Bis das Glück mich findet
brauchten beide das Gefühl, damit abschließen zu können.«
»Und haben wir das?«
Sie nickte. »Ich denke schon.«
Gestern Abend, als sie nebeneinander auf dem Sofa gesessen hatten, hatte sie ihre Seidenbluse über die Schulter geschoben, dann hatte er ihren BH geöffnet und ihre Brüste mit seinen Händen umfasst. »Du bist die schönste Frau der Welt«, sagte er und küsste sie erneut, und sie erwiderte den Kuss, und dann wurde es wild und leidenschaftlich. Sie hatte sich schwindlig gefühlt in Gregs Armen, mit Gregs Mund auf ihren Lippen. Für mich hat es immer nur Greg gegeben, nicht Brendan, dachte sie in diesem Moment. Ich habe einfach nur den falschen Bruder geheiratet. Greg verstand sie auf eine Weise, die Brendan für immer verschlossen bleiben würde. Greg würde für sie da sein und würde sie nie im Stich lassen. Während sie so eng umschlungen dasaßen, konnte Dominique es immer noch nicht fassen, dass dies tatsächlich Realität war, dass sie zum ersten Mal seit Langem wieder Lust und Leidenschaft empfand. Denn auch wenn sie sich bemüht hatte, die Liebesnächte mit Brendan so aufregend wie möglich zu gestalten, konnte sich das Vertraute eben nicht mit dem Reiz des Neuen messen. Das hier ist anders, dachte sie. Das hier ist so, wie es früher war. Aufregend und verboten und riskant. Und dies alles zusammen ließ sie vor Verlangen erzittern.
Dann hatte Greg sich plötzlich aus ihrer Umarmung gelöst und Dominique ins Gesicht geschaut. Sie starrte zurück. Ihr Schwager. Der Mann, den sie schon immer gerngehabt hatte. Der Mann, auf den sie sich stets verlassen hatte. Ihr Freund. Der Mann ihrer Freundin. Der Bruder ihres Mannes. Ein plötzlicher Schauder erfasste sie.
»Verzeih«, sagte er, »es geht nicht. Ich wollte es so sehr, aber ich kann es nicht tun.« Er habe ein ungutes, seltsames Gefühl dabei, erklärte er, es sei einfach verkehrt, auch wenn er noch so sehr wollte, dass es sich richtig und gut anfühlte. Er konnte nicht fassen, dass er so ihr sprach. Er hatte sich jahrelang danach gesehnt, es mit ihr zu tun. Aber sie mussten es bleiben lassen.
Sie hatte nachdenklich genickt. »Ich kann es auch nicht tun«, sagte sie, »obwohl ich es mir so sehr wünsche.« Sie sei ein ganz schlechter Mensch, fuhr sie fort, weil sie solche Wünsche habe, woraufhin er abwiegelte, nein, nein, er empfinde ja genauso. Sie las die Sorge und Befangenheit in seinen Augen und beugte sich zu ihm und küsste ihn. Aber diesmal war es ein Kuss ohne jede Leidenschaft. Es war die Art Kuss, die sie ihm schon immer gegeben hatte.
Sie war vom Sofa aufgestanden, hatte ihre Bluse wieder angezogen und ihm angeboten, auf ihrer Couch zu übernachten.
Dann war sie allein nach oben in ihr Bett gegangen. Und hatte geweint, auch wenn sie eigentlich nicht genau wusste, weswegen.
»Geht’s dir gut?«, fragte Greg.
Sie nickte. »Das alles war so …« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ist eigentlich alles okay zwischen uns beiden?«
»Das hoffe ich«, erwiderte er. »Wir sind schließlich Freunde, Domino.«
»Was haben wir uns eigentlich dabei gedacht? Warum haben wir so leichtfertig unsere Freundschaft aufs Spiel gesetzt?«
»Ich weiß es nicht. Anfangs hatte ich ein gutes Gefühl, und dann … dann auf einmal kam es mir so furchtbar verkehrt vor.«
»Die Sache ist die …« Ihre braunen Augen ruhten auf ihm. »Es wäre eigentlich gar nichts Unrechtes dabei gewesen. Du bist im Begriff, dich scheiden zu lassen. Ich bin von Brendan verlassen worden. Eigentlich gibt es nichts, was uns davon abhalten könnte, miteinander zu schlafen.«
»Das habe ich mir ja die ganze Zeit einzureden versucht«, pflichtete er ihr bei. »Und trotzdem …«
Dominique seufzte. »Ich weiß. Ich weiß. Es gibt gewisse Dinge, die kriegt man einfach nicht aus dem Kopf.«
»Es tut mir so leid«, sagte er.
»Mir auch.«
»Ich habe dich geküsst, weil ich mich immer noch irgendwie an Emma rächen will.«
»Ich weiß. Ich wollte mich an Brendan rächen.«
»Mein Gott. Wir beide sind ein schönes Paar, wie?«
»Für uns beide ist eine Welt zusammengebrochen.« Dominique seufzte. »Kein Wunder, dass wir nicht mehr klar denken können.«
»Du hast recht. Ich bin zu dir gekommen, weil ich so furchtbar unglücklich war. Und ich dachte, vielleicht könnten wir beide … Nun ja, schließlich lag diese Lösung irgendwie auf der Hand, nicht wahr? Du und ich. Wir beide.«
»Ja schon, aber sich aus diesem Grund zusammenzutun ist einfach nicht
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