Bis das Glück mich findet
Greg. »Emma hat mich gebeten, im Haus zu übernachten. Sie hatte gestern Nacht noch angerufen. Sie kommt erst später.«
»Oh, okay.«
Sie berichtete Brendan, was Greg ihr aufgetragen hatte, woraufhin ihr Mann die Stirn runzelte.
»Ich will aber lieber nach Hause, nicht zu Gregs Haus.«
»Vielleicht nachher«, sagte sie. »Wenn wir die Lage ausgekundschaftet haben.«
»Kommen denn alle zu Gregs Haus?«, hörte man Kellys Stimme vom Rücksitz, die gerade Alicia und Charlie eine SMS geschickt hatte. Sie hatte ursprünglich keine Lust gehabt, ihre Eltern nach Cork zu begleiten, war jedoch zu dem Schluss gekommen, dass sie dort sein sollte, wo Action war. Außerdem wollte sie auf ihre Mutter aufpassen. Dominique war sehr blass und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Kelly war sich bewusst, dass sie selbst ebenfalls zwiespältige Gefühle hatte, was Brendans Rückkehr betraf. Zwar lebte sie ihr eigenes Leben und wohnte mit Alicia zusammen und musste sich wegen ihrem Dad keine Gedanken machen, doch für ihre Mum sah die Sache anders aus, denn diese hatte nach seiner Flucht ihr Leben wirklich total umgekrempelt und musste dies alles eventuell wieder rückgängig machen.
Ihr Dad machte sich was vor, fand Kelly, wenn er glaubte, einfach wieder in ihr Leben hereinplatzen zu können, als wäre nichts geschehen. Doch ganz egal, was er getan hatte, sie durften ihn jetzt keinesfalls im Stich lassen.
Als sie in Briarwood ankamen, regnete es in Strömen, und sie hasteten an Maurice ’ und Lilys Wagen vorbei, der bereits in der Einfahrt parkte, zum Haus. Als sie das Vordach erreicht hatten, öffnete Greg die Haustür.
»Hallo, Domino.« Er umarmte sie kurz und küsste Kelly auf die Wange. »Hi, Kells.«
Dann wandte er sich seinem Bruder zu.
»Na?«, lautete seine knappe Begrüßung.
»Wie schön, dich zu sehen«, sagte Brendan. »Ich habe dich vermisst.«
»Wir alle haben dich vermisst«, erwiderte Greg. »Wenn auch vielleicht aus verschiedenen Gründen.«
»Hast du vor, mir jetzt die Hölle heißzumachen?«, fragte Brendan.
»Nein«, erwiderte Greg, »das überlasse ich Mum.«
Aber Lily machte Brendan ganz und gar nicht die Hölle heiß. Als er durch den Flur in den Wintergarten kam, wo sie und Maurice bereits Platz genommen hatten, brach sie in Tränen aus. Brendan ging zu seiner Mutter und umarmte sie, und sie drückte ihn fest an sich und klopfte ihm immer wieder auf den Rücken.
»Es tut mir leid, Ma.« Auch Brendan hatte Tränen in den Augen. »Ich habe dich im Stich gelassen. Das wollte ich nicht.«
»Warum?«, fragte Maurice nur.
»Es ist alles schiefgelaufen. Plötzlich sind mir die Felle davongeschwommen, und ich konnte nichts mehr dagegen tun.«
Dominique nahm in der Ecke Platz, Kelly an ihrer Seite, und hörte zu, wie Brendan alles noch einmal erzählte. Wie oft werde ich mir das noch anhören müssen, dachte sie, seine Entschuldigungen, seine Rechtfertigungen, seine Beteuerung, dass das Ganze ein Fehler war? Sie glaubte ihm. Es war ihr klar, dass er es nicht bewusst darauf angelegt hatte, sein Unternehmen zu ruinieren oder Geld zu verlieren. Sie begriff auch, wie es dazu hatte kommen können, dass er sich plötzlich in einem Strudel der Ereignisse gefangen sah. Doch wegzulaufen und sie alle im Stich zu lassen, das stand auf einem anderen Blatt. Dieser Schritt war allein seine Entscheidung gewesen.
Kapitel 30
K urze Zeit später hörten sie von draußen das Knirschen von Autoreifen auf Kies, und dann klingelte es an der Haustür. Diesmal waren es June und Barry, die in den Wintergarten kamen, gefolgt von Greg.
»Du gemeiner Kerl!«, rief June erbost, noch ehe sie ihre kurze rote Jacke ausgezogen hatte. »Du hast uns um unser Geld gebracht mit deinen blöden, hirnrissigen Machenschaften.«
Brendan zuckte zusammen, aber er ließ zu, dass seine Schwester und ihr Mann ihn wüst beschimpften und beschuldigten, ein Fiasko angerichtet zu haben. Gabriel Brady hatte Brendan vorgewarnt, ihn darauf hingewiesen, dass einige Leute ihm die Hölle heißmachen würden, und hatte ihm empfohlen, sich auf einiges gefasst zu machen. Brendan hatte Dominiques Reaktion so ruhig wie möglich hingenommen, doch als er sich jetzt die Vorwürfe seiner zornentbrannten Schwester anhören musste, war er kurz davor, selbst die Beherrschung zu verlieren.
»Wie bist du nur auf die Idee gekommen, dass Weglaufen die beste Lösung ist?«, fragte Lily ihren Sohn, als June irgendwann die Puste ausgegangen war. »Wie konntest du
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