Bis das Glück mich findet
dir.«
»Manchmal tut man sich schwer, sich denjenigen anzuvertrauen, die einem nahestehen«, erwiderte Gabriel. »Bisweilen muss man ein bisschen weiter ausholen.«
Dominique starrte ihn an. »Geht es dir eigentlich gut?«, fragte sie. »Da oben in deiner abgeschiedenen Pfarrei? Ohne einen Menschen, der dir nahesteht?«
»Ich habe Gott«, erwiderte Gabriel schlicht.
»Na, dann geht es uns beiden ja gut.«
»Ja.« Gabriel umarmte sie.
Und zum ersten Mal seit langer Zeit erwiderte Dominique seine Umarmung.
Zwei Tage später brachte Emma in Cork ihr Baby zur Welt.
Brendan, Kelly und Dominique fuhren am Wochenende nach Cork, um den jüngsten Spross der Großfamilie Delahaye zu begutachten – einen fast acht Pfund schweren Jungen, der mit seinem hellbraunen, lockigen Haarschopf und den strahlend blauen Augen Brendan wie aus dem Gesicht geschnitten war.
»Du meine Güte«, sagte Dominique zu Brendan, als sie den kleinen Jungen zum ersten Mal zu Gesicht bekam. »Gut, dass ich mir sicher bin, dass du und Emma nie was miteinander hattet. Er ist eine Miniaturausgabe von dir.«
»Wirklich ein hübscher kleiner Kerl«, bemerkte Brendan und schaute zu, wie sein Neffe seinen Zeigefinger umklammerte.
»Da hast du recht.« Dominique hatte einen Kloß im Hals.
»Möchtest du ihn mal halten, Domino?«, fragte Emma von ihrem Polstersessel aus. Sie hatte Make-up aufgelegt, doch selbst eine dicke Schicht Touche Éclat konnte ihre Augenringe nicht kaschieren. »Er ist das ruhigste, zufriedenste Baby auf der Welt«, fügte sie hinzu.
Dominique nahm den kleinen Lugh auf den Arm und betrachtete ihn, während er sie eine Zeit lang mit großen Augen anschaute, ehe er diese wieder schloss, sodass man meinen konnte, er habe sie in seinem Gedächtnis gespeichert.
»Bitte, darf ich ihn mal halten!« Kelly war ganz ungeduldig, und Dominique wies sie an, sich hinzusetzen, und dann legte sie ihr Lugh in den Arm.
»Er ist ja so süß!«, rief Kelly begeistert. »Ich wollte, es wär unser Baby.«
Dominique schwieg betreten. Sie wünschte, sie würde sich nicht so verdammt schuldig fühlen, jedes Mal, wenn sie ein Baby sah. Sie wünschte, sie würde sich nicht als diejenige sehen, die verhinderte, dass Brendan und Kelly eine größere Familie hatten. Aber es ging ihnen doch gut so, zu dritt.
»Das hast du gut hingekriegt, Junge.« Brendan klopfte Greg herzhaft auf die Schulter.
»Vielen Dank.« Greg sah genauso müde aus wie Emma und betrachtete, wie es schien, seinen neuen Status mit leichter Ironie.
June und Barry mit ihren drei Kindern kamen ebenfalls, um das neue Baby anzuschauen, und alle machten sie ein Mordstrara um den kleinen Lugh. Nach einer Weile schickte man die Kinder nach draußen zum Spielen, während sich die Erwachsenen gemütlich zusammensetzten und plauderten.
Es gab zwei Gruppen. Die Männer unterhielten sich noch kurz über das Baby, wandten sich dann jedoch schnell dem Thema Sport zu und der Unfähigkeit der Trainer, geeignete Spieler für das County-Team auszuwählen (ein Lieblingsthema, das bei jedem Zusammentreffen neu aufgerollt wurde). Die Frauen tauschten Erfahrungen mit ihren Babys aus, wobei June Emma mit Ratschlägen überhäufte, wie diese sich am besten um den kleinen Lugh kümmern sollte. Dominique schwieg die meiste Zeit. Sie konnte nicht viel zu dem Thema beitragen, fand sie. Es sei denn, Emma bekäme ebenfalls eine postnatale Depression, dachte sie in einem plötzlichen Anfall von Belustigung. Darin wäre sie, Dominique, nämlich die absolute Expertin.
Dominique hatte June noch nie besonders sympathisch gefunden. Ihre ältere Schwägerin machte sich immer so wichtig, wenn sie ihre Ratschläge über Babypflege und Haushaltsführung austeilte, und verstand es, Dominique das Gefühl zu geben, unerfahren und naiv zu sein. Gleichzeitig jedoch war June eine richtig glamouröse junge Mutter. Im Gegensatz zu Emma, deren trendige, schicke Kleidung aus den normalen Läden stammte, prägte edler Designerschick, kombiniert mit auffälligen modernen Schmuckstücken, Junes Garderobe. Sie war stets raffiniert geschminkt und bevorzugte schwere Düfte – wie Brendan einmal bemerkte, wusste man immer, wann June zu Besuch gewesen war, weil immer Stunden danach ihr Parfum im Raum hing. Auch wenn Dominique June eher selten begegnete, fühlte sie sich dennoch eingeschüchtert von ihr.
»Nun, jetzt, wo ihr herausgefunden habt, wie es geht, wird es ja vielleicht in absehbarer Zeit noch mehr kleine Delahayes
Weitere Kostenlose Bücher