Bis das Glück mich findet
beide, du und ich, was miteinander hätten«, erklärte Greg. »Und ich habe sie sogar irgendwie darin bestärkt, weil …«
»Greg!« Dominique schaute ihn entsetzt an. »Du hast sie in der Annahme bestärkt ,wir beide hätten ein Verhältnis miteinander?«
»Na ja, so direkt nicht.« Er machte eine betretene Miene. »Ich wollte mich an ihr rächen wegen Gabriel.«
»Warum wolltest du dich für etwas rächen, das sie sich nur eingebildet hat, das nur ein Produkt ihrer Fantasie war?«, fragte Dominique streng. »Um Himmels willen, Greg, findest du nicht auch, dass das absolut bescheuert von dir war? Ein Spiel mit dem Feuer?«
Greg rieb sich mit der Hand über die Wange und schaute Dominique aus müden Augen an. »Es war nicht …« Er hielt mitten im Satz inne und schluckte. Fast eine Minute lang schwieg er. »Ich habe alles dermaßen vermasselt«, sagte er dann verzweifelt. »Ich eigne mich nicht dafür, den Racheengel zu spielen. Ich habe alles und jeden verloren.«
»Nein, das stimmt nicht«, erwiderte Dominique. »Es gibt so viele Menschen, die dich gernhaben. Mich eingeschlossen.«
»Aber du gehst ja jetzt aus.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bleibe hier.«
»Oh, Domino.«
Er schaute so elend aus, so verzweifelt, dass sie ihn abermals in die Arme nahm. Er drückte sie an sich, dann gab er ihr einen Kuss. Auf die Wange, anfangs. Dann suchten seine Lippen ihren Mund. Und sie erwiderte den Kuss, denn sie dachte: Wie schön, wieder jemanden küssen zu können; wie zärtlich Gregs Küsse im Vergleich mit denen von Brendan sind. Greg küsste genau so, wie sie es sich all die Jahre vorgestellt hatte.
Ihr Handy piepte. Sie löste sich von Greg und schaute auf das Display. Es war eine SMS von Paddy, er könne leider nicht ganz pünktlich sein, aber würde so schnell wie möglich in die Bar kommen. Sie schob sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und schickte ihm ihre Antwort: Tut mir so leid. Plötzlicher Notfall. Muss absagen. Dann wandte sie sich wieder Greg zu. »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn es immer nur uns beide gegeben hätte«, sagte sie und knöpfte ihre Bluse auf.
Er schlief auf dem Sofa ein. Sie betrachtete ihn, wie er da lag, sein Gesicht, das selbst im Schlaf bekümmert wirkte. Sie machte sich Sorgen um ihn. Dieses Gefühl, hilflos und nichts wert zu sein, kannte sie nur allzu gut. Es konnte übermächtig werden und das ganze Leben beherrschen. Sie wusste noch genau, wie sie damals vor all diesen Jahren empfunden hatte; eine Art Nebel war in ihr Gehirn gekrochen, und in ihrem Körper und ihrem Geist hatte sich eine lähmende Lethargie ausgebreitet. Und Greg war es gewesen, der ihr aus dieser Starre herausgeholfen hatte.
Denn Greg hatte so etwas schon einmal erlebt. Dominique hingegen war hilflos, was Gregs Probleme anging. Sie wusste nicht, was sie tun musste, damit alles wieder gut würde. Aber sie musste ehrlich zu ihm sein.
»Ich liebe dich nicht.« Sie flüsterte es vor sich hin. Es hatte eine Zeit gegeben, wo sie geglaubt hatte, ihn vielleicht zu lieben. Oder zumindest, sich in ihn verlieben zu können. Es war ihr Geheimnis gewesen, tief verborgen in ihrem Inneren, begleitet von Schuldgefühlen. Jetzt wusste sie, dass es nur ein Hirngespinst gewesen war. Sie empfand zwar eine tiefe innere Verbundenheit mit Greg, aber aus einer ganzen Reihe von anderen Gründen, und nicht weil sie ihn liebte oder ihr Leben mit ihm verbringen wollte.
Sie hatte sich zu Greg hingezogen gefühlt, weil sie erkannte, dass auch er, genau wie sie, der Welt mit einem gewissen Unbehagen begegnete. Und dennoch schien er so viel besser als sie damit zurechtzukommen; also hatte sie ihn zu ihrem Helden erkoren. Aber er war alles andere als ein Held. Er war ein ganz normaler Mann, der sich stets bemühte, sein Bestes zu geben, wie alle anderen auch. Doch dann hatte sich herausgestellt, dass sein Bestes nicht gut genug war.
Manchmal reicht es eben einfach nicht, und wenn man sich noch so sehr anstrengt, dachte Dominique.
Greg war bereits wach, saß am Küchentisch und trank Kaffee, als sie am nächsten Morgen die Treppe herunterkam.
»Hallo«, sagte sie leise.
»Guten Morgen, Domino.« Er lächelte schief. »Danke, dass ich auf deinem Sofa schlafen durfte.«
»Jederzeit«, erwiderte sie. »Wie fühlst du dich?«
»Ehrlich gesagt, komme ich mir ziemlich dämlich vor. Ich hätte gestern Nacht nicht hierherkommen dürfen.«
»Ich bin froh, dass du gekommen bist. Wir mussten beide … wir
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