Bis das Glück mich findet
einen neuen Freundeskreis aufbauen, und zwar mit Leuten, die nichts mit dieser total gestörten Delahaye-Sippe zu tun haben.«
»Sie sind nicht gestört.«
»Wie bitte?« Maeve schnaubte verächtlich. »Dein Ehemann macht sich klammheimlich aus dem Staub. Dein Schwager ist ein einziges Problembündel. June ist ein gemeines Miststück. Und Emma Walsh ist so was von sich eingenommen und hält sich für den Mittelpunkt der Welt. Das war schon immer so und wird sich auch in Zukunft nicht ändern.«
Gegen ihren Willen musste Dominique lachen. »Ist schon komisch. Früher dachte ich immer, meine eigene Familie ist gestört, wegen dieser Jesus- und Heiligenbilder, die überall im Haus verteilt sind, und wegen meiner Mutter, die die meiste Zeit nur in der Kirche verbracht hat.«
»Okay, die Religion stand bei euch zu Hause schon ein wenig zu sehr im Vordergrund«, gab Maeve zu. »Aber deine Eltern haben ein gutes Herz.«
»Jetzt vielleicht«, pflichtete Dominique ihr bei. »Aber weißt du noch, wie die beiden sich aufgeführt haben, als wir jung waren? Entweder wurde alles so gemacht, wie sie es sich vorstellten, oder gar nicht. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich darunter gelitten habe.«
»Ja, aber alles ändert sich mit der Zeit.«
»Irgendwann schon. Ich muss zugeben, meine Mutter steht hinter mir, was diese Geschichte mit Brendan angeht. Das hätte ich nie gedacht. Doch tief drinnen frage ich mich manchmal immer noch, ob sie nicht denkt, dass ich nun meine gerechte Strafe bekomme.«
»Domino!«
»Ich weiß, ich weiß. Ich bin genauso selbstbezogen wie Emma. Die übrigens sehr nett ist, wenn man sie näher kennt, selbst wenn wir momentan nicht miteinander reden.«
Maeve grinste. »Mach dir nichts daraus. Du hast ja mich.«
»Zum Glück. Es tut mir nur leid, dass wir so lange keinen Kontakt zueinander hatten.«
»Daran bin ich ja auch mit schuld«, gab Maeve zu. »Erst war ich in London und habe mich nur noch für mein Leben dort interessiert. Und als ich zurückkam, hattest du dich dermaßen verändert, dass ich dachte, wir hätten keine Gemeinsamkeiten mehr.«
»Aber jetzt, wo ich eine verlassene Ehefrau bin, jetzt haben wir wieder Gemeinsamkeiten?« Dominique schaute ihre Freundin fragend an.
»Jetzt, wo du wieder zu deinem früheren Ich zurückgefunden hast, jetzt haben wir wieder Gemeinsamkeiten«, korrigierte Maeve. »Und jetzt hör mal auf meinen Rat, Mädchen. Entspann dich. Geh mit Paddy O’Brien was trinken.«
»Ich hab dir gerade erklärt, warum das nicht geht.«
»Du hintergehst Brendan nicht«, erklärte Maeve. »Vielleicht kreuzt er ja eines Tages wieder auf, aber bis dahin kannst du dich doch nicht verkriechen.«
»Vielleicht will Paddy mehr von mir, als ich ihm geben kann.«
»Wenn du nicht mit ihm ausgehst, wirst du es nie erfahren.«
Dominique dachte an die Worte ihrer Freundin, als sie ein paar Wochen später einen Anruf im Golfclub entgegennahm und Paddys Stimme erkannte.
»Wie geht es denn so?«, fragte er.
»Danke, kann nicht klagen.«
»Ich fahre nächste Woche nach Dublin«, fuhr er fort. »Aber ich werde nicht in den Golfclub kommen. Ich wollte nur mal fragen, ob Sie Lust hätten, mit mir auf einen Drink zu gehen, irgendwo in der Stadt.«
Würde sie damit ihre Vergangenheit hinter sich lassen? Oder wäre es nur ein angenehmes Intermezzo in ihrem ansonsten einsamen Leben? Bis jetzt hatte sie in Dublin mit niemandem Umgang gehabt außer mit Maeve und Kevin. Auch wenn die beiden noch so verständnisvoll waren, so wollte Dominique doch nicht ständig das fünfte Rad am Wagen sein. Aber wenn sie nun mit Paddy ausginge, würde dadurch etwas ins Rollen gebracht werden, das sie nicht mehr aufhalten konnte? Oder machte sie mit ihrem ständigen Hinterfragen und Analysieren aus einer schlichten Einladung zu einem Drink eine allzu große Sache?
»Okay«, sagte sie nach einer Pause, während er geschwiegen hatte.
»Wunderbar.« Er hörte sich erfreut an. »Halb acht? Im Shelbourne?«
»Ja, das würde mir passen.«
»Dann bis bald.«
Sie legte auf. Sie hatte Herzklopfen bekommen und fühlte sich wieder wie ein junges Mädchen.
Am Mittwoch kam sie erst sehr spät von der Arbeit nach Hause, und so beschränkte sich das Zurechtmachen für ihr Date mit Paddy darauf, ihr marineblaues Kostüm gegen eine schwarze maßgeschneiderte Hose und eine ihrer zahlreichen cremefarbenen Seidenblusen einzutauschen. Den luxuriösen Stoff auf ihrer Haut zu spüren bereitete ihr ein sinnliches
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