir. Über mir öffneten sich die Bibliothekstüren. Ich drückte mich an die Betonwand, meine Füße berührten Gras und Unkraut.
    Als ich das langsame Tappen von Schritten hörte, die die Betonstufen herunterkamen, rannte ich den Block entlang. Die Bibliothek hatte keinen eigenen Parkplatz, sie teilte sich eine Tiefgarage mit dem Gerichtsgebäude. Ich rannte die Rampe hinunter, duckte mich unter der Schranke hindurch und suchte die Garage nach dem Neon

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