Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
nicht sanft.
»Und jetzt habe ich meine Meinung geändert!« Mein Gesicht war rot geworden, mein ganzer Körper war heiß vor Wut. Er behielt den Ring. Weil er wusste, wie viel er mir bedeutete. Er behielt ihn, weil, obwohl er zum Schutzengel aufgestiegen war, seine Seele noch genauso schwarz war wie an dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Und der schlimmste Fehler, den ich jemals gemacht hatte, war zu glauben, dass dem nicht so wäre. »Ich habe ihn dir gegeben, weil ich dumm genug war zu glauben, ich würde dich lieben.« Ich streckte meine Hand aus. »Gib ihn mir zurück. Sofort.« Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, den Ring meines Vaters an Patch zu verlieren. Er verdiente ihn nicht. Er verdiente es nicht, das einzig fassbare Erinnerungsstück an wahre Liebe zu behalten.
Patch ignorierte meine Aufforderung und ging.
Ich schlug die Augen auf.
Als ich die Lampe anschaltete, konnte ich wieder vierfarbig sehen. Ich setzte mich auf, ein heißer Adrenalinblitz wärmte meine Haut. Ich griff in meinem Nacken nach Patchs Silberkette, aber sie war nicht da. Ich fühlte mit meiner Hand auf den zerknitterten Laken, dachte, dass sie vielleicht heruntergefallen war, während ich schlief.
Aber die Kette war verschwunden.
Der Traum war Wirklichkeit gewesen.
Patch hatte einen Weg gefunden, mich zu besuchen, während ich schlief.
ELF
A m Montag setzte mich Vee nach der Schule an der Bibliothek ab. Ich nahm mir vor dem Eingang einen Augenblick Zeit, um meine Mutter für unseren täglichen Check – up anzurufen. Wie gewöhnlich erzählte sie mir, dass sie viel Arbeit hatte, und ich sagte ihr, dass es mir mit der Schule genauso ging.
Drinnen nahm ich den Aufzug zum Medienlabor im dritten Stock, checkte meine E-Mails, surfte auf Facebook und warf einen Blick auf perezhilton.com . Nur um mich noch ein bisschen zu quälen, googelte ich die Schwarze Hand noch einmal. Dieselben Links tauchten auf. Ich hatte auch nichts Neues erwartet, oder? Schließlich, als es keine weiteren Entschuldigungen mehr gab, es hinauszuzögern, schlug ich mein Chemiebuch auf und fing resigniert an zu lernen.
Es war schon spät, als ich beschloss, aufzuhören und einen Automaten zu finden. Draußen vor den Fenstern der Bibliothek, die nach Westen zeigten, stand die Sonne tief am Horizont, und die Nacht brach schnell herein. Ich ließ den Fahrstuhl links liegen und nahm die Treppen, weil ich merkte, dass ich etwas Bewegung brauchte. Ich hatte so lange gesessen, dass meine Beine schon angefangen hatten einzuschlafen.
In der Eingangshalle fütterte ich den Automaten mit ein paar Dollar und trug dann Brezeln und eine Dose Cranberrysaft zurück in den dritten Stock. Als ich ins Medienlabor zurückkam, saß Vee auf meinem Schreibtisch und hatte ihre
glänzend gelben Pumps auf meinen Stuhl gestellt. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus selbstgefälligem Amüsement und Ärger. Sie hielt zwischen zwei Fingern einen kleinen schwarzen Umschlag in die Höhe.
»Das ist für dich«, sagte sie und warf den Umschlag auf den Tisch. »Und das hier auch.« Sie hielt mir eine Bäckereitüte aus Papier hin, die oben aufgerollt war. »Ich dachte, du hättest vielleicht Hunger.«
Bei Vees verächtlicher Miene hatte ich bereits ein schlechtes Gefühl bei der Karte und konzentrierte meine Aufmerksamkeit lieber auf das, was sich in der Tüte befand. »Törtchen! «
Vee grinste. »Die Frau in der Bäckerei hat mir gesagt, sie seien biologisch-organisch. Ich bin mir nicht sicher, wie biologisch-organische Törtchen hergestellt werden, und auch nicht, warum sie mehr kosten, aber bitteschön.«
»Du bist meine Heldin!«
»Wie lange brauchst du noch, was meinst du?«
»Eine halbe Stunde, höchstens.«
Sie legte die Schlüssel für den Neon neben meinen Rucksack. »Rixon und ich gehen was essen, das heißt, du musst heute Abend allein nach Hause fahren. Ich hab den Neon in die Tiefgarage gestellt. Reihe B. Der Tank ist nur noch ein Viertel voll, also stell nichts Verrücktes an.«
Ich nahm die Schlüssel und versuchte, das unangenehme Gefühl in meinem Herzen zu ignorieren, das ich sofort als Eifersucht identifiziert hatte. Ich war eifersüchtig auf Vees neue Beziehung zu Rixon. Eifersüchtig darauf, dass sie Essen gehen wollten. Eifersüchtig, dass sie Patch jetzt näher war als ich; denn obwohl Vee es nie erwähnte, war ich mir sicher, dass sie Patch traf, wenn sie mit Rixon zusammen war. Soviel ich wusste, saßen die drei abends
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