Bis das Glück mich findet
war er nach Südafrika geflogen, ohne sie vorher über diese Reise zu informieren; sie hatte zufällig im Golfclub davon erfahren.
»Ziemlich gut«, erwiderte er. »Ich war unten am Kap. Es ist wunderschön dort. Eigentlich erinnert mich die Gegend in vielerlei Hinsicht an Cork.« Er schmunzelte. »Es gibt dort sogar eine Stadt namens Bantry.«
»Tatsächlich?«
Er nickte. »Also ist es eigentlich eine zweite Heimat für mich.«
»Es freut mich, dass du dort so eine schöne Zeit hattest.«
»Ich habe dort ja gearbeitet«, erinnerte er sie. »Ich bin nicht hingefahren, um eine schöne Zeit zu haben.«
Doch dann lachte er. »Aber im Grunde hast du recht. Mir macht meine Arbeit nämlich einen Riesenspaß.« Dann schaute er sie mit sanften Augen an. »Und dir, Domino? Wie geht es dir?«
»Ach, du weißt ja.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich versuche, so gut es geht, damit zurechtzukommen.«
Er runzelte die Stirn. »Was genau meinst du damit?«
»Na, meine veränderte Situation«, erwiderte sie. »Brendans Rückkehr.«
»Er wohnt jetzt bei dir?« Paddy hob fragend eine Augenbraue.
»Ja. Im Moment, zumindest.«
»Im Moment? Hat er denn die Absicht, wieder auszuziehen?«
»Ich weiß es nicht.« Dominique warf Paddy einen unsicheren Blick zu. »Wir sind … noch zu keiner Entscheidung gekommen.«
»Verstehe.«
»Das alles ist nicht so einfach.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Nein, das kannst du nicht.«
»Wahrscheinlich nicht«, gab Paddy zu. »Die Trennung von meiner Frau verlief nach dem üblichen Schema, sowohl, was das Private betrifft, als auch, wie die Presse damit umgegangen ist. Doch wenn ich es richtig mitbekommen habe, nehmen Brendans alte Freunde ihn anscheinend mit offenen Armen wieder auf.«
»Das wird sich noch zeigen«, erwiderte Dominique schulterzuckend. »Solche Freundschaften sind bisweilen sehr kurzlebig. Und deshalb kann ich mich jetzt auch nicht einfach von ihm abwenden.«
»Liebst du ihn noch?«, fragte Paddy.
Normalerweise wagten nur jene, die sehr vertraut mit ihr waren, so eine persönliche Frage zu stellen. Paddy O’Brien hatte bis jetzt nicht dazugehört.
Schweigend wartete er auf ihre Antwort.
»Diese Frage kann ich noch nicht beantworten«, sagte sie schließlich.
»Oh, Domino.« Paddy schaute sie mitfühlend an. »Kann es sein, dass du immer noch nicht weißt, was du willst?«
»Du hast recht«, gab Dominique zu. »Aber es geht mir gut. Ich komme schon zurecht.«
»Zurechtkommen ist nicht genug. Du solltest mehr von deinem Leben erwarten.«
In diesem Moment klingelte das Telefon, und Dominique griff zum Hörer.
Paddy wartete, während sie mit einem Clubmitglied redete, doch als das Gespräch zu lange dauerte, zuckte er entschuldigend die Schultern und ging fort. Und ließ sich auch den ganzen Tag lang nicht mehr bei ihr blicken.
Wieder zu Hause in Fairview stellte Dominique fest, dass Brendan nicht da war. Sie tauschte ihr marineblaues Kostüm und die weiße Bluse gegen bequeme Sweathosen und einen leichten Fleecepulli. Dann ging sie ins Wohnzimmer, machte die Terrassentür zum Garten weit auf, setzte sich vor der offenen Tür in einen Sessel und betrachtete versonnen das hohe Bambusgehölz, dessen Halme sich leicht im Wind wiegten.
Sie musste daran denken, dass sie in ihrem ersten Haus in Firhouse auch immer so dagesessen hatte. Brendan hatte an beiden Mauern zu den Nachbargärten Bambus gepflanzt. Er mochte diese Pflanzen. Er fand sie beruhigend. Sie fand das auch. Und zu der Zeit ihrer Depressionen hatte sie oft in der Küche vor der offenen Terrassentür gesessen und dem Rascheln der schmalen grünen Blätter im Wind gelauscht.
Dominique stand wieder von ihrem Sessel auf und ging zu der Nische neben dem offenen Kamin, wo unter dem Wandregal eine Kommode stand. Sie zog die Schublade auf und nahm einen großen Karton heraus, der einst einen Satz Bechergläser aus Waterford-Kristall beherbergt hatte. Jetzt war er voll mit Fotos.
Fotos von früher, denn in den letzten Jahren hatten sie mit ihrer Digitalkamera fotografiert oder mit der Videokamera gefilmt, statt den alten analogen Olympus-Fotoapparat zu benutzen, den Brendan eigens für ihre Flitterwochen auf Mallorca gekauft hatte. Fast alle Fotos, die damals gemacht worden waren, befanden sich in dem Karton. Fotos von ihnen beiden auf der Hochzeitsreise – sie knackig braun, er mit Sonnenbrand und sich schälender Nase. Fotos von Kelly, Schnappschüsse, die Brendan gemacht hatte, als Kelly noch ein
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