Bis das Glück mich findet
Emma fort. »Ich mag meinen Job, und außerdem habe ich dadurch Gelegenheit, mich untertags auch mal mit Erwachsenen zu unterhalten.«
»Verständlich.«
»Jedenfalls fand ich, ich sollte dir das mit dem Job selbst sagen, denn du hättest es ohnehin irgendwann erfahren. Außerdem bedeutet das wahrscheinlich, dass du mir nun weniger Unterhalt zahlen musst.«
»Du solltest diese Dinge mit deinem Anwalt besprechen«, erwiderte Greg.
»Ich weiß. Aber ich wollte mit dir reden, nicht mit ihm. Ich will nicht …« Emmas Stimme wurde brüchig. »Ich weiß, wir leben getrennt, und irgendwann wird die Scheidung durch sein, aber ich hasse es, wenn es zwischen uns so unpersönlich wird.«
»Bei einer Scheidung geht es nun mal unpersönlich zu.«
»Im Gegenteil«, widersprach sie. »Es wird dabei sehr persönlich.«
»Es kommt wohl darauf an, wie man es betrachtet, schätze ich.«
»Ich glaube, ich will damit sagen, Greg, dass ich nicht versuche, irgendetwas aus dir herauszuholen. Ich will nichts haben, was mir nicht zusteht. Ich weiß, diese Anwälte machen ihren Job, aber Tatsache ist, dass ich nie die Absicht hatte, dir wehzutun. Das musst du mir unbedingt glauben.«
»Du hattest also nie die Absicht, mir wehzutun?« Er schnitt seine Brotscheibe in der Mitte durch, dann halbierte er sie ein zweites Mal.
»Ich weiß.« Ihre Stimme zitterte. »Es ist verdammt dreist von mir, so etwas zu sagen, nicht wahr? Aber das, was ich getan habe, ist nun mal geschehen. Es war verrückt und bescheuert von mir, und ich habe nicht nachgedacht, ob ich dich verletze oder nicht. Ich habe überhaupt nichts gedacht.«
Greg nahm den Krug, der auf dem Tisch stand, und füllte Emmas Wasserglas auf.
»Ich hätte bei Dominos Hochzeit mit ihm schlafen sollen«, sagte Emma. »Ich hatte es geplant, weißt du? Ich hatte ein Kleid angezogen, in dem ich sehr sexy aussah, und Selbstbräuner aufgetragen und alles. Aber ich bin ihm nicht nahe genug gekommen.«
»Also hast du dich mir an den Hals geworfen.«
»Du warst real«, erwiderte Emma. »Er war nur ein Traum.«
So, wie Dominique eine Zeit lang mein Traum gewesen ist, dachte Greg.
»Ich habe sehr viel darüber nachgedacht«, fuhr Emma fort, »und ich möchte dir sagen, dass es nicht stimmt, dass ich dich nicht geliebt habe, Greg. Es war nur so …« Sie holte tief Luft. »Ich hatte zuvor immer alles bekommen, was ich mir eingebildet hatte. Als kleines Kind, in der Schule … alle anderen Mädchen wollten so sein wie ich, und ich habe nur mit dem Finger zu schnippen brauchen und all die Jungs bekommen, in die die anderen Mädchen verknallt waren. Ich weiß, es hört sich ziemlich armselig und kindisch an, aber genau so war es. Und es war so unheimlich wichtig für mich, dass Gabriel mich auch begehrte.«
Greg nickte schweigend.
»Du warst so nett und so lieb zu mir, aber das Problem war, dass du mich wolltest, so wie alle anderen Jungs mich wollten. Auch wenn du tausendmal netter und lieber warst. Gabriel war wie ein Hauptgewinn für mich. Ich weiß, sicher findest du mich jetzt noch oberflächlicher und selbstsüchtiger, als du es wahrscheinlich ohnehin tust, aber es ist die Wahrheit. Ich war regelrecht besessen von Gabriel, ich gebe es zu. Aber ich dachte auch, vielleicht kann ich mit ihm die Art Beziehung haben, die du mit Domino hattest.«
»Wir hatten uns doch geeinigt, weder über Domino noch über Gabriel zu reden«, erwiderte Greg mit fester Stimme.
»Ich wollte diese Nähe«, fuhr Emma unbeirrt fort. »Diese Art Seelenverwandtschaft, die ihr beide offenbar hattet. Ich dachte, ich könnte mich mit Gabriel auch so gut verstehen. Weiß der Himmel, warum ich nicht erkannt habe, dass ich diese Nähe mit dir hätte haben können.«
Greg schwieg.
»Ich war so dumm«, sagte Emma. »Ich habe nicht erkannt, dass es immer ein Geben und Nehmen gibt und dass ich mich vielleicht ein bisschen hätte ändern müssen, um wie Domino zu sein.«
»Ich habe dich nicht geheiratet, damit du eine zweite Domino wirst«, erwiderte Greg.
»Und ich habe dich nicht geheiratet, nur weil ich Gabriel nicht haben konnte, sozusagen als die zweite Wahl«, parierte Emma. »Ich will ganz offen mit dir sein, mir war nicht bewusst, wie sehr ich dich brauchte … wie sehr ich dich liebte, bis ich mit ihm geschlafen hatte. Ich weiß, das ist schrecklich«, fuhr sie fort, als er den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, »ich weiß, ich bin eine ganz schreckliche Person, und verstehe, warum du dich von mir scheiden
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