Bis das Glück mich findet
wohl recht, schätze ich. Er ist ein netter Kerl, Kelly. Ich mag ihn.«
»Ja, das ist er.« Kelly stand von ihrem Platz auf der Couch auf. »Und deshalb wird er wohl in Zukunft nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Bis morgen früh dann.«
Zwanzig Minuten später kam Brendan wieder nach unten, sein Haar noch feucht und ungekämmt nach seiner Dusche. Dominique hatte in der Zwischenzeit die schmutzigen Gläser in die Boxen gepackt, die Lizzie Horgan ihr zu diesem Zweck dagelassen hatte, und die Einwegteller in schwarze Plastikmüllsäcke gesteckt. Sie band gerade den letzten Sack zu, als Brendan in die Küche kam.
Seine Blicke wanderten durch den Raum, und sein geübtes Auge registrierte sofort die mangelhaft verputzte elektrische Leitung an einer Wand und die schadhafte Sockelleiste am Fußboden.
»Gabriel hat mir erzählt, dass eine deiner Freundinnen dich hier wohnen lässt«, sagte er.
»Ich habe das Haus gemietet«, erwiderte sie in scharfem Ton. »Ich zahle jeden Monat meine Miete mit dem Geld, das ich verdiene. Sie ›lässt‹ mich nicht einfach hier wohnen.«
»Und was musst du dafür tun, um so ein Gehalt zu bekommen?«
Sie erzählte ihm von ihrem Job im Glenmallon-Golfresort.
»Du hast dir den Job ganz allein beschafft?«
»Warum bist du so überrascht?«
»Ein richtiger Job«, sagte er verwundert. »Ich hätte nie gedacht, dass du dir einen Job suchen und deinen Lebensunterhalt selbst verdienen kannst. Ich hatte dich als einen ganz anderen Typ von Frau eingeschätzt.«
»Du hast keine Ahnung, welcher Typ ich eigentlich bin«, versetzte sie barsch. »Die hast du nie gehabt. Und ich hatte einen Job, ehe ich dich kennenlernte. Ich habe damals ja auch von meiner Arbeit leben können, nicht wahr?«
»Entschuldige.« Er ging zu ihr und legte ihr seine Hand auf die Schulter. »Ich wollte dich nicht herabsetzen.«
»Wirklich nicht?«
»Mach es mir nicht so schwer, Domino«, sagte Brendan. »Bitte.«
Sie hob den Kopf und schaute ihn verwundert an. »Was willst du von mir?«, fragte sie. »Dass ich dir augenblicklich verzeihe? Dass ich auf die Knie falle und dir danke, dass du wieder zurückgekommen bist?«
»Natürlich nicht. Aber …«
»Du hast mir das Herz gebrochen!«
»Das wollte ich doch nicht.«
»Wirst du ins Gefängnis müssen?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Ich habe gestern lange mit Ciara darüber geredet, wir werden uns bei der Polizei melden …«
Dominique lief es eiskalt über den Rücken.
»… aber sie meint, dass man eigentlich nicht viel gegen mich in der Hand hat, um mich wegen Betrugs anzuzeigen. Natürlich werden einzelne Streitpunkte vor Gericht verhandelt werden, was unsere Tochterunternehmen betrifft und dergleichen, doch das ist eine ganz andere Geschichte.«
»Kannst du ihnen das Geld zurückgeben?«
»Wem?«
»Na, diesen Leuten in Cork? Das Panama-Geld, das anscheinend nirgends aufzufinden war?«
»Ich hoffe, mich mit den Gläubigern einigen zu können«, erwiderte er. »Darüber muss ich auch noch mit Ciara reden. Nun ja, jedenfalls solltest du das Ganze einmal von dieser Warte aus betrachten, Domino. Wenn ich nämlich die Panama-Beteiligungen streng nach Vorschrift gehandhabt hätte, würde ich den Leuten ihr Geld wahrscheinlich nicht einmal zurückzahlen müssen, weil die Immobilienpreise in der Zwischenzeit so stark gefallen sind. Jetzt hingegen könnten sie möglicherweise sogar einen Teil ihres Geldes zurückbekommen. So gesehen stehen sie eigentlich durch mein Handeln besser da.«
»Darum geht es nicht.«
»Vielleicht nicht. Aber es ist nun mal Tatsache.«
»Du hättest dich niemals klammheimlich davonmachen dürfen.« Dominique akzeptierte stillschweigend, dass er vielleicht nicht ganz unrecht hatte, was den Barbados-Deal betraf. »Das hat mich mehr verletzt als alles andere. Dass du mir nicht gesagt hast, was los war.«
»Es war besser, dass du darüber nicht Bescheid gewusst hast, Domino. Ich hatte Angst, was es bei dir auslösen könnte.«
»Wovor hattest du Angst?« Ihr Ton war eisig. »Dass ich wieder Depressionen bekommen könnte? Du weißt doch, dass die Situation damals eine ganz andere war. Ich fasse es nicht, dass du auf solch einen Gedanken kommst.«
»Ich hatte Angst, du würdest dir die ganze Zeit Sorgen machen. Und ständig nachbohren und darauf herumreiten. Und das hätte ich nicht ertragen. Ich konnte es einfach nicht.«
»Ich habe mir ohnehin die ganze Zeit Sorgen gemacht. Wenn du mir was gesagt hättest, hätte ich
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